Das Tagebuch des Edward Pride

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1. Wie alles begann

Freiheit! Ein Wort, tausend Bedeutungen. Für einen bedeutet das unermesslichen Reichtum und für den anderen nur einen Eiland für ihn. Für mich aber bedeutet Freiheit was ganz anderes. Für mich bedeutet es die See. Die unendlichen Weiten des Meeres. Schon als kleines Kind hatte ich ein Ziel vor Augen: ich möchte bis zum Horizont und darüber hinaus weiter segeln.

Leichter gesagt als getan. Als Waisenkind hat man es nicht leicht und deswegen war mein Traum damals auch nur das, ein Traum. Ich bin in London aufgewachsen. Meine Eltern kannte ich kaum, da sie wie ich vier war, bei einem Sturm auf hoher See verunglückt sind. Ich musste also selber auf mich aufpassen. So geriet ich in eine kleine Gruppe von gleichaltrigen Kindern, welche Pioniere im Taschendiebstahl waren. Sie zeigten mir jeden Trick um möglichst teure Wertsachen zu erbeuten.

Ich kann mich noch gut an meinen ersten Diebstahl erinnern als wäre es gestern gewesen. Ein Mann mit seiner Ehefrau geht gerade aus einer Taverne in Manchester. Schon von weitem sah ich seine goldene mit Elfenbein verzierte Taschenuhr. Sie glänzte im Licht der Laternen. Also versuchte ich mein Glück. Ich folgte dem Ehepaar in einem sicheren Abstand, sodass sie mich nicht erblicken. Nach hundert Metern, bogen die beiden in eine kleine Seitengasse ein. Das ist meine Chance, flüsterte ich mir zu. Um die wertvolle Taschenuhr zu stehlen bin ich ans andere Ende der Gasse gegangen um dem Pärchen entgegen zu gehen. Die ganze Zeit war mein Blick auf die Tasche des Mannes fixiert. Dann wie sie nur noch einen Schritt entfernt waren, rempelte ich den Gentleman an und schnappte mir blitz schnell die Uhr aus seiner Jackentasche. Der Herr fing an mit mir zu schreien und beschimpfte mich. Ich aber machte einen auf Unschuldigen und entschuldigte mich bei ihm und währenddessen steckte ich mir die Uhr in meine hintere Hosentasche. Wie das Pärchen sich umdreht und mit deutlich schnelleren Tempo sich von mir entfernt, rannte ich los in mein Versteck.

Eine große Kiste auf der „Bleikugeln" eingebrannt war, war damals mein Zuhause. Ein Jutesack mit Stroh gefüllt war mein Bett und in der Kiste hang eine Seekarte von der Karibik. Eine neu entdeckte Inselgruppe, die hauptsächlich aus tropischen Regenwälder bestehet. Die englische Kolonie „Kingston" war sehr jung und beherbergte hauptsächlich Marine Soldaten und ihre Familien. Ich hab mir immer gesagt, dass ich eines Tages im Hafen von Kingston anlegen werde. Als ich bei meiner Kiste ankam, vergewisserte ich mich ob mir niemand gefolgt ist. Ich schaute in jede Richtung, konnte aber niemanden finden. Also nahm ich den Vorderteil der Holzkiste ab und bequemte mich auf mein „Bett". Ich nahm das Diebesgut aus meiner Tasche und begutachtete es ganz genau. Es war eine relativ große Taschenuhr. Fast so groß wie ein Apfel. Das bereitete mir Misstrauen. War das überhaupt eine wertvolle Taschenuhr? Nach langem untersuchen fand ich einen Kopf und betätigte ihn. Sofort sprang eine Abdeckung ab die das Ziffernblatt freigab. Das ganze Ziffernblatt war aus Elfenbein. An der Innenseite jedoch, war etwas eingraviert. Ein Name. Es war kein Name einer Person. Es war kein Name einer Stadt. Es war ein Name einer Insel, „King Island". Der Name kam mir so bekannt vor. War das ein Name einer der Inseln in der Karibik? Sofort sah ich auf die Seekarte in meiner Kiste. Aber es war nichts von King Island zu lesen. Anfangs dachte ich mir, ob der Besitzer der Uhr nur aus Spaß oder als Verzierung eingraviert hat. Mit einem großen Fragezeichen über meinen Kopf versuchte ich einzuschlafen, nur dachte ich nur noch an dem Namen.

Am selben Tag hatte ich einen Traum. Ich stand im Krähennest eines gigantischen Schiffes und schaue gegen Horizont hinaus. Auf einmal aus dem nichts war eine Bergspitze zu sehen. Eine gigantische Insel erschien am Horizont. Zehnmal so groß wie London. Der Big Ben würde neben dem Berg wie ein Zahnstocher wirken. Doch auf einmal kam ein Sturm rasend schnell auf uns zu. Das Schiff drohte zu sinken. Zwanzig Meter hohe Wellen trafen das Schiff am Bug. Einer der Masten brach entzwei durch die starken Winde. Ein Blitz schlug mitten am Deck ein und sorgte dafür, dass mehr als die Hälfte der Crew auf der Stelle tot umfielen. Plötzlich viel ich aus dem Krähennest und landete auf festem Boden. Blitzartig wachte ich aus meinem Albtraum auf. Verschwitzt saß ich jetzt in meiner Kiste. Mein Blick fixierte die Uhr, welche mich aus irgendeinen Grund unheilvoll anstarrte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 09, 2017 ⏰

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