Sechs

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Die kalte Abendluft war wie ein Segen, und der Redakteur wollte am liebsten nie wieder nach innen gehen, es war so schön ruhig und kühl, er war komplett entspannt, es war so angenehm...
Dominik und Er hatten die Kinder in sein Bett geschickt, Tim würde diese Nacht auf dem Sofa schlafen; der Anwalt hatte sich angeboten, das Geschirr noch hastig abzuwaschen, und dann auch nach Hause zu verschwinden; der Blonde hatte eingewilligt, und war dann nach hier außen gegangen; ihm war innen zu heiß geworden. Die Nähe zu Dominik Zone war auch nicht sonderlich förderlich für seine Temperatur.
Sicher würde er sich hier draußen eine Erkältung einfangen, aber besser als vor Wärme zu zerfließen, befand er und nahm einen weiteren tiefen Atemzug, sah sich dann ein wenig um. Er musste mal wieder den Garten zähmen; hier wäre ein Rasenmäher sicherlich angebracht, aber den gab es hier ja noch nicht. Sein Nachbarhaus war heute dunkel, nur in dem von Richter Unge brannte noch Licht, und ab und zu war der Schatten des Rothaarigen zu sehen, der vor dem Fenster herhuschte. Ein Lächeln schlich sich auf Tims Gesicht, er mochte den Richter. Ein netter Mann, jemand, mit dem er sich sicher gut verstehen konnte.
Als ihm kalt wurde, ging Tim schließlich wieder nach innen, war eigentlich davon ausgegangen, dass Dominik Zone schon nach Hause gegangen war, doch da hatte er sich getäuscht, denn als er die Küche betrat erschrak er sich kräftig.
Der kleinere Mann saß zusammengesackt auf einem Schemel, den Kopf auf die Hände gelegt, leise schnarchend, den Mund leicht offen stehend.
Es war unglaublich süß, wie er da so vollkommen schlafend saß, vollkommen übernächtigt, wenn Tim sich die dunklen Schatten unter den Augen des Kleineren mal genauer ansah; der Redakteur fragte sich, wann der Brünette zum letzten Mal richtig durchgeschlafen hatte. Trotzdem, so leid es ihm auch tat- hier konnte Dominik beim besten Willen nicht schlafen.
„ Hey, Domi", flüsterte der Blonde, „ Aufwachen, hey...", redete er weiter, zog leicht am Arm des Anwalts, der nur ein unwilliges Grummeln von sich gab. Tim konnte nicht anders, als zu lächeln. Gott, war das süß.
„ Hey, aufwachen", versuchte er es erneut, und diesesmal öffnete der Andere auch die Augen, sah Tim lustlos an, mit einem fast schon flehenden Blick.
„ Will nicht aufstehen.", murmelte er.
„ Komm, nur aufs Sofa", flüsterte Tim, machte sich in Gedanken schon Notizen, wo er sonst schlafen könnte. Vielleicht aus den Stuhlpolstern ein Behilfsbett bauen?
Der Anwalt nickte, ließ sich aber von Tim aufhelfen, hielt sich dann am Arm des Redakteurs fest, als dieser ihn zum Sofa führte. Als der Kleinere dann lag, wollte Tim sich schon verabschieden, doch wieder hielt ihn der Anwalt fest.
„ Bleib hier", flüsterte der Dunkelhaarige, und auch wenn alles im Größeren danach schrie, zu bleiben, so schüttelte er nur den Kopf. Marie..
Dominik zog einen Flunsch, und der Redakteur lächelte sanft.
„ Vielleicht nächstes Mal", sagte er, entfernte dann vorsichtig Dominiks Finger von seinem Ärmel, blieb noch kurz stehen, bis der Liegende die Augen geschlossen hatte; er ging noch einmal kurz die Stufen der Treppe hoch, sah in das Kinderzimmer, wo fünf kleine Wesen, für die er jetzt das Sorgerecht hatte, wohlig schliefen. Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er wieder nach unten schlich, dann mit dem Sessel vorliebnahm. Besser das als nichts, dachte er, und war innerhalb einiger Sekunden auch schon weggedämmert.

Am nächsten Morgen fühlte er sich, als hätte er die gesamte Nacht überhaupt nicht geschlafen, so platt war er. Dafür duftete es schon hervorragend aus der Küche, und er fragte sich, wer zum Teufel da kochte. Für einen Augenblick hatte er den gestrigen Tag komplett ausgeblendet.
Umso größer war der Schock, als er die Küche betrat und einen Löffel mit Kleie ins Gesicht bekam, dann das Lachen von Manuel hörte.
„Manu!", rief er, „Wir werfen nicht mit Essen!", fügte er böse hinzu, ließ sich dann auf den letzten freien Stuhl fallen, und sah zur Anrichte, an der Dominik Zone pfeifend ein Omelett wendete.
„ Guten Morgen dir auch", sagte der Anwalt, „Du bist kein Morgenmensch, nehme ich dann mal an?", fragte er, und Tim schüttelte den Kopf, griff über Selfies Kopf nach der Kaffeekanne. Der Kleinste strahlte ihn an, nur Dario und Pepe sahen ähnlich übermüdet aus, wie er.
„ Jaja, Guten Morgen.", murmelte Tim, „Hast du- habt ihr gut geschlafen, Kinder?", fragte er nach kurzem Zögern, und Tourist antwortete sofort.
„ Ja! Und ich hab was ganz verrücktes geträumt! Und zwar haben du und Dominik geheiratet Tim, aber Pepe und Ich auch!" fügte sie hinzu, und streckte die Zunge raus, „Ihr könnt gerne heiraten, aber Pepe ist blöd", exklamierte sie, und der Braunhaarige protestierte sofort dagegen, dass Tourist in Wahrheit blöd war und er super. Das ganze wäre wohl eskaliert, wäre Dominik nicht eingeschritten, indem er die Omeletts auf den Tisch stellte.
„ Guten Hunger"

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