Ich vernahm eine Stimme. Ich verstand nicht was sie sagte, aber ich hörte sie. Konzentriert versuchte ich ihr zu lauschen, sie zu verstehen, als sie abrupt stoppte.
Stille...
Plötzlich hörte ich ein Schluchzen. Es tönte so verzweifelt und brach mir damit beinahe das Herz.
Mit all meiner Kraft öffnete ich meine Augen. Ich verspürte furchtbare Schmerzen, aber die waren erstmals zweitrangig. Wo war ich?
Dumpf erschienen vor meinem Inneren Auge Bilder. Christian mit einem Messer in der Hand. Er wollte mich umbringen. Doch ich war nicht tot, oder?
Verwirrt schaute ich auf den Bettrand. Ein Junge, mit haselnussbraunen Haaren, sass weinend auf ihm. Sein Kopf war in seine Hände gelegt und er atmete ungleichmässig. Mein Cousin...
Ich probierte Töne von mir zu geben, doch es gelang mir nicht. Ich war zu schwach dafür. Deshalb hob ich langsam meine Hand, die an einem Schlauch angemacht war, und legte sie über Gastons. So gut es ging, drückte ich sie und versuchte den Jungen so irgendwie zu trösten.
Als ob ihn der Blitz getroffen hätte, schaute er auf. Sein Blick war geschockt, traurig und verwirrt. Seine Augen waren rot und dunkle Schatten lagen unter ihnen. Ging es ihm wegen mir so schlecht?
Er brauchte einige Momente bis er verstand was vor sich ging. Überrascht sprang er vom Bett und riss seine Augen dabei auf.
"Luna?" fragte er ungläubig. "Ich dachte du... du...". Seine Stimme brach ab und er nahm mich in den Arm. Es tat gut seine Wärme zu spüren, zu spüren, dass ich nicht alleine war. Ich hatte jemanden bei mir.
Als er sich wieder von mir löste, drückte er einen Knopf hinter meinem Kopf und schaute in meine Augen. Ein traurig aussehendes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
Er wollte gerade etwas sagen, als sich die Tür öffnete und ein Arzt hineinstürmte und Gaston herausschickte.
Mein Cousin sagte noch schnell: "Ich ruf Matteo an" und ging dann aus dem Raum.
"Soweit wäre alles gut, Frau Valente. Sie sollten sich jedoch noch einige Tage erholen" erklärte der Arzt und schaute dabei auf ein Blatt. Er kritzelte etwas drauf und verabschiedete sich anschliessend freundlich.
Ich atmete aus. Er war gut zwanzig Minuten bei mir und hatte diverse Tests durchgeführt.
Erschöpft liess ich mich in mein Kissen fallen und schloss meine Augen. Lange ausruhen konnte ich mich jedoch nicht, da es ein paar Minuten später an der Tür klopfte. Gönnte mir den niemand ein wenig Ruhe?
"Ja?" rief ich mit all meiner Kraft. Die Tür schwang auf und Matteo und Lillie betraten das Zimmer.
"Luna" schrie Lil mit glasigen Augen und nahm mich sanft in den Arm. Sie sah gar nicht gut aus. Sie war halb abgemagert und extrem bleich. "Alles ist gut" schluchzte ich in die Umarmung. Nur wegen mir ging es ihr so schlecht.
"Hey Kratzbürste" sagte Matteo, als sich meine Beste Freundin von mir löste. Er schaute mich liebevoll an. Auch er sah nicht gerade fit aus. Ich hätte niemals gedacht, dass ausgerechnet er, sich Sorgen um mich machte.
Er machte Anstalten mich zu umarmen, jedoch entschied er sich verlegen dagegen. "Ach Snob, komm her" sagte ich und breitete meine Arme aus. Ich wusste nicht was mit mir los war, aber gerade wollte ich einfach nur seine Nähe spüren.
Er schaute mich zuerst verblüfft an, doch schon wenige Momente später hatte er sich wieder gefangen und nahm mich grinsend in seine starken Arme.
Lange verharrten wir in dieser Pose, als ich bemerkte, wie die Tür aufging. Mein Cousin kam in den Raum. Zuerst wollte er lächelnd auf mich zulaufen, als er Lillie bemerkte. Plötzlich änderte sich seine ganze Haltung und er wirkte irgendwie nervös. Auch Lil wirkte plötzlich verändert.
"Ehm, was ist hier los?" fragte Matteo, der anscheinend auch von dem merkwürdigem Verhalten Wind bekommen hatte. Verblüfft schaute er dabei zwischen den Beiden hin und her.
"Nichts, nichts, aber ich glaube wir sollten euch mal alleine lassen. Ausserdem denke ich, dass auch Gaston und ich etwas zu klären haben" erklärte das Mädchen und spielte nervös an ihrem Armband herum.
Ich nickte verblüfft und die beiden gingen. Was zum Teufel war dort los? Grosse Verwirrung machte sich in mir breit.
"Matteo, weisst du etwas, was ich nicht weiss?" fragte ich ihn und schaute ihm dabei in die Augen. Er sah echt fertig aus. Ich spürte wie mein Herz anfing zu schmerzen. Ich konnte nicht leugnen, dass ich Matteo gerne hatte.
"Nein, aber um ehrlich zu sein, ist das für mich jetzt erstmals zweitrangig. Viel wichtiger ist die Frage, wie es dir geht". Matteo setzte sich auf den Bettrand und fuhr mir liebevoll durch die Haare.
"Es ging mir schon deutlich besser, aber ich bin wach und das ist die Hauptsache." gestand ich ihm ehrlich. Er nickte, währendem er auf die Bettdecke schaute.
"... Und dir?" fragte ich zögerlich, woraufhin Matteo schwer seufzte. Mit der rechten Hand fuhr er sich durch die wuscheligen Haare und schloss kurz die Augen.
"Ich will ehrlich zu dir sein. Die letzten Wochen waren schrecklich. Du bist mir... sehr wichtig. Wir kennen uns noch nicht lange und wir hatten so einige Startschwierigkeiten, aber trotzdem mag ich dich. Ich habe einfach gemerkt was für eine.... gute Freundin du bist. Ich hatte Angst dich für immer zu verlieren. Ich hatte Angst, dass dein Lächeln, das ich leider viel zu selten gesehen habe, nie mehr erstrahlt. Ich hatte Angst, dass mit dir... auch Teil von mir stirbt".
Matteo musterte mich. Ich sagte nichts, lag einfach still dort. Ich wusste nicht was ich auf so ein Geständnis erwidern könnte. Mein Kopf war wie leer gefegt. Es war unbeschreiblich, was gerade in mir vorging. Ich hatte einen riesen Knoten in meinem Kopf.
"Ich denke, ich sollte jetzt langsam gehen. Du brauchst Ruhe, damit du schnell wider auf die Beine kommst" erklärte der Junge, der so ein Durcheinander in mir auslöste, und kratzte sich dabei am Kinn.
Ich biss mir auf die Lippen und nickte schliesslich. Mit gesenkten Kopf stand Matteo auf und lief zu der Tür. Er legte seine Hand schon auf den Türknauf, als er sich noch einmal zu mir umdrehte. Er schaute mir direkt in die Augen und mein Herz machte Luftsprünge.
Er atmete schwer aus und drehte sich wieder weg. Nun öffnete er die Tür endgültig und verliess den Raum.
Kopfschüttelnd versenkte ich meinen schweren Kopf in meine Hände. Was war das gerade? Was waren das für Gefühle? Ich war komplett überfordert. Überfordert wegen Matteo, überfordert wegen der gesamten Situation.
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Nach Regen kommt Sonne! Lutteo
FanfictionIch war schon seit klein auf, ein aufgewecktes, fröhliches Mädchen. Ich hatte viele Freunde. Ich war glücklich, ich war verdammt glücklich. Doch das alles veränderte sich mit dieser einen Nachricht, diesem einem Moment. Meine kleine, aber bunte Welt...