Kapitel 7

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And it was like slow motion,
Standing there in my party dress,
In red lipstick,
With no-one to impress

Es war bisher ein recht toller Abend; wir tanzten zusammen und natürlich floss auch ein wenig Alkohol. Gerade als wir, samt Sam und Chris, an der Bar standen und versuchten uns über die laute Musik hinweg zu unterhalten, wurde diese leiser gedreht und jemand sagte an, dass nun Karaoke angesagt wäre. Während nun ein Junge, der sich freiwillig gemeldet hatte, sang bekamen meine Freundinnen die glorreiche - hust, hust - Idee, dass ich ja singen könnte. Na gut, ich liebte es zwar zu singen, aber ich es wollte nicht vor so vielen fremden Leuten tun. Das sagte ich auch den Anderen, in der Hoffnung, dass sie es verstehen würden - zum mindestens Sam, die selber auch nicht gerne vor vielen Leuten stand. 

"Du hast immer davon geträumt auf der Bühne zu stehen und jetzt hast du DIE Gelegenheit!", meinte diese jedoch. "Wer weiß, wann und ob du überhaupt noch einmal so eine Chance hast?"

"Außerdem kannst du es ja auch positiv sehen, dass hier alle Leute fremd sind; keiner kennt dich und deshalb muss es dir auch nicht peinlich sein, da die Wahrscheinlichkeit das du mit diesen Leuten noch viel zu tun haben wirst gering! Und heute wird sicherlich bei den meisten noch ziemlich viel Alkohol fließen, was heißt das sich die meisten wahrscheinlich noch nicht einmal an dich erinnern werden", meinte nun auch Charlotte.

"Ich will aber nicht...", verzweifelt versuchte ich mich rauszureden. 

In dem Moment erschien ein teuflisches Grinsen auf Samiras Gesicht, was nichts Gutes bedeuten konnte! "Meine liebe Ciara, du wirst gar nicht um deine Meinung gebeten, sondern ich sage dir du MUSST das machen - ich berufe mich auf dein Versprechen ALLES zu tun, was ich will." Sie warf mir triumphierend einen Luftkuss zu, als ich sie nur empört ansah.

"Fuck you!", sagte ich, da es das erste war, was mir einfiel als ich die Sprache wiederfand. "Ich hasse dich!"

"Ich habe dich auch lieb!" Die blöde Kuh, die sich Freundin nannte, grinste mich an und ich verdrehte die Augen, konnte mir aber ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. "Siehst du, du kannst mir nicht böse sein. Und jetzt solltest du dir überlegen, was du singen willst und den DJ suchen, sodass der das als nächstes abspielt."

Leicht verdattert folgte ich ihren Anweisungen und ehe ich mich versah stand ich auf einer kleinen Minibühne und alle Augenpaare waren auf mich gerichtet. Scheiße, jetzt gab es kein zurück mehr. Die Musik setzte ein und meine Nervosität stieg. Okay, was hatte mir meine Lehrerin einmal geraten wenn ich nervös war? Vorstellen alle sein nackt - okay, lieber nicht. Lieber versuchen alles, bis auf die Musik, auszublenden. Ich schloss die Augen, meine Beine fingen automatisch an sich im Takt mitzubewegen. Als ich anfing zu singen gab es schließlich wirklich nur noch die Musik und mich, alles andere vergaß ich für den Moment. Als der letzte Ton verklang öffnete ich meine Augen und sah, wie die ganzen Leute begeistert klatschten und sogar eine Zugabe verlangten, weshalb ich lächelnd noch einmal den Refrain sang bevor ich von der Bühne ging. 

Sobald ich unten war wurde ich auch schon von den anderen Inklusive Chris und Luca empfangen, die sich ziemlich gut zu verstehen schienen. Alle redeten wild auf mich ein, weshalb ich jedoch keinen von ihnen wirklich verstehen konnte, aber trotzdem aus Höflichkeit nickte und mich bedankte, wenn ich vermutete ein Lob bekommen zu haben. 

Nach ein paar Minuten entschuldigte ich mich bei den Anderen und ging zur Bar um mir etwas zu trinken zu holen. An dieser standen schon viele Leute und ich musste meine Ellenbogen einsetzen um mich nach vorne zu arbeiten, aber es lohnte sich, denn meine Kehle fühlte sich trocken an und die Luft war stickig, weshalb so ein kaltes Getränk echt gelegen kam. Während ich bestellte merkte ich, dass der Barkeeper mir die ganze Zeit in den Ausschnitt starrte und mir wurde ziemlich unwohl. Als ich dann endlich meine Cola bekam fragte der Typ nach meiner Nummer, weshalb ich ihn nur erschrocken ansah - der Mann war nämlich nicht nur so unverschämt mir so offensichtlich in den Ausschnitt zu starren, sondern war sicherlich schon an die vierzig. 

"Don't you see, that first she is much younger than you, and second she doesn't look like she would like to give you her number. I think she just wanted to get her drink", meinte plötzlich eine Stimme hinter mir, woraufhin sich der Barkeeper endlich jemand anderem zuwandte.

"Äh, danke schön", ich drehte mich zu der Person, die mich aus der unangenehmen Situation gerettet hat.

Es war ein Junge, ich schätzte ihn auf zwanzig Jahre und, soweit ich in dem mangelndem Licht, erkennen konnte hatte er braune Haare. Er sah mich leicht verwirrt an und mir viel ein, dass ich Deutsch geredet hatte. Ich klatschte mir mit der Hand gegen die Stirn. Wie dumm musste man sein, um in England jemanden, der einen Anderen auf Englisch angesprochen hatte, dann auf Deutsch zu bequatschen? 

"Sorry, ich komme nicht von hier und wollte mich eigentlich nur bedanken", meinte ich nun auf Englisch.

Zwar war es noch immer ein wenig komisch, doch ich wunderte mich nicht mehr das er mir auf Englisch antwortete. "Kein Problem. Warte mal, du warst doch das Mädchen, dass eben gesungen hat, richtig?"

Ich errötete leicht und hoffte, dass man das im schummrigen Licht nicht sehen konnte. "Ähhhmm... ja..."

"Du hast echt eine gute Stimme! Hast du schon öfter Auftritte gehabt?"

"Nein, ehrlich gesagt nicht." 

Wir unterhielten uns, ich erzählte ihm, dass ich früher mal Gesangsunterricht gehabt habe und nun aber mit meinen Freundinnen hier her gezogen war. Über ihn erfuhr ich dabei, dass er eine jüngere Schwester hatte und so kamen wir auf das Thema Familie. Als ich irgendwann auf die Uhr schaute merkte ich, dass ich mich nun schon mehrere Stunden mit diesem, mir eigentlich noch so gut wie fremden Typen unterhalten hatte und dabei die Anderen völlig vergessen hatte. Mittlerweile saßen wir an der Theke auf Barhockern, aber da weder Charlotte, noch Tia oder sonst irgendwer hier aufgetaucht war, vermutete ich mal, dass sie sich keine Sorgen machten, sondern auch selber einfach ihr Ding machten. 

Nach einer weitern Stunde, beschloss ich mich auf den Weg nach Hause zu machen und sagte dies auch meinem Gesprächspartner, der sich als Ethan vorgestellt hatte. Er bestand jedoch darauf mich nach Hause zu bringen, da es, wie er sagte, für junge Frauen nicht allzu sicher sei, um diese Zeit allein durch die Straßen zu ziehen und meine Freundinnen, wie sich nach einer kurzen Suche herausgestellt hatte, schon gegangen waren. So begleitete mich Ethan noch bis zur Tür unserer Wohnung und verabschiedete sich dann, wobei er mir noch seine Nummer zusteckte.

Nachdem ich mich abgeschminkt, geduscht, zähnegeputzt und umgezogen hatte ließ ich mich todmüde ins Bett fallen und schlief fast sofort ein, mit einem Lächeln auf den Lippen und dem Bild von Ethan im Kopf.

Gute Nacht allesamt. (-; Und danke für's lesen dieses Kapitels. (Ich weiß nicht, ob ich es schon mal gesagt habe, aber ich freue mich über Kommentare, damit ich weiß, was euch gefallen hat oder was ich eventuell verbessern kann oder sogar was ihr euch wünscht, was noch passieren soll. Danke *-: )

Singer - not perfectWo Geschichten leben. Entdecke jetzt