10. Friendly Face

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Die Pferde gingen alle brav in die Startboxen. Die Atmosphäre war nun nicht mehr so entspannt, wie bei den zwei ersten Rennen, nein, eine unbeschreibliche Spannung lag in der Luft, eine Spannung auf den Tribünen, eine Spannung zwischen den Pferdebesitzern, eine Spannung zwischen den Jockeys und den Pferden. Aufgeregt scharrten sie mit ihren Hufen, legten die Ohren an, schüttelten ihren Kopf und ihre Mähne, wieherten ihren Konkurrenten herausfordernd zu. Der Countdown begann.
Drei. Die Jockeys checkten nochmal flüchtig die Pferde durch.
Zwei. Feindliche und teilweise auch belustigte Blicke wurden einander zugeworfen.
Eins. Die Zügel wurden aufgenommen, verkürzt, sodass die Köpfe der Pferde nun die höchsten Punkte​ waren. Diese rollten mit den Augen. Bei manchen blitzte das Weiße hervor. Angst, Wut, Hass. Jetzt galt es: siegen oder besiegt werden. Rennen oder überrannt werden. Und nichts anderes.
Los. Die Startboxen quitschten laut beim Öffnen. Insgesamt achtundvierzig Pferdhufe schnellten in die Luft, kraftvoll stießen sie sich vom Boden ab. Grasfetzen flogen in die Luft. Cam suchte seine vier Zöglinge. Da war Green Step, ganz vorne lieferte er sich ein Kopf-an-Kopf Rennen mit Golden Techno. Dahinter rannten zwei ihm unbekannte Pferde, dann folgte Running Sun. Wild Wind rannte ziemlich weit hinten und war von drei Pferden eingekreist. Friendly Face war in der Mitte und hatte noch gute Chancen, platziert zu werden, wenn der Fuchs jetzt ein bisschen mehr Gas gab. Cam spürte, dass Lisa sich neben ihm immer mehr anspannte. Er grinste sie an. Sie war davor nie auf Pferderennen gewesen und fieberte jetzt voll und ganz mit für die vier. Für ihn war es eher eine Erinnerung an früher, als er mit Dad und Grandpa zusammen mit Mum, Noah, Tim und der kleinen Sel auf der Tribüne saßen. Er konzentrierte sich auf Green Step. Die Kräfte von Golden Techno schienen jetzt nach zu lassen und Running Sun holte weiter auf. Friendly Face schaffte es, aus dem Mittelfeld zu fliehen und rückte nun immer mehr nach vorne. Wild Wind kämpfte nun an seiner Stelle nach einer Platzierung, nur noch Golden Techno war vor ihr.
„Green Step, immer noch erster, Running Sun holt langsam auf, Friendly Face als Dritter, dann Golden Techno, die ihre Kräfte verlassen, denn Wild Wind kommt immer näher! Wenn sie Golden Techno noch vor der Ziellinie überholt, wären das vier Platzierungen für das Blue Meadow Land, als sechster kommt Self Sufficient, Time to Run folgend, ...“, ertönte es aus dem Lautsprecher. Cam saß angespannt auf seinem Platz und verfolgte mit seinen Augen seine Pferde. Green Step hielt weiterhin die Stellung, gleich danach hatte Friendly Face aufgeholt und Running Sun hinter sich gelassen. Dieser folgte Wild Wind, danach Golden Techno und die ganzen anderen Zweijährigen, die wie alle anderen auf der Bahn noch unbekannt waren. Lisa drückte seine Hand. Sie war wahrscheinlich aufgeregter als die Pferde selbst! Auf der Zielgeraden kämpften Friendly Face und Green Step für die Führung, sie rannten mit großen Galoppsprüngen beinahe gleichzeitig ins Ziel. Danach folgte mit einer Sekunde Abstand Running Sun, dicht gefolgt von Wild Wind als vierte. Friendly Face und Green Step kamen in die letzten hundert Meter. Beide kämpften um die Führung und um den Sieg. Nase an Nase liefen sie nebeneinander, nur kurz vor der Ziellinie machte Friendly Face einen kräftigen Galoppsprung ins Weite und kam somit als erster ins Ziel, dicht gefolgt von Green Step.
Lisa sprang auf und klatschte begeistert. Cam grinste besonnen und zusammen machten sie sich auf den Weg zum Siegerring.

Running Hoofs - Fly with your Wings, Hawk!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt