➤ Chapter 1

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Crystals P.o.V.

Es war bereits dunkel. Ich rannte durch den düsteren Wald. Meine Pfoten schmerzten vom vielen Rennen. Ich hörte ihr Knurren und ihre Tatzen, welche eilig auf dem harten Waldboden aufkamen. Es waren ca. 20 Wölfe welche mich jagten.

Kira? Fragte ich meine innere Wölfin.
Ich sprang über einen umgefallenen Baumstamm und landte geschmeidig auf meinen Pfoten.
Ja? Antwortete sie.
Weißt du schon, wie wir unsere Verfolger abhängen können?
Nein.
Willst du mich verarschen?! Ich versuche hier uns am Leben zu halten und was machst du? Du könntest dir wenigstens einen Plan überlegen!
Was denkst du denn? Ich habe genauso wenig Lust zu sterben wie du!

Ich schnaufte genervt und hielt mein Tempo. Einer der Wölfe knurrte gefährlich, weshalb mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. Ich beschleunigte mein Tempo und schaute mich um.
Hier gibt es viele Versteckmöglichkeiten.
Ich musste diese Kreaturen abhängen. Ich lief in Zickzacklinien durch die vielen Bäume vor mir durch.
Das hat wohl nichts gebracht.Sie sind immernoch da.
Wow! Danke Kira. Das habe ich jetzt nicht gemerkt!

Plötzlich kam mir eine Idee. Ich lief auf einen der großen Bäume zu und streifte ihn. Etwas von meinem weißen Fell blieb an der Rinde des Baumes hängen. Es muss einfach klappen!
Ich lief nach links. Der Baum mit meinem Fell war nun rechts. Vielleicht würden sie der rechten Spur folgen? Somit wäre ich sie los. Ich wagte einen Blick nach hinten. Es hatte wirklich geklappt! Es war nun weniger als die Hälfte hinter mir her.
Gut gemacht! , schnurrte Kira.
Ich unterdrückte ein Schmunzeln. Zu früh freuen sollte ich mich nicht.

Sie hatten den Befehl bekommen, mich zu töten. Das würden sie bestimmt auch, ohne mit der Wimper zu zucken tun. Der Gedanke daran gefiel mir garnicht. 17 Jahre bin ich nun schon auf dieser Welt. Ich musste schon so vieles durchmachen, und jetzt soll alles umsonst sein?
Nein! Das darf nicht passieren!

Ich merkte, wie ich langsam immer schwächer wurde.
Da vorne ist ein Loch zwischen den Wurzeln des Baumes! Vielleicht können wir uns darin verstecken! Diese Werwölfe sind ziemlich groß. Wir könnten gerade noch so durchpassen!
Gute Idee! Einen Versuch ist es wert!
Ich nahm all die Kraft, welche ich noch übrig hatte, zusammen und lief schnell auf den Baum mit dem Loch zu. Kira hatte recht! Das Loch war gerade noch groß genug das ich hineinkriechen konnte.

Im Bau angekommen kroch ich bis an die Wand und ruhte mich aus. Mein Herzschlag legte sich und meine Muskeln begannen sich zu entspannen.
Gerade als ich dachte, das ich sie abgehängt hatte, ertönte ein lautes Knurren. Ich drehte meinen Wolfskopf zum Eingang des Baues und entdeckte 5 gefährlich aussehende Wölfe mit schwarzem Fell. Erst jetzt bemerkte ich ihre roten Augen und die spitzen Zähne, welche durch das Fletschen noch mehr zum Vorschein kamen.
Naja...zu früh gefreut...
Die Wölfe begannen mit ihren scharfen Klauen an dem Baum und am Eingang des Baues zu kratzen.

Ihre roten Augen funkelten nur so vor Lust, was mich erschaudern ließ.
Alles was sie taten schien nichts zu bringen. Es tat sich nichts. Der Baum schien alldem stand zu halten.
Das schienen die Wölfe nun auch bemerkt zu haben, denn sie hörten mit dem Kratzen auf. Sie knurrten noch ein letztes Mal, bevor sie endgültig aus meinem Blickfeld verschwanden.
Ich bin sie tatsächlich los!
Freu dich nicht zu früh. Vielleicht legen sie sich auch nur auf die Lauer, damit sie dich abfangen können, sobald du auftauchst.

Was sie sagte, stimmte. Aber fürs erste war ich in Sicherheit.
Ich seufzte erleichtert und legte den Kopf auf meine Vorderpfoten. Habe ich das verdient?

Flashback

Alles passierte an diesem einem Abend...
Unser Rudel hatte Eindringlinge, welche unser Revier einnehmen wollten besiegt. Das alles musste natürlich gefeiert werden.
Ich stand gerade an der Bar und schenkte mir einen Whisky ein.
Plötzlich wurde mir das Glas aus der Hand gestoßen. Ich wurde gleich darauf hart zu Boden geschubst.

Natürlich landete ich direkt auf den Scherben des zerbrochenen Glases. Ich schrie schmerzvoll auf und blickte erschrocken in die grauen Augen unseres Alphas Taylor. "Du bist genau wie deine Mutter!", lachte Alpha Taylor verächtlich. ,,Und von deinem Vater brauchen wir gar nicht erst reden! Schließlich hat er uns alle im Stich gelassen!"
Ich war so geschockt über seine Handlung, dass ich einfach nur auf dem Boden liegen blieb.

Ich fasste mich nach ein paar Sekunden wieder und stand langsam auf.
Meine Wange fing auf einmal an zu glühen. Ich fasste mir mit einer Hand an die Wange. Er hat mir tatsächlich eine Backpfeife gegeben...
Das war zu viel.
Ich kochte innerlich vor Wut und konnte mich nicht mehr kontrollieren, also tat ich das dümmste überhaupt. Ich hob mein Knie und schlug es ihm zwischen seine Beine.

Alpha Taylor keuchte schmerzvoll auf und krümmte sich. Die anderen Rudelmitglieder gaben erschrockene Laute von sich. Ich konnte es ihnen aber nicht übel nehmen. Sie sind es wohl nicht gewohnt, dass ein unterlegenes Rudelmitglied seinem Alpha Schaden zufügt. Ich war stolz auf mich. Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter.

Dieser Stolz hielt jedoch nicht lange an. ,,Tötet diese Göre!", schrie Alpha Taylor wütend.
Sofort bereute ich das, was ich gerade getan habe. Ich setzte mich in Bewegung und quetschte mich durch die Menge an Rudelmitgliedern, welche das Geschehen stumm beobachtet hatte. Ich sprintete durch die Gänge unseres Rudelhauses.

Das Adrenalin floss durch mein Blut. Ich hörte meinen schnellen Herzschlag. Der Weg kam mir so unendlich lang vor. Als die Tür zum Ausgang zum Vorschein kam, legte ich noch einen Zahn zu. Am Ausgang angekommen, riss ich die Tür auf und flüchtete ins Freie. Es war bereits dunkel. Ich konnte schlecht im Dunkeln sehen, wenn ich ein Mensch war.

Ich verwandelte mich in einen Werwolf. Das alles ging so schnell, dass ich nach sehr wenigen Sekunden auf meinen 4 Pfoten stand. Ich setzte meine Flucht fort und steuerte auf den Wald zu.

Flashback ende

Eine Träne kullerte aus meinem Auge. Habe ich das wirklich verdient? Mein Vater hatte unser Rudel nicht im Stich gelassen. Er ist bei einem Kampf gegen ein anderes Rudel getötet worden. Es ist ca. ein Jahr her. Er war ein starker Krieger und Beta meines alten Rudels. Alpha Taylor und er waren gute Freunde, was bei einem Alpha und einem Beta häufig der Fall ist.

Als mein Vater starb, brach Alpha Taylors Welt zusammen. Er nahm Drogen und war nicht mehr der Alte. Zu Vaters Lebzeiten war er immer gut gelaunt und nett. Das komplette Gegenteil im Gegensatz zu jetzt. Meine Mutter ertrug Vaters Tod auch nicht, weshalb sie kurz darauf Selbstmord beging. Sie war eine liebenswerte und hübsche Frau.

Ich habe keine Ahnung wie ich das alles verkraftet habe, aber ich bin froh, dass ich den ganzen Schmerz hinter mir habe.
Ich merkte, wie ich immer müder wurde und schließlich in einen traumlosen Schlaf fiel.

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