chapter 1

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Nicht mal ein Jahr dann war ich hierraus. Raus aus dieser kleinen Stadt, welche nur von Geheimnissen überschwemmt wurde. Raus aus dieser Hölle von Schule. Raus aus meiner eigenen kleinen vorgelebten Welt. Ich konnte dann endlich das tun was ich schon immer im Sinn hatte. Reisen. Denn wenn ich mich hier so umsah, konnte ich nur die Klischeehafte Welt einer kleinen Stadt sehen.

Jeder war mit sich selbst beschäftigt, ganz darauf bedacht, was andere von ihm denken. Die meisten würden nach ihrem Abschluss hier bleiben, einen Job ausüben, der nicht all zu viele Gehirnzellen benötigte und sich auf die Gründung einer Familie konzentrieren.

Denn so war es schon immer. Es scheint als sei man hier gefangen in seiner eigenen Welt. Abgetrennt von der Zivilisation. Ein Geheimnis war hier nicht sicher, nichts war sicher. Gerüchte regierten hier die Münder aller Familien.

Ich wollte weg von dem ganzen. Denn ich hatte seit sehr langer Zeit nur ein Ziel.

Und jetzt stand ich hier. Mitten in unserem Schulflur Umgeben von Menschen, dessen Familien schon immer hier wohnten, von Menschen mit beeinflussten Charakteren und schaute mir das ganze Spektakel an. Meine Hände griffen automatisch zu meinen Büchern und schmissen die Spindtür zu. Ein kurzer Blick reichte mir, um zusehen, was ich schon immer hier gesehen habe. Im Gegensatz zu anderen hatte ich es nicht eilig mit meinem Leben.

Wie jeden Freitag lief ich zu unserer letzten Stunde in Literatur im dritten Stock. Die Treppen in diesem Gebäude waren alt und knarzten bei jedem Schritt. Unsere Klassenräume waren abgeranzt und trugen zu einer ungemütlichen Atmosphäre bei.

Wie gewohnt setzte ich mich auf meinen Platz und wartete bis die Stunde beendet war.

Es klingelte und ich verließ ohne einen weiteren Blick nach oben mein Klassenzimmer. Endlich war Wochenende und ich konnte wie immer mich in mein Bett pflanzen und schlafen. Denn wenn es eines gab was mich momentan glücklich machte dann war es Schlaf. Ich konnte träumen, alles erleben was ich wollte und mich beeinflusste niemand. Ich war meiner selbst. Bei meinem roten Pick Up angekommen schmiss ich meine Schultasche auf den Beifahrersitz und fuhr nach hause. An mir rauschte die gewohnte Umgebung vorbei.  Ich fuhr an einem kleinen Wald vorbei. Autofahren verlieh mir ein undefinierbares Gefühl an Freiheit. In meinem Rausch vergaß ich fast bei meiner Einfahrt abzubiegen. Jedoch riss ich schnell mein Lenkrad um, um es dann letztendlich doch zu schaffen. Mit ein und derselben Bewegung schloss ich unsere Haustür auf und zog meine ausgelatschten Turnschuhe aus. Früher war mir ein gutes Erscheinungsbild wichtig, dies änderte sich jedoch mit der Zeit.

Ein kurzer Blick in den Spiegel verriet mir wer ich jetzt war. Ein Mädchen mit langen dunkelblonden Haaren, dunklen Augenringen und verwaschener Kleidung. Nichts außer meiner Haarfarbe war gleichgeblieben, denn selbst meine Augen hatten sich von einem leuchtenden strahlen in zwei triste Grün-Braune Dinger verwandelt. Selbst meine Körperhaltung verriet, dass darunter kein selbstbewusster, strahlender Engel saß. Meine Haut war blass. Ein jeder sah in mir das kleine seltsame Mädchen, welches mit niemanden sprach. Denn ich war müde.
Zu müde um mich über Jungs, Partys oder sonstige Gesprächsthemen in meinem Alter zu unterhalten. Es interessierte mich einfach nicht. Ich hatte genügend andere Dinge, auf welche ich meine Aufmerksamkeit richten konnte. Dinge an die hier anscheinend niemand dachte oder glaubte. Außer ich.

Mit einem Stoß schob ich die Pizza in den Ofen und schloss ihn mit meinem Ellebogen. Währenddessen schenkte ich mir ein Glas Wasser ein. Anschließend öffnete ich mein Fenster, welches kurz quietschte und blickte verträumt hinaus.

Unser Garten war früher mal voller bunter Blumen, es gab kein Eck an dem nicht ein Farbfleck war. Ich sah vor mir ein kleines Blondes Mädchen, welches sich in ihrem geblümten weißen Kleid drehte und dabei lachte. Sie war eine Produktion meines Unterbewusstseins. Eine Erinnerung. Sie war Hoffnung. Hoffnung auf etwas, was man nicht beschreiben, sondern erleben musste.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 18, 2017 ⏰

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