Das Bier muss in die Köpfe

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„Junge alles okay mit dir? Du siehst schrecklich aus", seine Stimme war kratzig und heiser, und auch wenn seine Statur kräftig und sein kantiges Gesicht und die fettigen Haare mir Angst einjagen sollten, sah ich in seinen Augen ehrliche Besorgnis.

 „Ach nichts, es ist nur so....verstehen sie? Meine Freundin hat mich verlassen."

Wir saßen an einer Bar und ich schaute mich in der Kneipe um, wo lautes Gelächter und Gejohle aus jeder Ecke erklang und die Luft stickig von Rauch war.

„Sie hat nen' neuen kennen gelernt. So ein Michael. Groß, kräftig, Tattoos und ein fettes Moped."

   „Scheiße", der Typ neben mir kaute an einen Zahnstocher herum und betrachte sein Krug vor sich.

 „Ja, ich....", meine Stimme versagte und ich begann am ganzen Körper zu zittern. Bloß nicht weinen, doch es war zu spät. Tränen rollten meine Wangen hinunter.

„Hey, Kumpel, ich spendiere dir ein Bier, ja? Die Weiber sind es nicht wert, glaub' mir", er zwinkerte mir verschwörerisch zu, „Bier muss in den Kopf, um seine genaue Wirkung zu vollziehen. Weißt du, die Welt ist nicht schwarz oder weiß, sie ist grau. Und genau dieses Grau wirst du sehen, wenn du ein Bier trinkst."

 Ich schüttelte den Kopf.

 „Ich mag kein Bier", sagte ich, „Mochte ich noch nie."

„Joa. Irgendwann in vierzig Jahren sitzen wir hier noch einmal zusammen und trinken ein Bier, Junge", sagte er so selbstverständlich und locker, als würde er verkünden, welcher Wochentag heute wäre. Und dann nahm er mich in den Arm.


The Fear Of Being ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt