Dear rabbit, my legs are getting weak chasing you
The snow fields wouldn't seem so big if you knewThat this blood on my teeth it is far beyond dry
Die Blätter der Bäume raschelten leise, als die sattgrünen Baumkronen von einer schwachen Windböe erfasst und sanft hin und her gewogen wurden. Es war noch früh am Morgen, der Großteil der Berufstätigen Morgenschwärmer lag noch in ihren Betten. Hin und wieder fuhr ein Zug in den Bahnhof hinter ihr ein, um ihn wenige Minuten darauf unter langsam lauter werdenden Getöse wieder zu verlassen.
Das dunkle Blau wich im Osten langsam einem goldgelben Streifen am Horizon und hüllte die Straße in ein schummeriges Dämmerlicht.
Auf einer schmalen Grasfläche neben den großen Eichen lag eine junge Frau ausgestreckt auf dem Rücken, ihre seltsam abgewinkelten Gliedmaßen zogen die verwunderten Blicke der wenigen vorbeigehenden Passanten auf sich.
Die roten kurzen Haare waren am Hinterkopf verfilzt und standen wild ihrem Kopf ab. Sie vermittelten den unverkennbaren Eindruck, als wäre sie grade aus dem Bett gefallen.
Schon seit Anbruch der Morgendämmerung lag sie hier auf der Grünanlage vor dem Eingang des Bahnhofs und starrte in den wolkigen Himmel über ihr. Dabei machte sie ein Gesicht wie Jemand, dem ein unangenehmer Geruch in die Nase gestiegen war. Ihre nackten Beine waren mittlerweile eiskalt und ihre Zehenspitzen taub. Ihr knochiger Leib war in ein grünes, ausgewaschenes Shirt und eine gestreifte, übergroße Boxershorts gehüllt.
Mit ihrer weißen Haut, den blassen, spröden Lippen und dem leeren Gesichtsausdruck sah sie von weitem aus wie eine Leiche.
Ein kraftloses Seufzen entwich ihren Lippen und erzeugte ein leises Pfeifen, als sich ihr Mund einen Spalt breit öffnete und die kleine Zahnlücke zwischen ihren großen, weißen Schneidezähnen preisgab. Von dem blassen Teint und den vielen Sommerstrossen in ihrem Gesicht war sie noch nie besonders angetan gewesen, das Einzige was sie mochte waren ihre strahlenden grünen Augen.
Sie besaßen ein kräftige, strahlende Farbe, wie zwei funkelnde Smaragde auf dem blassbeigen Auslagekissen des Juweliers.
Vom nächsten Windhauch ergriffen fuhr ein Schaudern durch ihren Körper. Vielleicht sollte sie gehen, es war schon hell geworden und der friedliche, samtene Schleicher der Nacht war der Sonne gewichen. Die einst beruhigende Atmosphäre würde bald erneut der Hektik umherwuselnder Passanten weichen.
Viele Menschen fürchteten die Dunkelheit, doch sie hatte die ruhige und die friedliche Stimmung der Nacht schon immer geliebt. Es war verbotenen und geheimnisvoll, auf den Beinen zu sein, wenn alle anderen brav in ihren Bettchen lagen und schliefen.
Es faszinierte sie seit Kindesbeinen und lockte sie nachts immer wieder hinaus ins Freie.
Anders war es in dieser Nacht gewesen.
Sie ihrem Zimmer entflohen, weil er sie erneut aufgesucht hatte.
Schlafen war danach unmöglich.
Zu erdrückend war diesmal die Angst. Dabei hatte sie bereits zu hoffen gewagt, dass es besser werden würde.
