|2|~ Ein Moment der Schwäche

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Am Nachmittag traf ich mich noch mit Marina um zu lernen. In der Schule ist allgemein nach diesem Vorfall nichts intetessantes mehr passiert.

Ich hatte Physik mit Melanie, Medolie, und Marina und wir haben halt Scheiß gemacht. Ja, ich weiß, ein Streber macht doch kein Scheiß. Ein Streber passt immer auf.

Diese Gerüchte stimmen eindeutig nicht. Ich mache so gerne irgend ein Scheiß, aber ich hab halt gute Noten. Ich gehöre nicht zu der spießigen Sorte, also geht das klar.

Ist ja auch egal. Als ich aber am Nachmittag wieder einen Anruf bekam, hatte ich Panik, dass es Mason sein könnte. Allerdings war er es nicht, jedoch war dieser Anrufer auch nicht gerade jemand Besseres.

Es war Jack.

"Hey, hast du Zeit zum Reden?"
"Ganz bestimmt nicht für dich und außerdem, ich hab sowieso keine Zeit." Ich wollte gerade auflegen, als er meinte, dass ich ihm wenigstens zuhören soll.

Ich entschuldigte mich bei Marina und ging ins Bad.

"Hör mal, ich weiß nicht was du mir sagen willst, aber beeil dich." meinte ich sobald ich im Bad angekommen bin.
"Ja, ist ok. Ich wollte mich entschuldigen, dass ich dich letztens einfach küssen wollte. Es war so eine blöde Wette und ich hab mich einfach mitreißen lassen. Es tut mir echt leid."

"Mmh. Das soll ich dir glauben? Ich mein, du glaubst dir wahrscheinlich selbst nicht einmal."
"Glaub mir, es hat echt viel Überwindung gekostet dich überhaupt anzurufen. Können wir uns vielleicht mal treffen und weiter darüber reden? Über das Telefon wird mir das langsam unangenehm."

"Nein, ich denke nicht, dass ich mich mit dir treffen will. Ich mag dich nichtmal und vertrauen tu ich dir schonmal gar nicht.". Ich sprach ziemlich leise um Marina nicht zu stören beziehungsweise dafür zu sorgen, dass sie nichts mitbekommt.

" Ja. Das stimmt schon, aber ich muss echt dringend mit dir reden. Das geht nicht über das Telefon."
"Gut. Dann war es das jetzt auch. Auf hoffentlich Nimmerwiedersehen.

Mit diesen Worten legte ich auf. Der kann sich jemand anderen suchen zum verarschen. Das war bestimmt auch nur so eine komische Wette. Ich weiß nicht was die für ein Problem haben. Schließlich bin ich auch nur ein Mensch.

Klar, ich häng nicht wie diese komischen Bitches am Arsch der Jungs, geschweige denn ich habe überhaupt was mit denen zu tun, aber müssen die ständig irgendwelche blöden Wetten machen, in denen ich vorkomme? Das wird mir langsam echt zu blöd.

Ich habe nicht gemerkt, dass ich schon wieder in Marinas Zimmer war, als ich schon stolperte. Marina erschrak zuerst, bevor sie mich auslachte und versuchte nachzumachen, wie ich vielleicht hingeflogen sein könnte.

Ich stellte mich wieder hin und setzte mich auf ihr Bett. Da sie immernoch nicht aufhören konnte zu lachen, sondern schon Tränen in den Augen hatte vor Lachen, beschloss ich meine Sachen zu packen.

Ich bin zwar kein Spielverderber, aber ich bin 1. genervt und 2. muss ich sowieso nach Hause. Sie bekam sich nicht mehr ein und merkte auch nicht, dass ich schon aus der Tür gegangen war.

Sobald ich zu Hause ankam, rief mich eine immernoch lachende Marina an und wollte sich entschuldigen. Ich wank ab und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Daraus wurde leider nichts, da meine Eltern mich in die Küche riefen.

Ich war wenig davon begeistert, als ich sah weshalb ich in die Küche sollte. Da stand, mit ziemlich verwuschelten Haaren, Jack, der es anscheinend ernst meinte. Ich wollte gerade auf dem Absatz kehrt machen, als er mich aufhielt und mit mir aus der Küche ging.

Ich wollte mich von ihm befreien, so wie beim ersten Mal, doch natürlich vergebens. "Hey, ich tu dir nichts. Ich will nur mit dir reden." "Herr 'Will' ist gestorben und jetzt lass mich los!"

Er schleift mich die Treppen hoch und bleibt vor einer Tür stehen. "Ist das dein Zimmer?" "Warum sollte ich dir sagen wo mein Zimmer ist?!" Ich war ziemlich sauer. Ok, ziemlich ist untertrieben. Ich war richtig angepisst.

"Ich werde alle Zimmer durchsuchen, um deins zu finden. Ich will doch nur in Ruhe mit dir reden!" Jetzt wurde auch er aggressiv. Er senkte allerdings seine Stimme um nicht die Aufmerksamkeit meiner Eltern zu erregen.

