Die Straßenbahn rauscht an ihr vorbei. Die Autos hupen und allgemeine Hektik regiert den Morgen. Ihre Absätze klingen auf dem Stein unter ihren Füßen. Die Luft ist angenehm kühl und ein schwacher Windzug streicht ihre Beine. Jemand stößt sie an und sie taumelt kurz zurück. Sie wirft dem Unaufmerksamen einen Blick zu bei dem einem das Blut in den Adern gefriert. Sie setzt ihren Weg unaufhaltsam durch die Stadt fort.
Bis sie vor einem Haus stehen bleibt. Einem Haus mit einem breiten Treppenaufgang und goldenen Lettern über der Eingangstür. Der Boden ist aus glattem, glänzendem Stein und verbreitet ein Klima des Luxus. An der Rezeption steht eine Frau, mit hochgesteckten Haaren und macht auf sehr beschäftigt, die sie mit zusammengekniffenen Augen mustert. Die Augen der Rezeptionistin wandern an der Fremden hinunter und hinauf, an der dunklen Kleidung, der Lederjacke, den high heels und den Nieten, die jedes Kleidungsstück schmücken.
"Haben Sie einen Termin", fragt die Dame hinter der Rezeption. Die Fremde leckt sich kurz über die Lippen, stützt sich mit dem Arm auf den Tresen und schaut der jungen, blonden Frau in die Augen: "Wenn sie nicht nur die Länge des Schwanzes, sondern auch den Terminkalender ihres Chefs kennen würden, wüssten sie, dass er jetzt ein geschäftliches Meeting hat"
Die Augen der Frau werden groß und sie schaut beschämt nach unten: "Achter Stock, letztes Zimmer"
Die Fremde nickt und macht sich auf dem Weg zum Fahrstuhl.
In jeder Seite des Aufzuges kann man sich spiegeln.
Ihr eigenes Gesicht begrüßt sie beim Einsteigen. Ihre schwarzen Haare Rahmen ihr herzförmiges, blasses Gesicht. Ihre Lippen sind nicht besonders voll, eher schmal und grade und ihre dunklen Augen blitzen sie gefährlich an. Sie findet sich nicht besonders hübsch, vielleicht auch nicht hässlich, aber sicher nicht hübsch.
Der Fahrstuhl hält und sie steigt aus. Verschiedene Blicke verfolgen sie bis vor die Tür ihres Zieles. Sie bleibt kurz stehen, öffnet den Mund und lässt ihre Lungen sich mit Luft füllen. Mit einer Hand drückt sie die Tür auf und geht auf den Mann zu. Er lehnt an seinem Schreibtisch in einem dunkel blauem Anzug. Das Licht fällt auf sein sonnengebräuntes Gesicht und sein blondes Haar. Der kurze Bart macht ihn unfassbar attraktiv.
Sie legt die Hand an seine Wange und legt ihre Lippen auf seine. Er erwidert ihren Kuss leidenschaftlich und schiebt sie dann wieder zurück: "Kirah, gut siehst du aus"
Sie streicht sich die Haare aus dem Gesicht und geht auf Abstand:"Deshalb bin ich nicht hier" Sofort erscheint wieder der Profi in ihr. "Marcus, du hast einen Auftrag für mich" Er nickt und tritt an ans Panoramafenstern um über die Stadt zu schauen: "Hinter meinem Schreibtisch steht ein schwarzer Koffer"
Sie geht um den Tisch und hebt einen schwarzen Remowa auf die Tischplatte.
Langsam zieht sie den Reißverschluss rundherum auf und betrachtet das innere. Ihre Gesichtszüge werden härter und ihre Finger um schließen etwas Metallenes. Marcus dreht sich zu ihr herum, was sie nur über den Schaft der Waffe sehen kann. Die Kälte des Mordinstrumentes bahnt sich einen Weg durch ihren Körper. "Wie steht es um die Bezahlung", fragt sie mit eiserner Stimme. "Bekomme ich den selben Tarif wie früher?", fragt er zurück. "Nein"
"Eine halbe Millionen"
"Glaubst du wirklich, dass ich nicht weiß in was für Kreisen wir uns bewegen", wirft sie ihm vor "Egal wen ich eliminiere, er ist mehr wert als eine halbe Million"
"Ich habe den Preis nicht festgelegt, ich sollte nur jemanden finden der den Auftrag ausführt. Kannst du bitte die Waffe runter nehmen", verteidigt sich Marcus. Langsam wird die Waffe gesenkt. "Du weiß, ich habe gerne Transparenz. Also", sie schaut ihn kritisch an.
"Ich weiß. Aber ich kenne ihn nicht", argumentiert er.
Ein Lächeln spielt um Kirahs Lippen und die Waffe richtet sich wieder auf Marcus Brust.
"Okay auf dem Schreibtisch liegt die Visitenkarte. Nimm sie und den Koffer und geh. Bitte. Ich will damit nichts mehr zutun haben", knirscht er. Kirah nimmt die Karte vom Tisch ohne einen Blick darauf zu werfen. Langsam rückt sie Richtung Türe. Marcus starrt ihr angespannt nach, aber bewegt sich nicht.
Sie muss nur zurück in den Fahrstuhl, durch die Lobby und in ihr Hotel, ohne Unterbrechung.