Acht.Eins (Samstag, 21.September 2013 London, England)
Spencer:
Samstage sind schön. Samstage sind die besten Tage der Woche. Freitag muss man noch in die Schule und Sonntag denkt man schon wieder an den Montag. Sie sind nur dann nicht schön, wenn du am Abend zuvor von einem manchmal ganz netten Idioten zu lange wach gehalten wurdest und noch keinen Kaffee hattest.
Genau aus dem eben genannten Grund habe ich unfassbar schlechte Laune, als ich Liam um kurz nach halb zehn die Tür öffne. "Guten Morgen die Dame. Gut geschlafen?"-"Ach halt die Klappe." Brumme ich und knalle die Tür hinter ihm ins Schloss, bevor ich mich der Küche -und somit auch meiner Rettung bzw. Kaffeemaschine- zuwende und Liam im Flur zurück lasse. "Heute so gute Laune?" Fragt er sarkastisch und folgt mir. "Ich hatte noch keinen Kaffee." rechtfertige ich mich, wobei ich mich schon ein bisschen schlecht fühle, ihn so an zu maulen. "Das erklärt einiges." Meint er und schmunzelt. Ich verdrehe die Augen. "Idiot. Das müsstest du dir nicht antun, wenn du mich gestern fahren lassen hättest."-"Ich tue mir das aber gerne an, weil ich gestern Abend schön fand." Ich fühle mich geschmeichelt. "Ja, das fand ich auch. Ich dachte immer du wärst jemand der genau wüsste, was er will. Es ist schön zu wissen, dass auch du nicht so unfehlbar bist, wie du immer rüber kommst." Er lacht auf. "Ich und unfehlbar? Das kann man vielleicht über dich sagen, aber nicht über mich. Du bist, wie soll ich es beschreiben, die entschlossenste Person, die ich kenne. Du lässt dir nichts sagen, das ist beeindruckend." Um mir meine aufkommende Verlegenheit nicht anmerken zu lassen frage ich: "Wo ist eigentlich der Kaffee, den du mir gestern versprochen hast?" Er reibt sich verlegen den Nacken. "Na ja, ich wäre zu spät gekommen, wenn ich dir Kaffee mitgebracht hätte. Ich hatte geplant auf dem Rückweg bei Bäcker Kaffee zu kaufen, aber du machst ja jetzt welchen." Ich seufze. "Ist okay. Sag bescheid, wenn der Kaffee fertig ist. Ich gehe mich anziehen." Brumme ich und verlasse das Zimmer.
Gerade als ich meine Hose an habe, geht meine Tür auf. "Bescheid." Sagt Liam, bis er merkt, dass ich nur einen BH anhabe. "Sorry."-"Kein Ding. Ist ja nichts, was du nicht schon beim Schwimmen gesehen hättest." Er nickt, sieht aber trotzdem zur Seite, während ich mir einen Kapuzenpulli über den Kopf ziehe. Erst nachdem ich ihm die Tasse aus der Hand genommen habe sieht er mich wieder an. "Du siehst nicht aus wie du." Sagt er und hat damit sowas von recht. "Ich weiß, aber ich habe einfach Lust gehabt nicht auszusehen wie eine durchgestylte Spence. Ich will einfach mal wie anderen Mädchen in Jeans und Pulli rumlaufen. Deswegen können wir nach dem Kaffee auch los." Er nickt. Sieht aber so aus, als würde er noch was sagen wollen. "Was ist Liam?"-"Ich mag die neue Spence, aber verlier bitte die Alte nicht aus den Augen. Bitte." Er sieht ernsthaft besorgt aus. "Das wird schon nicht passieren. Ich bin heute nur nicht in der Stimmung mich in einen Blazer zu zwängen."-"Hast du deine Tage?" Wie ich diese Frage hasse. "Ja, habe ich, aber wehe du rennst damit jetzt zu den Jungs. Ich schwöre, ich ziehe dir die Eier lang." Maule ich ihn an.
Nachdem peinlichen Gespräch in meiner Wohnung, bei dem Liam definitiv zu viele Informationen bekommen hat, hält Liam beim nächsten Bäcker und lässt mich eben Brötchen holen. "Fünfzehn Brötchen und zwei Kaffee to go." Sage ich, als ich dran bin, worauf hin mich die Frau hinter dem Tresen komisch anguckt. "Das dauert aber einen Moment."-"Ich kann warten." Sie nickt und geht in den hinteren Teil der Bäckerei, während ich mich im Laden umsehe und Liam, welcher im Auto wartet bedeute, dass ich warten muss. Er nickt. Als ich mich wieder zur Theke drehe, sehe ich jedoch nicht die Dame von vorhin mit frischen Brötchen, sondern einen jungen Mann, so an die fünfundzwanzig. "Hey, ich bekomme noch zwei Kaffee to go." Sage ich zu ihm, als er mir die Tüten mit den fünfzehn Brötchen gibt. "Wie kannst du so dünn sein, wenn du das alles isst." Sagt er zwinkernd und ich weiß sofort, wie er es meint, gehe aber nicht darauf ein. "Die sind nicht alle für mich."-" Stimmt, der zweite Kaffee ist für mich." Er spricht in dem Moment, als ich seine Anwesenheit spüre. "Sorry, ich wusste nicht, dass er zu dir gehört."-"Tue ich aber." Sagt Liam und legt die Hand auf meinen Rücken. "Ich, also wir sind nicht...-" Ich kann nicht ausreden, weil Liam eine Zeitung auf die Theke legt. "Die geht auch noch dazu."