"Drei Türen weiter", brachte ich nur stumm hervor. Er zog mich vor die gewünschte Tür und öffnete sie. Er schaute sich den Raum an und das nicht gerade unauffälig. Er setzte sich auf mein Bett und signalisierte mir, dass ich mich neben ihn setzen soll.

Allerdings setzte ich mich auf meinen Schreibtischstuhl. Ich will doch nicht freiwillig neben ihm sitzen. "Du wolltest mit mir reden." sagte ich, um ihm zu zeigen, dass er reden darf.

"Wie gesagt wollte ich mich nur entschuldigen und ich weiß ehrlich gesagt auch nicht was mit mir los war. Bitte nimm es mir nicht übel. Es war diese komische Wette und-". "Jetzt tut es dir leid, weil du ja eigentlich nichts dafür kannst und willst damit versuchen dich in mein Herz zu schleichen. Jaja, du kannst gehen, wenn du mir eh nur Sachen sagen willst die ich schon weiß. Da ist die Tür.". Damit zeigte ich auf meine Zimmertür und hoffte das er geht, doch zu früh gefreut.

Er stand von meinem Bett auf und kam auf mich zu. Da ich ihm immernoch in die Augen schaute, musste ich nach oben gucken, da er jetzt eindeutig größer war als ich. Schließlich saß ich ja auf dem Stuhl.

"So schnell wirst du mich leider nicht los. Ich war auch noch gar nicht fertig mit reden.". Ich brachte kein Wort zu stande, was er wohl als Bestätigung sah. "Du hast Recht. Ich wollte mich in dein Herz schleichen, aber nur weil ich hinter deine Fassade blicken wollte, nicht um mit dir ins Bett zu steigen. Ich will dich kennenlernen und etwas über dich erfahren. Niemand kennt dich so wirklich. Ich habe dich im Kindergarten und in der Grundschule beobachtet. Du warst immer so glücklich und hast dir nichts gefallen lassen und hast auch immer das gemacht worauf du gerade Lust hattest. Du hast so ein unbeschwertes Leben geführt. Und jetzt? Du bist nur am Lernen und verschließt dich ständig. Dir muss doch etwas passiert sein. Du wärst nie so wie du jetzt bist, wenn dir nichts passiert wäre. Ich verstehe es einfach nicht. Bitte, verschließe dich nicht mehr."

Ich war überrumpelt und merkte nicht, dass mir Tränen in die Augen schossen. Er hatte Recht. Ich hab mich verschlossen. Es ist etwas passiert. Es war schlimm für mich und seitdem schwor ich mir eine andere Person zu sein. Ich wollte das nicht mehr.

"Bitte nicht weinen. Du bist so viel hübscher wenn du lachst.", versuchte er mich aufzuheitern, doch vergebens. Die Tränen flossen, als wollten sie ein Meer mit Wasser füllen. Ok, vielleicht nicht ganz so schlimm, aber ein See ist schon drin. Gut. Vielleicht doch eher ein Teich.

Er ging in die Hocke und wischte mir die Tränen von den Wangen. Er nahm mich in den Arm,  weshalb ich von dem Stuhl langsam auf den Boden sank und ließ meinen Tränen freien Lauf. Aus Reflex krallte ich mich auch ein wenig in sein Shirt.

Ich weiß nicht wieso, aber ich vertraute ihm in diesem Moment. Ich konnte ihn all die Jahre nicht ausstehen, doch ich brauchte das hier. Er versuchte mich zu beruhigen und streichelte mir sanft über den Kopf und den Rücken.

Ich fühlte mich geborgen und gleichzeitig so schwach. Ich wollte all das hier nicht, doch ließ es zu.

Wir saßen immernoch auf dem Boden, doch nach einiger Zeit stellte sich mein Kopf wieder an und ich rannte in das Badezimmer.

Ich weiß nicht wieso ich es zuließ, aber jetzt bereute ich es. Ich habe meine schwache Seite gezeigt und ihm gezeigt wie er mich unter Kontrolle bringen kann.

Sobald ich die Tür schloss lehnte ich mich an die Tür und war noch verzweifelter als vorher. An der Tür gelehnt rutschte ich langsam auf den Boden.

"Mia, bitte mach die Tür auf. Ich will und wollte nichts Böses damit bezwecken. Ich will dir doch nur helfen.". Er war so ruhig. Ich hätte es ihm glatt abgekauft, doch ich war zu zerstört um einen Laut von mir zu geben.

Nach ca. fünf Minuten öffnete ich die Tür und Jack fiel ins Bad. Er hat sich wohl auch an die Tür gesetzt. Mir fiel erst später auf, dass auch er Tränen in den Augen hatte. Er stellte sich hin und schaute mir tief in die Augen.

Ich wusste nicht was ich tun sollte, weshalb ich in mein Zimmer ging ohne auch nur ein Wort zu sagen.

A little different (*pausiert*)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt