7. Rubeus Gunder

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Ich streckte meinen Kopf aus dem Gebüsch. "Eros, komm her. Ich brauch hier mal... Hilfe." Rief ich und schon wenig später kam er. Verlegen zeigte ich auf die Leiche. "Ich kann ihn nicht tragen. Mein Bein... du weißt schon."

Eros nickte verständnisvoll. "Na gut, wenn du meinst. Aber warum lassen wir ihn nicht einfach hier?" "Das Tattoo?!" Erinnerte ich ihn und er schlug sich die Hand vor die Stirn.

"Ach stimmt ja." Meinte er und grinste mich breit an und ich erwiderte das Lachen ein bisschen. Ein Stich durchfuhr mein kaltes Herz. Ich hatte schon lange nicht mehr mit jemanden richtig gelacht. Mit Jonas war es etwas anderes.

Ich schüttelte mich kurz. Freude gab es in meinem Leben nicht. Ich bin eine Mörderin. Jemand der Leute für Geld umbrachte. Ich hatte es gar nicht verdient Freude zu verspüren.

Mein kleines Lächeln erlosch augenblicklich. Ich hatte es nicht verdient. Eros sah mich kurz komisch und auch etwas enttäuscht an, dann hob er den toten Mann hoch und warf ihn sich über die Schulter, wie mich vorhin.

Der Kopf der Leiche gab ein hässliches Geräusch von sich, als er gegen Eros harten Rücken knallte und ich verzog das Gesicht hinter seinem Rücken, damit er es nicht sah. Die ganze Sache mit den 50 Menschen ging mir näher, als gedacht.

Ich kannte sie alle. Hatte eine gemeinsame Vergangenheit mit ihnen. Und ich hatte gehofft, diese auslöschen zu können indem ich diese Menschen umbrachte. Es ist zu spät um zu kneifen, Bella. Flüsterte eine leise Stimme und ich ließ meine Schultern sinken. Sie hatte recht.

Ich hätte wissen müssen, dass es die Erinnerungen nur zurückbringen würde. Und das sie wehtun würden. Seufzend humpelte ich neben Eros her. Er machte mir das ganze nicht leichter. Es wurde Zeit, dass ich kälter wurde, beschloss ich. Sie kalt wie damals. Wenigstens während ich tötete.

Wir legten den Weg zu Eros Auto zu Fuß zurück. Mein Oberschenkel schmerzte bei jedem Schritt und ab und zu sog ich scharf die Luft ein. Das Messer steckte immernoch tief darin.

"Hast du einen Gürtel an?" Fragte ich plötzlich und Eros nickte. Er zog ihn aus und kniete sich vor mich. Er wusste genau, was ich wollte. Geschickt und ziemlich sanft für einen Auftragsmörder band er mir den Gürtel oberhalb der Wunde um und zurrte ihn fest.

Ich stöhnte kurz auf, aber es musste sein, damit nicht noch mehr Blut aus der Wunde sickerte. Besorgt sah Eros zu mir auf. "Alles ok, Engel? Du bist bleich." "Bin ich immer." Log ich und humpelte weiter.

5 Minuten später waren wir an seinem Auto angekommen. Eros warf Kai unsanft auf die Rückbank, aber der Tote konnte eh nichts mehr fühlen.

Im Gegensatz zu Kai behandelte Eros mich netter. Er öffnete mir die andere Tür von hinten und stütze mich, als ich mich ins Auto hangelte, wohlgemerkt sehr unelegant.

Misstrauisch folgte ihm mein Blick als er um das Auto herumging. Warum war er wohl so freundlich und hilfsbereit zu mir? War das nicht seine Masche Leute umzubringen?

Er hatte es uns selbst erklärt. Verführen, statt entführen. Verdammt sollte ich sein, wenn ich darauf herein fiel. Ich lehnte meinen Kopf an die Fensterscheibe.

Mein Körper schrie nach Schlaf, aber noch konnte ich ihm diesen nicht gewähren. Stattdessen konzentrierte ich mich auf meinen Atem wie er auf der Scheibe neblige Spuren hinterließ.

50 Tage 50 MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt