Kapitel 26

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"Oh mein Gott, du hast dich in Gaston verliebt" sagte ich fassungslos.

"Luna, bitte sag ihm das nicht. Ich will ihm keine Probleme machen. Immerhin liebt er Nina" seufzte sie leise und fuhr sich dabei durch ihr verwuscheltes Haar. Sie schämte sich für diese Tatsache, das sah man ihr ganz deutlich an.

Doch sie konnte nichts für ihre Gefühle. Man konnte nicht entscheiden in wenn man sich verliebte. Das war das selbe wie bei Matteo und mir. Ich meine, ich hätte mich niemals freiwillig in ihn verliebt, immerhin war er der arrogante Snob.

War ich überhaupt in ihn verliebt oder war es einfach nur eine simple Schwärmerei? Matteo sah gut aus, das konnte ich nicht leugnen. Vielleicht war ich einfach geschmeichelt davon, dass ein so attraktiver Junge auf mich stand.

Ach, das war mir doch alles viel zu kompliziert.

"Luna, du wirst mich doch nicht verraten, oder?" riss mich Lillie aus meiner Grübelei und klang dabei ziemlich geschockt.

"Du bist meine aller beste Freundin, was denkst du von mir? Jedoch finde ich, dass du mit ihm über das Ganze offen reden solltest. Vergiss bei der Sache nicht, dass auch er dich küssen wollte" erklärte ich ruhig und schaute ihr dabei in die Augen.

Sie seufzte schwer und fasste sich dabei an den Kopf. In was für eine Lage war sie hier nur reingerutscht?

"Ich halte das nicht für eine gute Idee. Das würde ihn wahrscheinlich nur verwirren und... das will ich nicht. Fakt ist nun mal, dass er und Nina zusammen sind. Selbst wenn er mich lieben würde und eine Beziehung mit mir möchte, was ich übrigens für sehr unwahrscheinlich halte, könnte ich nie mit ihm zusammen sein. Ich könnte ihm nicht in die Augen sehen, ohne den Hintergedanken zu haben, dass jemand, der mir überhaupt nichts getan hat, wegen mir leiden muss". Lillie schaute auf ihre Hände, die stark am zitternd waren.

Sanft schloss ich das Mädchen, das plötzlich so kindlich und so schutzlos wirkte, in meine Arme. Ich hätte ihr so gerne geholfen, doch ich wusste nicht wie.

Ich spürte, wie mein T-Shirt an der Schulterpartie nass wurde.

"Liebe ist doch Scheisse" schniefte sie, woraufhin ich ihr beruhigend über den Rücken strich.

"Sag doch sowas nicht. Ich bin mir sicher, dass irgendwann jemand kommt, der dich glücklich macht. Du bist ein so tolles, intelligentes und hübsches Mädchen, bei dir stehen die Jungs doch Schlange" heiterte ich sie auf.

Tatsächlich war sie beim Männlichen Geschlecht schon immer sehr begehrt gewesen. Doch das war ihr egal. Sie hatte immer nur Augen für diesen einen Jungen. Sie liebte ihn sehr und er liebte sie. Jack und Lillie waren nicht umsonst das Traumpaar der Schule.

Um so überraschender kam die Sache mit Gaston. War es wirklich Liebe was sie für ihn empfand? Das kam mir ein wenig Surreal vor.

"Was nützt mir das? Ich möchte doch nur jemanden. Jemanden der mich bedingungslos liebt und mich nicht nur auf mein Aussehen beschränkt" seufzte Lillie.

"So jemanden hattest du ja" flüsterte ich daraufhin leise. Ich konnte mir diesen Kommentar einfach nicht verkneifen.

"Ich weiss. Ich könnte mich dafür Ohrfeigen, so einen tollen Jungen einfach verlassen zu haben, glaub mir. Ich dachte immer, dass er der Mann sein wird, der mich zum Altar bringen wird, mit dem ich irgendwann eine Familie gründen werde. Doch ich kann nicht mit ihm zusammen sein, wenn ich noch Gefühle für jemanden anderen habe. Das wäre ihm gegenüber einfach nicht fair." sagte sie mit einer frustrierten Stimmlage.

