Patience is Power🌹

Oktober 2013

Ich werde nun seit 3 Monaten von meinen Alpträumen geplagt. Mittlerweile rede ich mit den Ärzten, die versuchen mir wirklich zu helfen. Ich wage mich heute sogar in den Aufenthaltsraum.
Unsicher suche ich mir einen freien Platz und packe mein Ipod heraus, was mir meine Mutter vor ein paar Tagen mitgebracht hat. Wenn sich der Zustand in der Anstalt bessert, darf man umso mehr Sachen besitzen. Da sitze ich nun, starre aus dem Fenster und höre Musik. Mich fasziniert dieser Garten, mit den Blumen. Carly und Ich haben immer Blumen gepflückt und sie unserer Mutter gebracht. Sie starb im August 2011. Es sind 2 Jahre vergangen und meine Erinnerung an jenen Tag will nicht zurück kommen. Ich merke wie sich ein Mädchen zu mir setzt und ebenfalls aus dem Fenster schaut. Ich drehe meinen Kopf leicht zu ihr und sehe ihre wunderschönen Gesichtszüge. Sie hat ein Block in ihrer Hand und zeichnet Blumenmuster. Ich nehme einen Kopfhörer ab, "Schöne Zeichnungen", sage ich und lächle ihr zu. Sie hebt den Kopf und bedankt sich mit einem Nicken. Wer weis was sie zum Schweigen bringt.
Ein paar Tage später sitzen wir wieser in dem Aufenthaltsraum. Heute fasse ich meinen Mut zusammen und gehe zu ihr hin. "Wie gehts dir?", frage ich sie. Diesesmal schaut sie mich so an als wollte sie mir antworten und das tat sie auch. "Gut danke und dir?", fragt sie und ich antworte ihr mit Gut, während ich mich zu ihr setze. Wir kommen ins Gespräch und dann ist auch schon Abendessen Zeit.
Beim Abendessen sitzen wir alle zusammen in der Kantine. "Wie heißt du eigentlich?", frägt sie mich. "Ich bin Rose, und du?", "Ich bin Selina."
Nach dem Essen verabschieden wir uns und gehen auf unsere Zimmer.
Am nächsten Morgen gehe ich Duschen und ziehe mir etwas gescheides an. Ich fühle mich total gut und der Spiegel verrät mir das ich auch besser aussehe. Viel besser als in den letzten zwei Jahren.
Nach der Therapiesitzung stehe ich auf und will zur Tür als Frau Caleg noch einmal meinen Namen ruft. "Rose, wissen sie das darf ich ihnen eigentlich noch nicht sagen, aber sie dürfen bald unsere Klinik verlassen. Nach zwei Jahren scheint sich ihr Zustand allmählich zu verbessern. Wir werden diese Woche in der Konferenz die Werte besprechen und wenn alles gut läuft kommen sie nächste Woche nach unserer Sitzung frei."
Ich war im ersten Moment glücklich und grinste über beide Ohren, doch im nächsten Moment überkam mich die Angst. Wie würde ich das schaffen, an den Ort zurück zu kehren wo ich meine Schwester verloren habe?