57. Fast erwischt...

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Nachdem ich die heutige Nacht des neuen Jahres so lange wach blieb und feierte, ging es mir auch dementsprechend am nächsten Morgen.

,,Judy, Nick!", weckte mich plötzlich die erbarmungslose Stimme meiner Mutter von unten. ,,Kommt ihr essen?"

,,Mmmh...", grummelte ich in Nicks Fell. So, wie ich mich ins Bett lag, blieb ich in der selbigen Lage, wie ich auch eingeschlafen bin.
,,Judith!", rief sie mich plötzlich bei meinem vollen Namen.

,,Möhrchen, komm schon...", murmelte er, als wäre er noch halb am Schlafen.
,,Wie kann ein Tier so früh am Morgen so produktiv sein?", nuschelte ich mürrisch.
,,Früh am Morgen? Du bist ja lustig. Es ist fast 15 Uhr.", klärte er mich argwöhnisch auf.
,,Oh... Egal, ich steh' nicht auf. Das kannst du vergessen.", winkte ich ab und schloss meine Augen wieder.
Ich konnte hören und spüren, dass er aufstand, denn mein riesiges, warmes Kissen hat mich verlassen.
,,Du stehst jetzt sofort auf, oder...", erklärte er vielversprechend. ,,Du wirst bestraft."

Ich konnte mir mein Grinsen nicht verkneifen. ,,Bestraft? Inwiefern?", hakte ich nach.

,,Hmm.", hörte ich ihn nachdenklich. ,,Indem ich...", überlegte er  in einem anzüglichen Ton.

,,...dich abknutsche."

Okay?!

Mir lief ein angenehmer Schauer den Rücken hinunter.

Ich beschloss weiterhin regungslos da herum zu liegen. Zum einem, da ich müde war und zum anderen, da ich sehen wollte, was Nick tun würde.

,,Okay, Möhrchen. 3..."

,,...2...", zählte er hinunter.

Doch meinerseits kam keine Reaktion.

,..1. Gut, du hast es so gewollt."

Im nächsten Moment stürzte er sich förmlich wie ein wildgewordener Fuchs auf mich und drückte seine Lippen auf meine.

Jetzt war ich wach.

Aber er machte keine Anstalten davon, aufzuhören. Stattdessen machte er weiter. Und der Kuss wurde immer inniger. Langsam schlang er seine Arme um meine Taille.

Ich vergrub meine Pfote in seinem Fell und brachte es noch mehr durcheinander, als es eigentlich schon war. Er zog mich sanft noch näher zu ihm. Ich erwiderte jeder seiner Küsse und musste zwischendurch hineingrinsen. Ich hätte schwören können, dass er das Selbe tat. Ich streichelte am Kopf durch sein Fell und drückte ihn ebenso noch näher an mich...

Als es gerade anfing spannend zu werden, hörten wir auf einmal die rufende Stimme meiner Mutter und wie sie säuerlich die Treppen hochgestapft kam.

Blitzschnell lösten wir uns voneinander und versuchten so zu tun, als wäre alles in Ordnung, doch ein Blick zu Nick verriet mir, dass ich ihn vielleicht ein wenig zu sehr zugerichtet hatte. Ich vermutete, dass ich nicht viel besser aussah.
Nicks Gesichtsausdruck ließ darauf hinweisen, dass er ein wenig enttäuscht war.

,,Judy?", Mom öffnete die Tür und hielt inne, als sie uns sah. Ihr Blick sah ein wenig geschockt aus.
,,Meine Güte, das heute Nacht war wohl ein bisschen zu lang, oder?"

Innerlich musste ich erleichtert seufzen. Gut, dass sie auf keine anderen Ideen kam.

,,Ja, das stimmt.", gähnte ich.
,,Wie auch immer. Kommt ihr runter? Es gibt Pancakes.", fragte sie freudig.
Sofort sprang ich auf, denn ich hatte ziemlich Hunger.
,,Klar."

Das hätte ordentlich in die Hose gehen können, hätten wir sie nicht gehört. Vielleicht sogar wortwörtlich. (Okay, I'm sorry😂)
Ich will es mir gar nicht vorstellen.

Aber, wenn uns niemand gestört hätte, wie weit wäre es dann gekommen...?

Der Gedanke ließ mich, während ich aß, die Ganze Zeit nicht in Ruhe.

Als meine Eltern sich wieder nach draußen begaben, weil sie sich vermutlich um die Felder kümmern mussten, hatte ich wieder Zeit um mit Nick zu reden.