Während immer mehr Menschen die gepflasterte Straße entlang hasteten und die Läden im Erdgeschoss des Hauses gegenüber der Bahnlinie klappernd ihre Rollläden öffneten, setze sie sich langsam auf. Eine ältere Dame sprach sie mit besorgtem Blick an und fragte, ob mit ihr alles in Ordnung wäre, doch die Frau fuchtelte bereits mit der rechten Hand in einer winkenden Bewegung vor ihrem Gesicht herum und schenkte der Dame ein unschuldiges Lächelten, bevor sie aufstand und sich den Dreck von der Hose klopfte.
Als sich die alte Frau abwandte, war das Lächeln bereits verschwunden.
Sie hasste es in solchen Momenten angesprochen zu werden.
Es zerstörte den Frieden.
Mit tappsenden Schritten lief sie um die Ecke der Häuserfront in Richtung der grauen Wohnblocks, deren gewaltige Umrisse sich vor ihr auftürmten.
Die kalte Oberfläche des rauen Betonbodens sog auch noch den letzten Rest Wärme aus ihren Füßen auf wie ein durstiger Schwamm.
Vorbei an eingetretenen Fensterschieben und Graffitibeschmierten Betonplätzen kam sie schließlich in das Labyrinth aus Plattenbauten, in dem sich seit kurzem ihr zu Hause befand.
Umringt von den großen Schatten der Blocks fühlte sie sich immer von einer seltsamen Ehrfurcht ergriffen. Verträumt ließ sie den Blick über die zahlreichen Satellitenschüsseln und Gardienenverhangenen Fensterscheiben gleiten, bis sie schließlich vor einer Backsteinmauer stehen blieb, hinter der sich augenscheinlich der Hinterhof des Wohnblocks befand.
Sie lief an ihr entlang, bis sie zu der Schnittstelle zwischen Mauer und Maschendrahtzaun kam, dessen rostigen Draht sie geschickt zur Seite bog, um sich daran vorbei in den Innenhof zu zwängen.
Sie liebte diesen kleinen geheimen Zugang, schon allein weil sie das Gefühl hatte, ihn als Einzige zu kennen und zu benutzen. Und das war um einiges aufregender, als durch die langweilige Tür zu gehen.
Die braunen Blätter der großen Linde, die im Hinterhof stand, fühlten sich nass und glitschig unter ihren Füßen an. Einige Anwohner hatten ihr altes Fahrrad an den dicken Stamm gelehnt, das kühle Metall glänze matt vor Feuchtigkeit.
Sie ging an ihnen vorbei bis zur schäbigen Hintertür des Gebäudes und drückte die Stahlklinke herunter. Sie war nicht verschlossen.
Wozu auch...
Im herunter gekommenen Treppenhaus roch es intensiv nach feuchtem, muffigen Keller. Sie schloss einen Moment die Augen und atmete tief ein. Dieser Geruch erinnerte sie immer an den Keller im Haus ihrer Eltern. An die kühlen Steinwände, über die sie sachte ihre Fingerkuppen streichen ließ, auf der Suche nach längst vergessenen Schätzen...
Von den grau - schwarz gefleckten Steintreppen hallten ihre tappsenden Schritte durch den dunklen Flur, bis sie schließlich vor einer instabilen Holztür im dritten Stock stehen blieb.
Ihr Block hatte zehn Stockwerke und sie war sich sicher, dass man von oben einen herrlichen Ausblick über die Stadt hätte. Doch zu ihrer Enttäuschung wurden die Wohnungen in den oberen Stockwerken nicht vermietet. Sie standen leer, warum wusste sie nicht.
Ihr Blick streifte das gelb angelaufene Namensschild neben der Tür.
Ruby stand dort geschrieben, mit blauer Tinte in ihrer fein säuberlichen Handschrift.
Ihr Name war Rubina, doch sie hasste ihren kompletten Vornamen. Stattdessen zog sie ihren Spitznamen vor, welcher sich mittlerweile mehr als ihr Richtiger anfühlte als sonst irgendeiner.
Da sie es hasste, Menschen mit ihrem Nachnahmen anzusprechen, hatte sie ihren eigenen gar nicht erst auf ihr Türschild geschrieben. Post bekam sie soderso nie, also wozu diese Floskel hinter ihrem Vornamen?
Als sie die Türklinke mit einem gequälten Quietschen herunterdrückte, hörte sie plötzlich Schritte hinter sich.
Ruby drehte sich um und versuchte mit zusammengekniffenen Augen in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Nach ein paar Sekunden bildete sie sich ein, auf den Treppen über ihr, die in den nächsten Stock führten, eine dunkle Silhouette stehen zu sehen.
Es war eigentlich nichts Besonderes, um diese Uhrzeit einen Mitbewohner im Treppenhaus zu treffen. Doch seltsamerweise war er, wie sie selbst, abrupt gestoppt und verharrte nun dort reglos wie eine fehlplatzierte Statur.
Ruby konnte kein Gesicht erkennen, jedoch beschlich sie das Gefühl, dass die Person sie genau beobachtete.
Ein kalter Schauer kroch ihren Rücken hinauf, genau dort, wo sich der Blick der Person in sie bohrte, als sie die Tür öffnete und so lautlos wie möglich eintrat.
Bevor sie die Tür wieder hinter sich schloss, warf sie einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass der Schatten verschwunden war. Sie atmete lautstark aus, ohne gemerkt zu haben, dass sie die Luft angehalten hatte. Die Schritte hatten ihren Weg nach oben fortgesetzt, einen Moment lang lauschte Ruby ihrem Klang und kam zu dem Schluss, dass sie wohl zu einem Mann gehören mussten, dann viel die mit einem Klacken ins Schloss.
In ihrer Wohnung begrüßte sie der bekannte Anblick der halb ausgepackten Umzugskartons.
Diese ignorierend schlich sie in die Küche, um nach etwas Essbarem zu suchen, doch dort knallte sie den Kühlschrank genervt wieder zu, ohne etwas Interessantes zu finden.
Die alten Holzdielen knarrten unter ihren Füßen, als sie sich an den aufgetürmten Kartonbergen und herumliegenden Gegenständen vor zu ihrem Bett schlich. Obwohl sie im Wiederspruch zum sonstigen Aufbau des Plattenbaus standen, verlieh der Boden dem Zimmer etwas Rustikales. Sie vermutet, dass ihr Vormieter sie hier eingebaut und hinterlassen hatte.
beinahe die ganze Wohnung bestand nur aus einem Raum, welcher weiter hinten einen Knick machte und dadurch eine leicht abgeschottete Ecke bildete, in der bis jetzt ihr Bett stand. Von dem Fenster am Fußende des Bettes aus konnte sie den Baum im Hinterhof sehen, was in ihren Augen eine gemütliche Atmosphäre erzeugte.
Die zweite Tür führte ins winzige Badezimmer, hinter ihr befand sich der Durchgang zur Küche mit Fenster in Richtung Straße.
Ziemlich klein, doch für sie völlig ausreichend. Und außerdem preiswert, was wollte sie mehr?
Sie hatte sogar einen Balkon! Doch benutzt hatte sie ihn noch nie, da sie seiner Stabilität nicht vertraute, so rostig wie er war.
Mit einem zufriedenen Schnaufen verkroch sie sich unter ihrer kuscheligen Decke und wartete darauf, dass der ausgekühlte Stoff ihre Körperwärme aufnahm.
Morgen Abend würde der erste Tag an ihrem neuen Arbeitsplatz sein. Sie freute sich darauf, dieser Ort hatte sie von Anfang an in seinen Bann gezogen...
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Sleepless (Jeff "The Killer" FF)
Fiksi PenggemarRuby arbeitet in einer Bar des kriminellen Untergrundes ihrer Stadt und wird dadurch immer mehr in eine Welt hineingezogen, von der sich normale Menschen sonst fern halten. Bevor sie sich versieht, landet sie in der Höhle des Löwen. (OC x Jeff, kein...