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Es war heiß. Um mich herum brannte die gesamte Burg und vereinzelt hörte ich die Schreie von gequälten Seelen. Die Wikinger waren Menschen ohne Erbarmen und Gnade. Sie töteten jeden Mann und nahmen die Frauen als Geiseln. Meine Lunge brannte sowie meine Augen, als ich mir den Weg aus dem Flammenmeer bahnte. Meine Schwestern hatte ich in dem Kampfgetümmel verloren und mein Kleid hing in Fetzen an mir herab. Auch wenn mein Onkel mir das Kämpfen beigebracht hatte, gegen die Nordmänner war ich machtlos. Ich lief in Richtung der Ställe um meine schwarze Araberstute, ein Geschenk des arabischen Fürsten, zu holen und zu verschwinden.

"Hier geblieben, meine Schöne!"

Ein starker Arm schlang sich um meine Mitte und ich versuchte mich zu befreien, aber meine Kräfte hatten mich verlassen.

"Ich bitte dich, die Nordmänner werden uns alle töten, lass mich los, Vater"

Vater hatte eine irren Ausdruck in den Augen. Der Irrsinn lag in seinem Teil der Familie schon seit Generationen, wurde aber nur an die männlichen Erben weitergeben. Dies war einer der Gründe, warum sich unser Volk schon seit Jahren einen neuen Herrscher wünschte. Mein Vater wusste dies und ließ seine Wut darüber meist an uns Mädchen aus. Die meisten meiner Schwestern hatte er schon verheiratet, mich und meine zwei jüngeren Schwestern noch nicht. Nur durch diese Beträge war unser Land so reich und mächtig geworden, immerhin hatte ich nun Verbindungen nach Russland, Frankreich, in das Osmanische Reich, Spanien, Deutschland und England. Nur mit den Wikingern hatte er es nicht geschafft eine Einigung zu erzielen.

"Du kleine Verräterin, glaubst du ich weiß nicht, was du und dein niederträchtiger Onkel hinter meinem Rücken vorhabt? Glaubt ihr ich weiß nicht, dass ihr versucht mich vom Thron zu stürzen? Damit ist jetzt Schluss, ich werde dich als Pfand den Wikingern geben, die sollen sich dann mit dir herumschlagen und deinen geliebten Onkel, meinen eigenen Schwager, werde ich öffentlich des Hochverrates anklagen und hängen lassen."

Das Blut gefror mir in den Adern. Es war kein Irrsinn mehr der ihn trieb, es war pure Wut, Rache und Mordlust. Seine Augen glühten und man könnte direkt in seine Seele sehen. Sie war schwarz und gebrochen. In einem letzten Anflug von Stärke tat ich etwas, wovor mich meine Großmutter immer gewarnt hatte. Ich schrie.

Mein Vater wurde von mir geschleudert und blieb stumm am Boden liegen. Keuchend und geschockt über das, was ich gerade getan hatte, starrte ich auf den toten Körper um den sich eine Blutlache anfing auszubreiten.

Es fühlte sich an wie Stunden, vielleicht waren es aber auch nur Sekunden. Die Schrei und das Feuer verstummten, zumindest für mich. Ich hatte den König getötet. Ich hatte den König von Arda, meinen Vater getötet. Wir waren endlich frei.





Drei Monate später befand ich mich auf einem Schiff in Richtung Irland. Mein Onkel war zum neuen König gekrönt worden und unser Land fing wieder an zu florieren. Ich sollte den König von Connacht und Leinster heiraten, so würde ich es schaffen mit den Wikinger eine Vereinbarung abzuschließen, für Irland und Arda.

"Ich finde es immer noch keine gute Idee, wir können mit den Wikingern sicher auch anders fertig werden. Sich ein Leben lang an einen Fremden binden ist nicht die richtige Lösung."

"Es ist die einzige Lösung. Und das weißt du genau so gut wie ich. Außerdem ist er zwanzig Jahre älter als ich, ich werde also kaum mein ganzes Leben an ihn gebunden sein. Er soll außerdem ein gerechter und guter Herrscher sein. Mir wird es an seiner Seite gut gehen."

"Du weißt aber, dass keine Königstöchter, die aus freien Stücken jemanden heiratet, je wieder nach Arda zurückkehren darf. So will es das Gesetz. In dem Moment, wo du seine Frau wirst, bist du Irin und damit nicht mehr in Arda erwünscht. An dieser Tradition kann und darf ich auch als König nichts ändern."

Ich antwortete nicht gleich. Ich stand am Bug des Schiffes und sah der grünen Insel entgegen, die immer näher auf mich zu kam. Mich überkam ein eigenartiges Gefühl, welches ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte. Im Nachhinein weiß ich, was es damals bedeutete. Zu Hause.

"Ich weiß. Ich werde Irin, genau so wie meine Großmutter eine war."


Wenig später kamen wir an der Küste an und in dem einen Moment, wo ich das erste Mal meinen Fuß auf die mir fremde Insel setzte, spürte ich ein Gefühl der Freiheit und der Hoffnung. Ein rothaariger Hüne und seine Gefolgsmänner nahmen mich und meine Begleiter in Empfang.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 07, 2022 ⏰

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