Geduldig warteten wir, bis wir auch wirklich die Einzigen im Raum waren.

,,Oh man...", seufzte ich erledigt und ließ meinen Kopf herunterhängen.
,,Judy, du musst es ihnen endlich sagen, früher oder später werden sie es sowieso erfahren!", wies mich Nick entsetzt zurecht. Gequält kniff ich meine Augen zusammen. ,,Willst du ernsthaft, dass sie es so erfahren? Heute hattest du nur Glück, aber beim nächsten Mal? Entweder sie erfahren es so, oder von dir persönlich. Die zweite Option wäre vernünftiger."

Nick machte mir Druck und ich kann mich nicht überwinden, ihnen die Wahrheit zu sagen. Er versteht das nicht! Jeder. Jedes einzelne Geschwisterteil von mir war immer nur mit seinesgleichen zusammen. Und dann komme ich und zerstöre dies sozusagen. Klar, es ist meine Entscheidung mit wem oder was ich zusammen bin. Trotzdem graut es mir davor, wie nicht nur meine Eltern, sondern gar meine ganze Familie darauf reagieren würde. Ich möchte noch warten. Wenn es nach mir ginge, würde ich es nur ewig vor mich hin schieben. Meine Eltern können auch wunderbar ohne diese Gewissheit leben!

Manchmal würde ich mich am liebsten selbst ohrfeigen.

,,Komm schon, Möhrchen.", grinste er und legte seinen Arm beruhigend um mich. ,,Du brauchst vor nichts Angst zu haben.", er verführte mich mit seinem unwiderstehlichem Lächeln.

Ich wusste, weshalb er sich noch so ,,begehrt" benahm.

,,Sie werden dich schon nicht umbringen. Apropos umbringen. Danke für die Massakrierung von meinem Fell.", merkte er belustigt an.

Ich schmunzelte verlegen und senkte den Kopf, da sein verdammtes Grinsen mich um den Verstand brachte. Aber er zog mir wieder einmal einen Strich durch die Rechnung und hob mein Kinn an, sodass ich wieder gezwungen war, in seine Augen zu schauen.

Er gibt mir einfach jedesmal das Gefühl, etwas Besonderes zu sein.

Er konnte sich dieses Mal wieder nicht zusammenreißen und küsste mich wieder und ließ mich alles um mich herum vergessen.

,,Ach du grüne Möhre...", hörte ich plötzlich eine kindliche Stimme murmeln, woraufhin wir sofort unsere Tätigkeit stoppten.

Als wir aufsahen, erkannte ich, dass es Charlie, eine meiner jüngeren Schwestern war, die uns entsetzt angaffte. Sie sah so aus, als hätte sie eben einen Geist gesehen.

Ich machte riesengroße Augen.

,,Judy?! Du und Nick?! Ihr?!", sie fing an hysterisch zu kreischen. ,,Mom!!"

,,Nein! Psch, Charlie!", flüsterte ich schockiert und hielt ihr den Mund zu.
,,Hör zu, Charlie. Kein Sterbenswort zu Mom, sie darf das nicht erfahren!", forderte ich hektisch.

Charlie starrte mich beängstigt an.

,,Wieso nicht?", nuschelte sie kleinlaut.
,,Weil..., das verstehst du noch nicht!"
,,D-Dann seid ihr Beide also ein Pärchen?", fragte sie hoffnungsvoll und funkelte mich mit ihren riesengroßen himmelblauen Augen an.
Ich seufzte. ,,Ja, aber das bleibt unser kleines Geheimnis, okay?", flüsterte ich und hielt meinen kleinen Finger empor.

Sie zog zuerst ein trotziges Gesicht.

,,Okay.", sie verschränkte ihren kleinen Finger in meinem. ,,Aber...", wendete sie ein. ,,Ihr erzählt mir, wie das zwischen euch passiert ist."

Ich atmete entnervt aus. ,,Okay...", antwortete ich unwillkürlich.

Kurz danach mussten wir ihr alles erzählen, was zwischen Nick und mir vorgefallen ist. Sie ließ mir schließlich keine andere Wahl.

Ich bemerkte, dass es immer riskanter wurde, diese gespielte Freundschaft aufrecht zu erhalten. Ich begann mir wirklich die Frage zu stellen, wie lange ich das noch hinbekommen würde und wie lange Nick noch geduldig mit mir bleibt...

Zoomania: More than a friendship, less than a relationshipWo Geschichten leben. Entdecke jetzt