Teil 6

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"Sei um 12 wieder hier. Du musst rechtzeitig heim, damit niemand erfährt, dass du hier warst." befahl Felicity.
"Ich glaube dafür ist es ein wenig zu spät. Die Hexen haben mich doch auf der Bühne gesehen." stellte ich fest.
"Du sahst ganz anders aus. Außerdem rechnen sie hier nicht mit dir. Und zu guter Letzt: Sobald du rechtzeitig wieder zu Hause bist, werden sie nicht mal auf die Idee kommen, dass du vielleicht hier gewesen sein könntest." klärte sie mich auf.
Zustimmend nickte ich, verabschiedete mich kurz und verschwand durch die Türe.

"Da bist du ja wieder." freute sich Niila. Er wartete genau dort, wie er es gesagt hatte.
"Du hast es nicht für nötig gehalten,  mir zu sagen wer du bist?" verlangte ich zu wissen.
"Ich kenne auch dich nicht." verteidigte er sich.
Scheinbar fühlte er sich unwohl, denn er wechselte schnell das Thema "Du hast eine wirklich tolle Stimme."
"Melody Blake."
"Mmh?" machte Niila.
"So ist mein Name. Ich bin 18 Jahre alt und komme hier aus Köln." stellte ich mich vor.
"Niila Arajuuri, 22, Espoo. Ich habe aber Familie hier in Köln, bei welcher ich häufig bin. Die haben mir auch Deutsch beigebracht." erklärte er.
"Es freut mich, dich kennen zu lernen, Niila Arajuuri aus Espoo." sagte ich.
Er antwortete "Ebenfalls, Melody Blake aus Köln."
Beide fingen wir an zu lachen.
Ein weiterer Mann in Niilas Alter kam vorbei und schaute uns fragend an. Ich meine, es war der, der eben Saxophon gespielt hatte.
Niila sagte nur "Myöhemmin." und wandte sich wieder mir zu.
Jetzt war es an meiner Reihe in fragend anzusehen.
Dieser wusste gleich, was los war und erklärte "Antti wollte wissen was los ist. Ich sagte ihm, dass ich es später erkläre."
Wissend nickte ich.
"Melody, es ist wirklich toll jemanden kennen gelernt zu haben, der nicht gleich wusste wer ich bin." sagte er nach einem Moment Stille, in dem wir uns einfach nur schweigend ansahen. "Viele sind einfach nur hinter mir her, weil ich eben berühmt bin.  Aber du, du bist anders. Das mag ich."
"Na, wie soll ich dich auch kennen? Also ich meine, deine Musik kenne ich ja. Aber woher soll ich wissen, wer dahinter steckt?" fragte ich.
"Da ist zum Beispiel das Internet." schlug er vor.
Ich schüttelte den Kopf.
"Niila, so einfach ist das bei mir nicht. Alles ist so sehr kompliziert." antwortete ich.
"Dann rede mit mir darüber." bot er an.
"Ich glaube, das willst du alles gar nicht wissen. Außerdem ist es besser, wenn er so tun, als wäre heute nicht passiert." sagte ich traurig.
"Wenn wir schon so tun, als wäre heute nicht passiert, dann kannst du es mir doch auch sagen." versuchte er es weiter.
Da hatte er schon recht. Schließlich gab ich nach."Na schön. Aber das kann etwas dauern."
"Dann machen wir es uns bequem. Komm mit." sagte er und lief davon.
Schnell lief ich hinterher.
Vor einer Tür mit seinem Namen drauf machte er Halt. Er öffnete die Türe, betrat den Raum und bedeutete mir ihm zu folgen.
"Mein Rückzugsort für heute." erklärte er.
Anschließend deutete er auf ein kleines Sofa an der Wand.
"Setz dich." sagte er.
Als ich mich setzte, setzte sich auch Niila.  Direkt neben mich.  Seine Nähe machte mich ganz verrückt, aber trotzdem begann ich zu erzählen.
Ich fing an bei dem Tod meiner Mutter, fuhr fort mit der Hochzeit meines Vaters und Nancy, spulte vor bis zu seinem Tod und endete mit der Hölle, in der ich mich gerade befand.
"Paska!" rief Niila, als ich endete.
Diesem einen Wort verlieh er so viel Kraft, dass ich auch ohne Kenntnis seiner Sprache wusste, dass es ein Schimpfwort war.
"Diese Schlangen!" schimpfte er nun auf Deutsch weiter "Wie konnten sie dir sowas nur antun?"
Schulterzuckend blickte ich ihm in die Augen.
"Dieser Kummer, diese Sorge, dieser Schmerz." sagte er traurig.
Er kannte mich nun noch nicht lange. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass er mir direkt in die Seele blickte.
Er nahm seine Hand an meine Wange und wischte die Tränen fort, doensich einen Weg nach draußen gebahnt hatten.
"Ich bin da für dich. Du kannst immer auf mich zählen, ja?" bot er an.
Ich nickte. Dies wusste ich sehr zu schätzen.  Ganz besonders darum,  da wir uns doch kaum kannten.
Niila nahm seine Hand wieder von meiner Wange und schloss mich in seine Arme. Meinen Kopf legte ich auf seiner Schulter ab.
Kurze Zeit später wurde die Tür aufgerissen. "Mel, es ist schon kurz nach zwölf. Du musst gehen!" rief meine beste Freundin panisch.
Schnell sprang ich auf und lief zu ihr.  "Wie kommst du hier rein?" fragte ich.
"Das spielt keine Rolle. Komm, sonst werden sie dich wohlmöglich umbringen!"
"Ich muss los. Danke für alles." sagte ich und verschwand zusammen mit Felicity.

just another Cinderella-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt