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Lydias P.O.V.

Die erste Woche verlief eigentlich ganz ok. Ich hatte fast immer Unterricht mit einer meiner Zimmergenossinnen und sie machten mich sehr schnell bekannt mit ihren Freunden.

Mel hatte einen Freund, Nico, der ziemlich süß aussah, aber scheinbar nicht sehr treu war. Charlie erzählte mir, dass Beide es nun zum dritten Mal miteinander versuchten, weil sie trotz ständigem Streit nicht die Finger voreinander lassen konnten.

Besagter Freund saß bereits am Tisch, also ich Samstag morgen in den Speisesaal kam.
Es war noch sehr früh, ich hatte mich aus dem Zimmer geschlichen, da die anderen Mädchen noch schliefen.

"Morgen", meinte Nico.

"Guten Morgen. Du siehst aber echt müde aus."
Ich setzte mich ihm gegenüber und grinste ihn an.

"Mhpf", gab Nico von sich, ohne den Blick von seinem Teller zu heben.

Es herrschte ein wenig Stille, dann seufzte Nico.
"Lydia, sag mal, ist bei dir schon jemand gestorben, den du sehr gern hattest?"

"Nicht direkt. Aber ja, meine kleine Schwester. Warum fragst du?"

"Mein Onkel liegt im Krankenhaus im künstlichen Koma. Es sieht ganz schön  schlecht aus." Nico sah ziemlich verzweifelt aus.

"Was ist denn passiert?", fragte ich und legte mein Besteck weg.

"Ein Unfall auf der Baustelle."

"Oh je. Was ist denn passiert?", fragte ich besorgt.

Nico sah mich traurig an.
"Er hatte einen Herzinfarkt."

"Oh. Das tut mir Leid."

Dann herrschte eine peinliche Stille.

"Wie hast du dich denn eingelebt?"
Nico versuchte einen Themenwechsel, über den ich sehr froh war.

"Es geht eigentlich. Ist schon ganz schön verwirrend mit den Zimmernummern, aber ich mag die Lehrer größtenteils und alle sind ziemlich nett zu mir."

"Cool. Viele Hausaufgaben aufbekommen?"

"Oh ja", sagte ich niedergeschlagen, während Nico anfing zu grinsen.

"Das machen sie immer. Bis Weihnachten schütten sie dich mit Arbeit zu, darauf kannst du wetten."

"Na super. Und ich dachte, ich hätte endlich mal mehr Freizeit."

Wir alberten ein wenig herum, offensichtlich um Nico auf andere Gedanken zu bringen.

Charlie und Mel tauchten auf.
"Hey ihr Frühaufsteher! Alles im grünen Bereich?" Charlie hatte ein strahlendes Lächeln auf den Lippen und verströmte geradezu Energie.

Mel gab Nico einen kleinen Schmatzer auf die Wange und zwinkerte ihm zu.
"Wie geht's ihm?"

"Ist ernst. Ich rufe später nochmal an und frage wie es aussieht."
Nico und Mel flüsterten ein wenig.
Dann nickte die Schönheit und setzte sich neben ihren gerade-wieder-Freund.

"Ich bin schon fertig Leute, wir sehen uns später", meinte ich dann und winkte den anderen.

"Bis später"

___________________________

"Hey warte auf mich"

Alex Stimme ließ mich rumdrehen.

"Hey"
"Hey."

"Na wie läuft's?", fragte er.

"Hausaufgaben. Viele Hausaufgaben."

"Ach wenn es weiter nichts ist", zwinkerte Alex und wir setzten unseren Weg fort.

"Wohin bist du auf dem Weg?"

"Ich wollte mir noch ein wenig das Gelände anschauen. Ich hab den Fußballplatz noch nicht entdeckt. Und danach will ich schauen was für Angebote es gibt, die man während der Schule machen kann. Hast du Lust mitzukommen?"

"Klar"

Wir gingen ein wenig über das Gelände bis zum Fußballplatz.

Auf dem Platz spielten ein paar Jungs und ich konnte Jonas darunter entdecken.

"Hey, da ist doch der Typ aus dem Schwimmbad, oder?", fragte ich beiläufig.

"Ähm ja, er heißt Jonas", stotterte Alex und seine Wangen wurden ein wenig rosa.

"Oh nein. Nein nein nein nein. Ach Alex!"

"Was ist denn?", Alex drehte sich verwundert zu mir.

"Kein Wunder, dass du keine Beziehung mit Mädchen hinbekommst. Du bist schwul!"
Mein Unterton war verzweifelnd, aber ich grinste Alex an.

"Was ich? Nein niemals, wieso sagst du das? Ich und schwul, nein das kann definitiv nicht sein. Ich bin Lehrer und mit- also, wieso sollte ich denn schwul sein?"

"Awwwww, wie süß", ich knuffte Alex in den Arm und umarmte ihn.

"Alex ist verlieeeeebt", sang ich und hüpfte zurück über die Wiese Richtung Gebäude.

"Nein bin ich nicht! Und sei nicht so laut! In der Öffentlichkeit bin ich immer noch Lehrer.", Alex zischte und versuchte mich einzuholen.

"Keine Angst, ich sags nicht weiter", meinte ich, als Alex mich eingeholt hatte. Ich hatte mich auf eine Bank fallen lassen und schloss die Augen als der Lehrer sich neben mich setzte.

"Ich weiß gar nicht was ich darauf jetzt antworten soll. Es ist nur-"

"-Extrem beschissen", nickte ich. Ich konnte mir vorstellen, dass es als Lehrer an einem Internat schwer war, wenn man schwul war und noch komplizierter, wenn man seit Jahren in einen Jungen verliebt ist, der Schüler ist.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 02, 2018 ⏰

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