Botschaft aus den Bergen

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Es war ein ganz normaler Tag. Ich lag mit Edmund unter den Obstbäumen im Garten und schaute zum Himmel hoch, während drinnen Linsey noch am schlafen, Karin mit Lucy am kochen und Susan und Peter am arbeiten waren. Auch Könige und Königinnen können nicht den ganzen Tag die Füße hoch legen! Und dann musste ein perfekter Moment natürlich mal wieder durch mein Handy zerstört werden. Es war meine Mutter. ,,Sorry, da muss ich kurz dran gehen", murmelte ich entschuldigend zu Edmund, der mich kurz küsste, also stand ich auf und tippte auf grün:

ICH: Hallo?

MUM: HAPPY BIRTHDAY!

ICH: Danke mum, aber hier war mein Geburtstag schon gestern.

MUM: Aber in London ist er heute! Und wie geht es Linsey?

ICH: Schläft noch, aber ihr geht es super.

MUM: Und wie läuft es so im Königreich?

ICH: Gut, seit 10 Jahren ist alles friedlich, aber mum, ich weiß genau, dass du noch irgendwas spezielles von mir willst, also rück raus mit der Sprache!

MUM: Hast ja Recht...  Dein Vater und ich haben gestern geheiratet.

ICH: Na also, es geht doch!

MUM: Du bist nicht irgendwie enttäuscht, dass du nicht dabei warst oder so?

ICH: Sag mal, bist du noch bei Sinnen? Ich freu mich einfach nur drüber!

MUM: Puh, dann bin ich aber erleichtert! Oh, Liebling, ich muss jetzt mal los zur Arbeit, hab da heute ein wichtiges Meeting!

ICH: Ja, geh nur. Hab dich lieb mum!

MUM: Hab dich und Linsey auch lieb!

Als ich aufgelegt hatte, stand mal wieder Edmund plötzlich hinter mir. Wenn man die Zeit in Narnia nahm, waren wir schon etwa 200 Jahre zusammen, aber wir hatten noch nie übers heiraten oder so nachgedacht! Erscheint vielleicht merkwürdig, aber das Wichtigste war für uns, zusammen zu sein. Ja, es klingt kitschig! ,,Was machen wir jetzt noch?", fragte ich irgendwann in die Stille hinein. ,,Ich hätte da so eine Idee", murmelte er und küsste mich in den Nacken. Ich drehte mich zu ihm um und küsste ihn sanft auf diese samtig weichen Lippen. Schnell war alles um uns rum verschwunden, es waren nur noch wir beide da. Wie von selbst vergrub ich meine Hände in seinen nach Zimt duftenden Haaren. Es war jedes mal magisch, wenn er mich küsste. Seine Hände lagen sanft an meiner Hüfte und die Wärme drang durch den dünnen Stoff meines Kleides. Doch natürlich musste auch dieser perfekte Moment zerstört werden. Diesmal war es jedoch nicht mein Handy, sondern Lucy, die rief: ,,Emberly! Wir brauchen hier ganz dringend deine Hilfe!" Widerstrebend löste ich mich von Edmund und er murmelte nur lachend: ,,Geh nur." Ich küsste ihn nochmal flüchtig, dann lief ich ins Schloss, wobei ich den Saum meines Kleides oben halten musste, weil ich sonst wie schon drei oder auch zehn mal, garantiert auf die Fresse geflogen wäre. Ja, ich war schon zehn mal über mein Kleid gestolpert und auf die Fresse geflogen!

Als ich in der Küche ankam, bot sich mir ein Bild des Grauens: Überall war eine Art Sauce verteilt und auf der Feuerstelle stand ein kleiner Topf, in dem am Boden ein Klumpen Nudeln klebte. ,,Ich lass euch nie wieder allein in der Küche!", murmelte ich deshalb. ,,Wir haben es exakt so gemacht, wie du es in deinem Rezept geschrieben hast!", versuchte Karin sich zu verteidigen. ,,Hast du auch dran gedacht, genau einen Tropfen Öl und eine Prise Salz in das Nudelwasser zu geben?", fragte ich lachend und schon guckten die beiden auf ihre Füße oder an die Decke, aber nicht zu mir. ,,Ihr wischt die Saucenschweinerei weg und ich versuche irgendwie, die Nudeln zu retten", kommandierte ich und stellte mich an die Kochstelle. Ich nahm das Öl und füllte zur Sicherheit zwei Tropfen in den Topf, dann nahm ich zwei Gabeln und pflückte die Nudeln auseinander. Am Ende schmiss ich noch ein paar Kräuter und ein Klümpchen Butter rein und zu meiner Überraschung waren die Nudeln tatsächlich gerettet. Als ich im Esszimmer ankam, platzte ich offenbar gerade in ein Köpfezusammenstecken, denn alle fuhren auf, als ich in die Runde rief: ,,Essen ist fertig!" ,,Bei was hab ich euch denn gestört?", fragte ich deshalb verwirrt. ,,Wir haben alle Post erhalten, aus dem nördlichen Gebirgskönigreich Wintertal", erklärte Lucy schnell, ,,Die Königin hat uns aufgefordert, zu einem Treffen der sieben Königreiche zu erscheinen." ,,Na dann sollten wir da wohl auch hin, nicht?", fragte ich, während ich die Nudeln auf den Tisch stellte. ,,Aber ich will jetzt hier nicht von Lynn weg", warf Peter ein, während er sich an den Tisch setzte, ,,Und Susan ist zur Zeit in Kuran, um endlich den Frieden zwischen Kuran und Archenland zu sichern. Wenn, dann müsstet ihr drei gehen!" ,,Alles klar, wann soll dieses Treffen denn statt finden?", fragte ich deshalb. ,,Morgen um die Mittagszeit" meldete sich Edmund zu Wort, ,,Und bis in die Berge ist es ein halber Tagesritt." ,,Dann sollten wir nach dem Essen wohl schnellstmöglich aufbrechen!", stellte ich fest und schaufelte mir ordentlich Nudeln auf den Teller. Das konnte ja mal wieder ein schönes Abenteuer werden!

Die Chroniken von Narnia   SpiritWo Geschichten leben. Entdecke jetzt