August 2013

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Ich öffne blinzelnd meine Augen, als die Sonnenstrahlen durch das Fenster dringen und den weißen Raum zum Leben erwecken. Ich höre die Menschen im Gang. Mittlerweile hab ich ein gutes Zeitgefühl und weiß das jetzt das Frühstück gebracht wird.
Nach dem Frühstück ziehe ich mir mein Cardigan über und schlendere durch die weißen Gänge.
"Guten Morgen Frau Camillton", höre ich ein lächelndes Gesicht sagen aber gehe nicht darauf ein. Ich schlendere weiter bis ich das Zimmer 34 erreiche und drücke sanft die Klinke runter.
"Freut mich sie zu sehen, Frau Camillton, Bitte setzten sie sich." Ich setze mich auf dem bequemen, mit Kissen ausgestatetten Stuhl und blicke zu den Blumen am Fensterbrett, die im Sonnenschein zu Glänzen scheinen, als wäre Glitzer darüber gestreut.
"Wie geht es Ihnen heute? Sie sehen besser aus". Ich nicke ihr zu und schaue aus dem Fenster.

"Frau Camilltion, Rose, sie sind jetzt schon seit zwei Jahren hier, wollen sie nicht endlich mit uns sprechen?". Wozu sollte ich denn sprechen, dachte ich mir.
Ich hatte seit meinem Suizidversuch im August mir vorgenommen mit niemanden über diesen Tag zu reden. Heute überkam mich ein Gefühl das ich bis jetzt noch nie hatte. Obwohl alles so schien wie immer, hatte ich diesen Drang endlich meine Gedanken, meine Albträume und meine Vergangenheit auszusprechen. Ich konnte es nicht mehr für mich behalten und so öffnete ich meinen Mund.
"Ich , ich habe immer diese wiederkehrenden Albträume", die Therapeutin hört mir aufmerksam zu und deutet mir an das ich weiter reden soll. "Ich sehe eine Küste, an der ich liege und meine Schwester die im Wasser schwimmt. Sie kommt langsam aus dem Wasser heraus. Sie ist wunderschön mit ihren langen blonden Haaren und ihren eisblauen Augen. Sie grinst mich an und zieht mich am Arm und will mich mit in das kalte Wasser ziehen. Es ziehen dunkle Wolken auf und ihre Augen verfärben sich in ein dunkles Rot, es fließt Blut aus ihrer Nase und aus ihrem Mund. Plötzlich ist ihr Körper voller Blut. Dann wache ich auf." Ich schaue wieder aus dem Fenster. " Wie lange haben sie diese Träume schon?", frägt mich Frau Caleg und ich schaue sie an. "Seit ungefähr 1 Monat". Jetzt schaut sie mich an und mustert meine Gesichtszüge. Sie überlegt. "Ihr Gedächtnis scheint sich allmählich erinnern zu wollen. Sie haben Angst vor der Vergangenheit, Rose, aber wenn sie die Gedanken und Träume nicht zulassen, wird es umso schwerer für ihr Gedächtnis die Vergangenheit zu wiederrufen." Ich mustere ihre Blicke und sehe Verzweiflung darin, so wie ich mich jetzt auch fühle.

Nach unserer Sitzung sitze ich im Garten und blicke auf den See, der mir vorkommt wie die Küste in meinen Träumen. Was ist mit meiner Schwester passiert?

Patience is Power🌹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt