Fluch der Karibik • das mächtige Elixier

4. alles hat seinen Preis

Meine Gedanken schweiften immer wieder zu dem, was Leyssi und Jack gesagt hatten - der Anführer der Dutchman durfte kein Herz besitzten -, aber da ich keine Klarheit in meinem Kopf bekam, nahm ich mir das nächste Rätsel vor: Leyssi.
Wenn sie sich verwandeln konnte in welches Tier auch immer, dann hätte sie schon längst bei der Flying Dutchman sein können, indem sie zu einem Vogel oder Delfin würde. Anscheinend brauchte sie den Kompass von Jack, den sie in Tortuga geöffnet hatte. Und da Jack ihn nicht hergeben wollte, war sie an die Pearl gebunden. Dann blieben nur noch die Fragen, was so besonders an dem Kompass war und was sie von diesem William Turner wollte.
"Captain! Dort ist ein Schiff!"
Ich erschrak. Der Ruf hatte mich völlig aus den Gedanken gerissen. Ich drehte mich in die Richtung, aus der er gekommen war und erkannte den ziemlich kleingewachsenen Mann, der Marty hieß und nun neben Jack stand.
"Die Flying Dutchman," meinte er und zeigte mit der Hand auf die See.
Ich lief zu ihnen und erkannte am Horizont ein größeres, mächtig wirkendes Schiff, das stetig näher kam.
Schließlich stand es neben der Pearl und übte einen wahrlich einschüchternden Eindruck aus: Gigantische, schwere Segel, massives Holz und fast doppelt so groß wie die Black Pearl. Ich erkannte Algen und Muscheln an dem Holz, als wäre es schon seit Monaten ein gesunkenes Wrack, das langsam ein Teil des Meeres wurde.
"Captain Jack Sparrow!?" Ein junger Mann war vorgetreten. Seine fast schulterlanges, braunes Haar war mit einem Tuch vom Gesicht abgeschirmt.
"William!" antwortete Jack.
Das war also Will Turner, der Mann ohne Herz.
Er nahm sich ein Seil und schwang herüber auf die Pearl. "Was gibt's?"
"Kann man nicht einfach einen Freund besuchen, weil man ihn vermisst?"
"Doch sicher. Aber wir wissen beide, dass das nicht zu dir passt."
Jack verdrehte kurz die Augen. "Wie es aussieht, übernehme ich von nun an Kurieraufträge. Dieses entzückende Frauenzimmer wollte dich unbedingt sehen." Er deutete auf Leyssi, die urplötzlich neben mir stand.
"Ich muss mit dir reden", meinte sie und hatte wohl nicht vor, es hier zu tun, denn sie schritt auf die Kabine zu, die sich unter der Erhöhung befand. Will folgte ihr und überraschender Weise auch Jack.
"Du hältst dich daraus!" befahl Leyssi im beinahe barschen Ton und Jack blieb stehen.
Als die Zwei verschwunden waren, drehte er sich zu mir um. "Unfassbar, oder?!" rief er übertrieben dramatisch und ging dann beleidigt davon.

Nach einiger Zeit, die ich das mysteriöse Meeresschiff betrachtet hatte, flog ein Rabe aus der Kabine und landete auf dem Mast der Dutchman. Ich fragte mich, wieso sie sich verwandelt hatte und was die Zwei besprochen hatten.
Nun kam auch Will aus der Kabine, aber er sah merkwürdigerweise ziemlich aufgewühlt aus. Was war nur los?
Er nahm sich ohne ein Wort zu sagen ein Seil und schwang zurück auf sein Schiff. Und schon entfernte sich die majestätische Flying Dutchman.
Ich blickte zu Jack, der hinter dem Steuerrad stand. Doch auf einmal waren vor der Erhöhung zwei große Säcke zu sehen. Goldmünzen rieselten heraus und bedeckten den Holzboden. Wo waren die denn bloß hergekommen?
"Captain?" rief Gibbs überrascht und beäugte das Gold.
"Die Belohnung. Leyssi hat sie hergezaubert," erklärte Jack knapp und wirkte noch immer unzufrieden.
Ich blickte zu Gibbs, der auf das Gold starrte, das eifrig von Pintel und Ragetti gezählt wurde.
"Sie besitzt die Kraft, Dinge von einem Ort an einen anderen zu zaubern," begann er verschwörerisch zu erzählen. "Manche denken, dass dies und das Verwandeln ihre einzigen Fähigkeiten wären."
Erstaunt blickte ich zu den schillernden Goldmünzen, die bei jedem Kontakt mit Sonnenlicht aufblitzten. Dann wanderte mein Blick zu Jack, den das Ganze überhaupt nicht zu interessieren schien. Stattdessen lenkte er die Pearl aus der windigen Bucht heraus.