"Was sollte das denn." Fahre ich Liam an, kaum das wir im Auto sitzen. "Ich, also... Du stehst auf meinen besten Freund und er mag dich auch, da kann ich nicht zulassen, dass du fremdflirtest." Ich habe das dumpfe Gefühl, dass das nicht die Wahrheit ist, aber ich sage nichts, um Liam, welcher das Lenkrad umklammert, nicht noch mehr zu verärgern. "Du lügst." Werfe ich ihm dann trotzdem noch an den Kopf. Sein Verhalten macht mich wütenden und ich habe meine Tage. "Und? Das kann dir doch egal sein."-"Warum bist du jetzt so gemein, Liam." Er antwortet nicht. Zur Demonstration meiner Gekränktheit nehme ich die Zeitung und verberge mein Gesicht im Inneren. "Liam." Keine Reaktion. "Liam." Immer noch keine Reaktion. "Liam, wie es aussieht bist du mit mir zusammen und Gina ist deine Affäre, oder anders rum, da sind sie sich nicht so sicher."-"Sehr lustig. Um mich zu schocken musst du dir schon was besseres ausdenken." Er verdreht bloß genervt die Augen. "Liam, das steht hier wirklich. Ich glaube dein Problem mit Simon hat sich gerade verdreifacht. Erstens: Du hast noch mehr mediale Aufmerksamkeit. Zweitens: Du bist vermeidlich mit mir zusammen und Drittens: Du betrügst mich auch noch. Wenn ich das sagen darf, du bist am Arsch." Wir fahren auf den Hof, als Liam sagt: "Kein Wort zu Gina. Sie braucht nicht noch mehr Probleme. Die Jungs und ich werden das klären. Bitte beschäftigt euch zusammen."-"Liam, ich wollte sowieso heute was mit ihr unternehmen, da musst du mich nicht zu zwingen und außerdem ist sie kein Kleinkind mehr, das man beschäftigen muss." Antworte ich patzig und knalle die Autotür hinter mir zu, bevor ich erhobenen Hauptes auf die Villa zu marschiere. Doch weil mein Abgang einfach nicht perfekt sein kann, merke ich erst an der Tür, dass ich keinen Schlüssel bei habe und muss auf Liam warten. "Kein Wort." Zischt er. Ich verdrehe die Augen und zwänge mich an ihm vorbei, wobei mein Oberkörper seinen streift. Ich ignoriere das komische Gefühl, welches in mir aufsteigt und mache mich auf den Weg in die Küche. Beim näher kommen höre ich Ginas Stimme. "Danke, dass du für mich da bist, Niall." Und dann umarmt sie ihn. Ich habe das Gefühl es dauert eine halbe Ewigkeit, bis sie sich wieder loslassen. Und bevor ich mir dann noch weiß Gott was angucken muss, platze ich in die Küche. "Guten Morgen ihr zwei. Weckt ihr die Anderen, dann können wir essen." Niall nickt und geht nach oben. Gina bleibt. "Wie war deine erste Nacht?" Frage ich sie. "Ganz gut, denke ich." Mehr sagt sie nicht. Sie ist immer noch von mir eingeschüchtert, dabei möchte ich nur nett sein. Ich mag sie, auch wenn sie sich an Niall ran macht. "Hast du Lust nach dem Frühstück mit mir shoppen zu gehen?" Frage ich sie. "Ja klar, gerne." Sie klingt erleichtert, so als hätte sie gehofft, dass ich sie vor dem Haufen hier rette.
"Bist du soweit?" Fragt Gina mich. "Ja, ich hole nur eben meine Tasche, dann bin ich soweit. Du kannst dich schon mal ins Auto setzten." Sie nickt. Ich werfe ihr meinen Schlüssel zu, mit welchem sie nach draußen geht. Im Flur schnappe ich mir meine Tasche, doch bevor ich mich auch nur einen Millimeter in Richtung Tür bewegen kann stellt Liam sich mir in den Weg. "Simon hat angerufen, wir fahren um zwei zu ihm, er ist stinksauer und ich konnte ihn nur gerade so davon abhalten Gina dabei haben zu wollen. Ich schreibe dir wenn wir auf dem Rückweg sind. Halt sie von Zeitungen und Paparazzos fern...-" brabbelt Liam los. "Liam, ich habe mich in der Mall mit den Reportern der Times verabredet. Bekomme ein kleines Vermögen dafür. Und mein Auto ist bis in den letzten Winkel mit Zeitungen voll gestopft. Sag mal was denkst du eigentlich wer ich bin?! Aber ganz ehrlich sie wird es sowieso herausfinden, sie ist erstens nicht doof und zweitens ist die Story auf jeder Titelseite. Außerdem hasse ich es, dass du mich für dumm hältst. Ich schaffe das schon, rette lieber deinen Arsch als dich um meinen zu Sorgen. Ich kann meine Angelegenheiten selbst klären." Ich werfe mein Haar in den Nacken und lasse den vollkommen perplexen Liam alleine im Flur zurück. Und diesmal ist mein Abgang perfekt, weil die Tür vom Wind ins Schloss geweht wird. Nur schwer kann ich mein Grinsen unterdrücken, als ich zu Gina ins Auto steige. "Was war das denn?" Fragt Gina. "Das," sage ich an sie gewandt, "war wahrscheinlich der beste Abgang, den ich je hingelegt habe, nachdem ich deinem Bruder den Kopf gewaschen habe." Ich grinse breit, als ich den Motor anstelle und mit quietschenden Reifen von der Auffahrt fahre.
"Könnte es sein, dass mein Bruder und du öfter aneinander geratet?" fragt Gina als wir schon eine Weile in der Mall sind. "Öfter?" schnaube ich. "So ziemlich jeden Tag, weil er einfach immer recht haben will und das hat er nicht. Es ist halt ziemlich schwer mit einen Menschen zu tun zu haben, welcher einen ebenso großen Dickkopf hat wie du. Ich muss jedoch zugeben, dass es mir auch Spaß macht jemandem Paroli bieten zu müssen." Sage ich mit einem Grinsen im Gesicht. Daraufhin nickt sie nur leicht und es entsteht wieder ein Moment in dem keiner von uns etwas sagt oder auch nur versucht etwas zu sagen. Bis ich mein Lieblingsgeschäft sehe, ich nutze dies aus und frage sie "Wollen wir zu Victoria's Secret gehen?" Sie zieht skeptisch eine Augenbraue hoch. "Komm schon das ist nur Unterwäsche. Du musst sie mir noch nicht mal zeigen. Außerdem haben die auch andere Sachen." Sie sieht immer noch nicht begeistert aus. "Ich habe Liams Kreditkarte."-"Schon okay, wir gehen rein." gibt sie augenverdrehend nach. "Yey." Ich klatsche in die Hände wie eine Dreijährige an Weihnachten.
Im Endeffekt verlassen wir das Geschäft jeder mit zwei Tüten. "Also wohin als nächstes?" frage ich Gina in der Hoffnung sie würde endlich auftauen. "Ich weiß nicht." und sie taut nicht auf. "Ich denke ich würde ganz gerne mal in den Laden." meint sie und zeigt auf den Topshop Store. "Gute Wahl." kommentiere ich und folge ihr in den Laden. Schon innerhalb der ersten Sekunden wird Gina fündig. "Was hältst du von dem Oberteil?" fragt sie mich und hält mir einen babyblauen Sweater entgegen. "Nicht schlecht, aber ich denke du solltest etwas gewagteres ausprobieren. Zum Beispiel so etwas." sage ich und zeige ihr ein dunkelrotes Neckholder-Oberteil. "Das ist schön, aber...-" setzt sie an. "Probier es doch wenigstens an. Bitte. Für mich?" unterbreche ich sie. Geschlagen seufzt sie und nimmt das Teil entgegen.
Beide Arme voll mit Klamotten gehen wir zu den Umkleiden, wobei Gina überwiegend langärmlige Oberteile ausgesucht hat und die wenigen kurzen alle ich ausgesucht habe, was bei mir einen unschönen Verdacht hervorruft.
Ich habe alle meine Teile anprobiert und mich etwa für ein Drittel entschieden. Den Rest hänge ich weg. „Und wie weit bist du?" frage ich Gina durch die geschlossene Tür. „Ich bin mir bei einem Teil unsicher. Warte bitte noch kurz." Da ich Verdacht schöpfe und diesen lieber nicht bestätigt haben will, reiße ich Tür der Umkleidekabine auf. Gina wirbelt erschrocken zu mir herum. Sie trägt das Neckholder-Oberteil, welches ich für sie ausgesucht habe. Ich ziehe ihre Arme, welche sie bewusst hinter ihrem Rücken versteckt hat, da bin ich mir sicher, hervor. Und sehe genau das, was ich erwartet habe. Narben. Ich schlucke die aufkommenden Tränen herunter und befehle: „Bezahlen und dann mitkommen, du hast mir was zu erklären."
DU LIEST GERADE
Irresistible
FanfictionIn schweren Situationen stehen uns Freunde bei. Gina jedoch nicht. Sie ist in ihrer Klasse in etwa so beliebt, wie eine Kellerassel. Dazu kommt, dass sie erfahren muss, dass sie im Alter von drei Jahren adoptiert wurde und eigentlich eine Schwester...