100. Fremdes Spiegelbild

718 33 3
                                    

'Wo bin ich?' Du schaust an die blaue Decke, welche du vorher noch nie gesehen hast. Du zwinkerst ein paar mal und setzt dich auf. Eine Haarsträhne fällt dir ins Gesicht. Du schaust zur Seite und siehst Sebastian vor einem Fenster. Er trägt andere Kleidung. Nicht die des Butlers oder die des Lehres, sondern "moderne". Das Fenster ist geöffnet und seine Haare wehen im Wind. Rote Lycoris stehen auf einem kleinen Tisch neben dem Bett. "Ist das der Ort nach dem Tod?", fragst du unbewusst. Sebastian dreht sich langsam um. Seine Augen sind weit aufgerissen und sind wässrig, doch dann wird sein Mund zu einem Lächeln. "Wilkommen zurück.", sagt er und schließt dich in den Arm. "Ich verstehe nicht... was ist geschehen?", fragst du verwirrt. "Werd erst mal richtig wach, dann erkläre ich es dir.", sagt Sebastian liebevoll. "Sebastian?" "Ja?" "Du bist irgendwie.... so anders...", sagst du misstrauisch. "Ach ja?" "Vielleicht kommt es mir ja auch nur so vor..." "Das denke ich auch." "Aber sag mal, wie geht es Ciel?" "Ciel geht es wirklich sehr gut.", antwortet Sebastian. Du springst auf, greifst nach der Vase mit den Spinnenlilien und haust sie Sebastian über den Kopf. Er fällt zu Boden. "Du bist nicht Sebastian. Er hätte den jungen Herren niemals mit Ciel angesprochen.", sagst du und rennst aus der Tür. 'Was zur Hölle geht hier vor sich... Halluzinationen? Medikamente?' "Hey!", ruft jemand unbekanntest hinter dir. Du rennst noch schneller und verschwindest um die Ecke. "Gibt es hier denn keine Fenster?", flüsterst du genervt. Du rennst durch eine Glastür und versteckst dich hinter einem Schrank. Danach hörst du Schritte, doch sie verschwinden in die andere Richtung. "Gut...", sagst du erleichtert und stehst auf. 'Wichtig ist es jetzt, dass ich hier raus komme...'
Du rennst durch den weißen Flur und schaust dich aufmerksam um. Dein Blick bleibt auf einem kleinen Fenster am oberen Ende der Wand hängen. 'Da sollte ich locker durch kommen... Nur wie komme ich da hoch?' Du siehst dich nach hilfreichen Gegenständen um, doch kannst nichts finden, also beschließt du, einfach da hoch zu springen und die Scheibe kaputt zu treten. Du nimmst einen kleinen Anlauf und springst mit Schwung durch das kleine Fenster. Du fliegst einen Augenblick und landest dann auf deinen Beinen. Du bist kurz davor dich um zu drehen, doch entscheidest dich dagegen und läufst los. Du stellst deinen Aufenthalt dort in diesem Gebäude kurz in Frage, doch denkst nicht weiter darüber nach. 'Nicht mal mehr DAS ist komisch. Mir ist schon so viel passiert, da ist dieses Gebäude nicht mal ansatzweise so seltsam. ... Argh! Das wird mir jetzt echt zu doof. Über die Baumkronen geht's schneller...' Du brauchst nicht mal Anlauf zu nehmen um nach ganz oben auf die kleinen Bäume zu kommen. Du siehst dich um und bleibst mit deinem Blick auf einer Lichtung in kleiner Entfernung hängen. "Das sollte ich doch ohne zu fallen hinkriegen...", sagst du leise und springst los.

'Wer hätte gedacht, dass sich ein wenig hinter der Lichtung schon eine kleine Stadt befindet.' Du schlenderst über den Markt schaust dich ein wenig um. Du bleibst an einem fremden Stand stehen und fragst den Verkäufer etwas aus. "Entschuldigung. Könnten sie mir sagen, wie ich von hier aus nach London komme?", fragst du höflich. Der Verkäufer starrt dich an, als wärst du ein sprechender Hund und daraufhin fängt er laut an zu lachen. "Was ist denn so lustig?..." "Nach London von hier aus dauert es Monate!", sagt er lachend. "Das ist nicht schlimm. Sagen sie mir in welche Richtung.", fragst du unbekümmert. Der Verkäufer schaut dich überrascht an und deutet mit seinem Finger gerade aus. "Vielen Dank.", bedankst du dich und verschwindest in die Richtung. 'Der wollte mich ja wohl verarschen... mehere Monate. Das schaff ich in ein oder zwei Tagen.' Du lächelst spöttisch und läufst los.
Auf deinem Weg durch den Wald siehst du viele sonderliche Dinge, wobei sie größten Teils nur von der Gesellschaft als sonderlich abgestempelt werden.
Deine Reise dauert länger als erwartet, doch du kommst nach einer Woche im kalten England an. Als du die dir bekannten Gebäude siehst musst du über beide Ohren lächeln. Dein Blick wird unklar, wegen den Tränen in deinen Augen. 'Reiß dich mal zusammen...' "Ok! Auf zum jungen Herren!", sagst du motiviert. Du freust dich und wirst auf dem Weg unbewusst immer schneller. 'Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor! Endlich seh ich sie alle wieder! Ciel, Lizzy, Soma, Agni, die anderen Angestellten, Sebastian! .... Sebastian...' Du wirst langsamer und dein Blick richtet sich auf die Steine unter deinen Füßen. Tränen bilden dunkle Flecken um deine Füße. Du setzt dich auf einen Fels am rande des Weges und ziehst die Knie vor dein Gesicht um deine Tränen zu verbergen. Etwas kaltes berührt deine Schulter und du schaust auf. Regen prasselt vom Himmel und durchnässt dich. Der Regen lässt dich noch mehr weinen. 'Ich sollte mich doch freuen, also warum weine ich?
Plötzlich taucht ein großer Schatten vor dir auf und du blickst auf schwarze Schuhe. Du schaust auf. 'Sebastian!' Du fühlst, wie dein Herz schneller schlägt und mehr Blut durch deinen Körper gepumpt wird. "Sie sehen blass aus und als hätten sie lang nichts gegessen." 'Das kann sein...' "Ich werde ihnen in unserem Anwesen etwas zu essen geben, falls sie mit wollen." "Natürlich möchte ich mit!", platzt es aus dir heraus. Sebastian lächelt. "Dann ist ja gut. Folgen sie mir, ich werde ihnen den Weg zum Anwesen meines jungen Herren zeigen.", sagt Sebastian liebevoll. Plötzlich weiten deine Augen sich. 'Ich weiß doch, wo es zum Anwesen geht... Oder erkennst du mich nicht Sebastian?' Langsam schleichst du hinter Sebastian her. 'Warum?...' Du bleibst über einer Pfütze stehen und blickst in dein Spiegelbild. Dein Herz macht einen ungleichmäßigen Schlag. Deine Augen sind braun, deine Haare sind ebenfalls braun und schulterlang und auf deiner blassen Haut zeichnen sich Sommersprossen ab. "Mister?", fragst du ausdruckslos. "Ja?" "Sagen sie... warum bieten sie mehr etwas zum Essen an?" "Nun ja... Sie sehen jemandem sehr ähnlich, den ich vor nicht all zu langer Zeit... verloren habe...", sagt Sebastian in seinem Butler Ton. "Verloren im Sinne vom Tod?", fragst du ungläubig. Sebastian nickt. Deine Augen brennen, weil du sie so weit aufgerissen hast. Du fällst nach vorne in die Pfütze und bringst das Wasser zum aufspritzen. Tränen fallen auf den Boden und laufen dir teilweise über deine Wangen. "Miss? Geht es ihnen gut?", fragt Sebastian besorgt. "Ich lebe doch noch....", schluchzt du so unverständlich, dass Sebastian es nicht verstehen kann. Plötzlich nimmt Sebastian dich auf den Arm und läuft zum Anwesen. Du vergräbst dein Gesicht in deinen Händen und schluchzt vor dich hin. 'Versinke nicht in selbstmitleid! Nimm deine letzte Kraft zusammen! Ok!' "Ich kann selbst laufen.", sagst du ausdruckslos und wischt dir die letzten Tränen weg. "Sind sie sicher?", fragt Sebastian misstrauisch. "Ja.", sagst du zischig. Sofort nachdem Sebastian dich auf den Boden lässt sprintest du los. Du kennst den Weg zu deinem Ziel und du kennst Sebastian. Er wird in einigen Sekunden vor dir stehen und dich aufhalten, doch du bist ein angemessener Gegner, denn du bist der stärkste Shinigami. Manchmal zweifelst du daran, wegen deinem Schwachen Charakter, doch wenn es um das Kämpfen geht kann dir kein anderer Schnitter das Wasser reichen. Du bist schneller als erwartet beim Anwesen und stürmst geradewegs in Sebastians Arme. "Ich habe mich ganz schön gewundert al-" Bevor Sebastian ausgesprochen hat läufst du an ihm vorbei ins Arbeitszimmer von Ciel. Du schmeißt die Tür auf. Ciel schaut dich mit riesigen Augen an. "Du lebst?!", fragt er ungläubig, doch schnell ist er wieder bei Sinnen. "Nein, Sie sah anders aus... Sebastian!", ruft er und sofort steht der Butler an Ciels Seite. "Doch! Ich bin es!", rufst du aus ganzer Kehle. "Na na... nicht so laut.", sagt Sebastian und greift mit festem Griff deinen Arm. "Sebastian! Ich bin es!", rufst du. Plötzlich sieht er unglaublich wütend aus. "Es ist unangemessen sich als eine Tote auszugeben.", sagt Sebastian wütend. "Ich bin es aber wirklich-" "Schweig!", ruft Ciel plötzlich böse. "Ich habe ihre Leiche mit eigenen Augen gesehen...", sagt Ciel und in seinem Blick erkennst du plötzlich, dass Ciel im Augenblick verletzlich ist. "Ich weiß nicht wessen Leiche sie gesehen haben, junger Herr, doch ich schwöre, dass ich es bin!", rufst du aufgebracht. "Junger Herr, darf ich etwas dazu sagen?", fragt Sebastian plötzlich. "Ja." "Wenn sie erlauben werde ich sie testen.", sagt Sebastian. "Mich testen...?", wiederholst du leise. "Tsch... mach mit ihr was du willst.", sagt Ciel angewidert und setzt sich wieder hin. "Vielen Dank.", sagt Sebastian noch und zieht dich dann raus. "Also Miss...", sagt Sebastian und zieht dich in einen der vielen Räume. Plötzlich fängt er mit einer Reihe von Fragen an, welche du jedoch alle beantworten kannst. Plötzlich schließt Sebastian dich in seine Arme. "Ein Glück...", sagt er leise. Du musst vor Freude weinen. "Ich dachte du würdest mir nie glauben...", sagst du schluchzend.

Sebastian Michaelis Love Story/Sebastian x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt