[3 Monate später]
Ich nahm ein letzes Mal meine Eltern in den Arm bevor ich einen Schritt von ihnen zurück trat und angespannt ausatmete. "Wir sind so stolz auf dich, Schatz." Meine Mutter strich mir eine lockige Haarsträhne aus der Stirn und sah mich lächelnd an. Mit diesem Blick den Mütter nun mal haben wenn ihre Kinder erwachsen werden und ihren Abschluss absolvieren. Mein Vater rückte seine schlichte Krawatte zurecht und drehte sich ein wenig von uns weg. Ich schmunzelte, mir war bewusst, dass er versuchte aufkommende Tränen zu unterdrücken, seine Emotionen nicht öffentlich zu zeigen.
Ben legte einen Arm um die zierliche Schulter unserer Mutter. Er war um einiges breiter und größer als sie, was den Anblick noch amüsanter machte. In seinem eng anliegenden Jackett zog er die Blicke einiger Mädchen auf sich. Seine Haare reichten ihm mittlerweile fast bis zu den Schultern, sodass meine nur um einige Zentimeter länger waren. Er steckte seine blonden Haare hinter sein Ohr und zwinkerte ein Mädchen an, welches in einer langen Robe an uns vorbei lief. Ich verdrehte die Augen und konzentrierte mich wieder auf das Wesentliche.
"Ich muss jetzt echt los. Ich treffe mich vorher mit den Anderen am Parkplatz." Ich spürte wie erneut Nervosität meinen Körper erfasste. Feierliche Anlässe wie dieser waren nun wirklich nicht mein Ding. Ich hasste es, wenn auch nur für einen kurzen Moment alle Augenpaare auf mich gerichtet waren. Aberhunderte peinliche Vorstellungen spukten in meinem Kopf herum, wie ich bei der Entgegennahme meines Zeugnis auf der Bühne hinfiel, oder mein Talar verlieren würde.
Der schwarze, traditionelle Hut saß locker auf meinem offenen, gewellten Haar. Ich hatte mir extra einen Wecker an meinem ersten freien Tag gestellt um rechtzeitig zur Graduierung zu erscheinen. Nahm mir genügend Zeit, um mich in Ruhe fertig zu machen, mich zu duschen und meine Haare einzudrehen. Ich zog die rosé farbene Spitzenunterwäsche an, die perfekt zu dem Oberschenkel- langen Kleid in der selben Farbe passte.
Als ich mit Ruby auf Kleider Suche war, hielt sie es sofort vor mich und traf erstaunlicherweise mal wieder meinen Geschmack. Sie besserte sich eindeutig. Das Kleid passte sich eng an meiner Taille an und löste sich leicht im Unterrock. Kleine Schleifen hielten die dünnen Träger zusammen. Die hohen geschnürten Schuhe ließen das Outfit zugleich anmutig elegant, aber auch verspielt aussehen.
"Wir setzen uns dann mal, bevor wir keine Plätze mehr bekommen." Mein Vater drückte mir einen Kuss auf die Stirn, ehe sie auf die großen Tribünen, an dem Football Platz unserer Schule entgegen steuerten. Ich sah ihnen noch einen Moment hinterher und registrierte die Massen an Menschen unter geschmückten Girlanden und Ballons, bevor ich in Richtung Parkplatz lief.
"Da ist sie ja endlich!" Ich hörte Marlons lachende Stimme schon von weitem. Er stand wie die Anderen an seinem Wagen angelehnt im Arm von Louis. Ich freute mich so für die beiden, dass sie sich endlich geoutet und ihrer Beziehung eine Chance gegeben hatten. Neben ihm standen Colin und David und winkten mir ebenfalls zu. Die Jungs hatten untereinander vereinbart, tatsächlich elegant gekleidet zu erscheinen, weshalb alle von ihnen Anzug mit Krawatte oder Fliege trugen.
Mein Blick wanderte zu dem zweiten Auto, was parallel neben Marlons stand. Auf dem offenen Jeep saß Jacob, welcher Rubys Schultern mit Küssen bedeckte. Sie trug ein trägerloses, lilanes Kleid, welches ihre braune Lockenpracht wunderbar zum Vorschein brachte. Sie strahlte vor Glück und ich beschloss dass es eindeutig das wichtigste war. Zu Beginn hatte ich meine Schwierigkeiten, zu akzeptieren dass Jacob keine Beziehung mit ihr eingehen wollte, doch mittlerweile glaubte ich fest an die beiden.
"Süße!" Ruby entwich Jacobs Liebkosungen und verschwand für einen Moment im Jeep, während ich die anderen begrüßte. Als sie wieder in meinem Sichtfeld erschien hielt sie zwei Plastik Champagner Gläser in der Hand, welche mit einer rosa prickelnder Flüssigkeit gefüllt waren. Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange und flüsterte mir mit strengem Blick hinzu" Weil deine beste Freundin weiß, dass du dir vor Aufregung vermutlich jeden Moment in dein hübsches Höschen pinkeln wirst. Ein kleiner Sekt- entspannt deinen Bluthochdruck." Perplex sah ich sie an und verdrehte grinsend meine Augen, bevor ich das Glas exte.
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Maybe a little love
Teen Fiction[2. Teil] ➺Die Verbindung zwischen Amelia und Noah ist so stark wie nie zuvor. Doch gerade als ℒia die wichtigste Entscheidung getroffen hat, auf ihr Herz zu hören und somit auf eine Beziehung mit Noah eingeht, ändert sich alles. Die Geheimnisse se...