PoV Taddl

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Ich blinzele und schaue aus dem Fenster. Die Worte meines Englischlehrers dringen nur dumpf zu mir durch. Wozu sollte ich aufpassen? Wir lernen nur belanglose Dinge, die wir im alltäglichen Leben sowieso niemals anwenden werden. Schule ist für mich nur ein Ort der Folter. Ich hasse die Lehrer mit ihren unergründlichen Beweggründen, uns Schüler jeden Tag aufs neue einfach nur zu schikanieren und zu quälen, und ich hasse die Schüler, die immer so oberflächlich und einfach bloß beschränkt miteinander umgehen. Warum sollte es mir Spaß machen, so ein Drecksloch zu besuchen? Ich rede mit keinem aus meiner Klasse, sie alle sind verdammt noch mal unreif und unterbelichtet. Das geht mir gehörig gegen den Strich. Ich sitze immer allein in der letzten Reihe, aber das passt mir ganz gut. Ich will mit niemandem etwas zu tun haben. Meine Klassenkameraden akzeptieren das. Sie haben Respekt, wenn nicht sogar Angst vor mir. Ich seufze. Aus Langeweile drehe ich immer wieder eine kleine Murmel in meinen Händen, lasse sie über meine Finger tanzen und spiele mit ihr. Endlich ertönt die Klingel. Ich packe mein Zeug und flüchte aus dem engen Raum, dessen stickige Luft meine Lunge dazu verleitet hatte, flach zu atmen.
Die Pause verbringe ich, wie immer, auf dem Jungsklo, da ich nicht weiß, wo ich sonst hingehen könnte. Überall bekommt man immer diese stumpfen, leere Blicke zugeworfen. Alle diese Menschen leben hinter einer Fassade in ihrer eigenen, kleinen, perfekten Seifenblase, und sobald auch nur ein kleiner Wind weht, droht diese zu zerplatzen. Sie alle sind blind für die Realität. Das macht mich ganz krank. Deshalb verbringe ich die Pausen immer hier. Ich schaue auf meine Uhr, die ich stets um mein Handgelenk trage und atme tief durch, mache mich gefasst auf die nächste Stunde, die unser Klassenlehrer hält. Ich öffne die Kabienentür und bahne mir mit gesenktem Blick einen Weg durch die Masse.
Stumm setze ich mich auf meinen Platz und hole meine Deutschsachen aus meinem Rucksack. Da kommt schon meine Lehrerin in den Raum, ihr folgt ein Junge, er dürfte etwa in meinem Alter sein. Vielleicht ein wenig jünger. Wie er mit hängenden Schultern und dunklem Blick dahertrottet, erinnert mich ein wenig an mich selbst. Seine knallrot gefärbten Haare fallen ihm in Strähnen ins markante Gesicht und seinen linken Arm zieren eine Menge Narben. Irgendwas an ihm lässt meinen Blick an ihm hängenbleiben. Ich schüttele den Kopf. Wieder so ein oberflächlicher Spinner. Er hebt den Kopf und seine smaragdgrünen Augen blitzen mich an.
Meine Lehrerin hebt die Stimme und meint: "Dies ist euer neuer Mitschüler, Ardian."

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