"Ja, das wäre es wirklich nicht, aber..." wollte ich sagen, wurde jedoch von dem Klopfen an der Tür unterbrochen. "Ja?" rief ich, woraufhin die Tür aufging.

Gaston und Nina betraten das Zimmer. Ich merkte, wie sich Lils Körper anspannte und auch Gaston sah man an, dass die Situation ihm unangenehm war.

"Hallo ihr Beiden" begrüsste uns Nina lächelnd und nahm uns beide kurz in den Arm. "Hey" sagte nun auch Lillie und strich sich dabei eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Gaston stand nur still daneben. Mich würde ja interessieren, an was er gerade dachte.

"Ich sollte mich so langsam auf den Weg machen. Meine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen" erklärte Lillie und unterbrach so die peinliche Stille.

"Aber warum denn? Bleib doch noch ein wenig" versuchte Nina sie umzustimmen, jedoch mischte sich nun auch noch Gaston ein. "Du hast sie doch gehört. Ihre Eltern warten, da sollten wir sie nicht aufhalten".

Lillie nickte mit gesenktem Kopf und verliess dann den Raum.

"Hat sie etwas? Sie kam mir ziemlich niedergeschlagen vor" fragte Nina und fasste sich dabei an ihre Brille. Ich wollte sie nicht anlügen, immerhin war sie eine Freundin von mir. Jedoch sollte sie es von Gaston erfahren.

"Keine Ahnung. Weisst du was sie hat, Gaston?". Ich schaute den Jungen mit den haselnussbraunen Haaren durchdringlich an.

"Ich?" fragte er und klang dabei ziemlich nervös. Ich merkte ihm an, dass ihn Schuldgefühle plagten. Warum war er nicht einfach ehrlich zu Nina? Irgendwann kam es sowieso raus.

"Was ist mit euch los? Was verschweigt ihr mir?". Nina schaute uns mit einem enttäuschten Blick an.

"Nina, ich denke das solltest du mit Gaston klären" sagte ich mit fester Stimme und schaute sie dabei mitleidig an.

"Gaston?". Sie wandte sich zu ihrem Freund, der auf den Boden starrte. Die Situation war mehr als unangenehm.

"Ich hab dir da vielleicht etwas verheimlicht" rückte Gaston mit der Sprache heraus.

Nina sah ihn unsicher an und man merkte, dass sie Angst hatte. Angst davor, was Gaston ihr bald sagen würde.

"Aber ich dachte wir könnten über alles reden? Was...". Sie schaute den Jungen verwirrt an.

"Nina, bitte hör mir kurz zu, okay? Als Luna noch im Koma lag, war Lillie vollkommen... am Ende. Ich hab sie dann getroffen und ich... Ich kann dir nicht sagen, was da mit mir los war, aber ich fühlte mich plötzlich zu ihr hingezogen. Ich wollte sie küssen, doch sie unterbrach das Ganze. Nina, glaub mir bitte, ich liebe dich, mehr als alles andere auf der Welt. Ich weiß nicht was da los war. Es tut mir leid." erklärte mein Cousin.

Ich sah zu Nina, die fassungslos auf den Boden starrte. Einzelne Tränen liefen ihr die Wange hinunter.

"Und das fällt dir jetzt ein? Luna ist schon seit einer Woche wieder wach. Warum hast du mich die Ganze Zeit angelogen. Obwohl, nein... Ich möchte es gar nicht wissen." schluchzte das Mädchen und stürmte dann aus dem Raum.

Gaston wollte ihr folgen, doch ich hielt ihn auf. Ich wusste, dass Ruhe ihr jetzt gut tun würde.

"Lass sie einen klaren Kopf bekommen und dann red in einem ruhigem Moment mit ihr" erklärte ich sanft und Gaston nickte.

"Ich wollte das nicht, Luna. Das musst du mir glauben" versicherte der Junge mir und setzte sich dabei neben mich.

"Das weiß ich doch. Alles wird gut, keine Angst" beruhigte ich ihn.

Nach Regen kommt Sonne! LutteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt