Kapitel 2: Großer Bruder

148 3 0
                                    

"Wie geht es eigentlich Mama und Papa?"
"Ganz gut, sie schmeißen schon eine Party, da sie jetzt endlich das ganze Haus für sich alleine haben." Überrascht schaut er mich an.
"Nein Spaß, sie hätten mich am liebsten bei sich gehalten und konnten es nicht gut haben, auch ihr zweites Kind ziehen zu lassen."

Ich habe nicht besonders viel Lust über unsere Eltern zu reden,desswegen stelle ich ihm, um  das Thema zu wechseln, die Frage die mir die ganze Zeit schon auf den Lippen brennt.
"Habt ihr eigentlich Neue in eurer Mannschaft? Da waren ein paar Gesichter die mir noch nicht bekannt vorkamen."
"Sowas passiert halt, wenn man eine ganze Saison nicht vorbeischaut."
Dafür erntet er einen bösen Blick von mir.
"Nein, ich weiß ja das du gerne vorbeigekommen wärst. In dieser Transferpediode gab es einige Neuzugänge und wir haben im Winter auch ein paar Spieler aus der Jugend dazubekommen, da gehört es natürlich zur Aufgabe von so einem gestandenen Spieler wie mir auf sie aufzupassen und den Einstieg bei den Profis zu erleichtern."
Also gibt es vielleicht bald ein Wiedersehen mit dem süßen dunkelhaarigen Typen?
"Da kommt der große Bruder in dir durch!"
"Ja auf meine Jungs muss ich halt gut aufpassen! Auf dich übrigens auch, deshalb müssen auch alle Typen die du mit nach Hause nimmst erstmal in den 'großer Bruder' Check!"
Seine Worte klingen fast schon drohend und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen.
Seit wann war er so fürsorglich?

"Als wenn ich so viele Typen abschleppen würde."
"Du bist doch ein hübsches Mädchen!"
"Haha"
Ok, zugegeben, ich war nicht hässlich mit meinen schulterlangen blonden Haaren und den braunen Augen aber trotzdem, es gibt deutlich hübschere Mädels und mit meinen 1,60 cm falle ich auch nicht besonders auf.

"Nein im ernst,ich will nicht das nochmal einer das gleiche abzieht wie Nils." fuhr Marco fort.
Desswegen ist er aufeinmal so fürsorglich..
Und er versetzt mir gleich einen Schlag in die Magengrube, weil er mich an das Hauptargument erinnert warum ich überhaupt weg wollte.
Nils.
Mein Ex-Freund der mich nur dazu ausgenutzt hat um mich ins Bett zu bekommen und danach runerzählt hat das ich eine riesige Bitch wäre und ich ihn betrogen hätte-was völliger quatsch ist! Er hat mich einfach abserviert als er keinen Bock mehr auf mich hatte oder Abwechslung brauchte und einen plausiblen Grund benötigte, Schluss zu machen.
Und dann denkt er sich so einen Mist aus!
Dabei ist er der einzige Junge bisher in meinem Leben gewesen.

Anscheinend merkt Marco das ich ein wenig geknickt bin und entschuldigt sich bei mir.
"Hey sorry, ich wollte dich nicht an du-weißt-schon-wen erinnern."
"Ist schon gut, ich bin hier ja weit weg von ihm und den anderen Idioten."
Stimmt, die meisten Menschen aus meiner Heimatstadt sind Vollidioten, die diesem noch viel größeren Vollidioten glauben.
Außer meine beste Freundin Emma, die ich schon ein wenig vermisse, zu mal sie bald anfängt in München Architektur zu studieren und dann noch weiter weg ist.

Gott sei Dank ist Marcos Haus in Sicht und Zeit für einen Themenwechsel.
"Da wären wir"
Marco wohnt ein einer riesigen Penthouse Wohnung.
Wenn man in die Wohnung reinkommt steht man direkt im offenen Wohnbereich mit Wohnzimmer mit einer großen, weißen Couch und der angrenzenden Küche,die auch sehr hell und schlicht gehalten ist,mit einer Thekeninsel in der Mitte und rundherum weißen Barhockern.
Umgeben wird das Haus von einer riesigen Dachterrasse.
Es ist schon ein ganz anderes Kaliber als unsere Wohnung Zuhause.

"Hast du schon dein Zimmer gesehen?"
Ich hatte eines der Gästezimmer,naja eigentlich war es schon sowas wie mein Zimmer, denn immer wenn ich hier bin, niste ich mich dort ein.
Großes Bett, großer Schrank und ein direkter Zugang zur Dachterrasse, die um das Haus einmal einen Bogen macht. Hier war schon immer mein Lieblingsort.
"Ja natürlich, wo soll ich auch sonst schlafen ?" Frage ich.
"In einem von meinen anderen Gäsezimmern? "
"Du musst jetzt nicht damit angeben, das du so eine große Bude hast!" Sage ich und schlage ihn auf den Arm.
"Ist ja gut, ich teile für die nächste Zeit meinen Luxus ja mit dir" grinst er.

In der Küche steht Scarlett, die uns wohl gerade erst bemerkt hat.
"Ihr kommt genau richtig! Ich hab für euch gekocht!"
Hier wird man sogar bekocht, da bleibe ich gerne.
"Danke Schatz, was gibt es denn? "
"Lasst euch überraschen! Setzt euch erstmal hin."
Marco und ich setzten uns an den runden Nussbaumtisch und Scarlett servierte uns das Essen.
"Carpaccio vom Rind, mit Ruccola und Tomaten."sagte sie stolz und präsentiert das Essen auf dem Tisch.
"Das sieht lecker aus, dankeschön!", bedankte ich mich.
In der nächsten Zeit werde ich mich wohl etwas gesünder ernähren müssen, schließlich wohne ich mit einem Fußballer und einem Model zusammen. Aber ich hab nichts dagegen, vielleicht bekomme ich dann endlich meine Bikinifigur, auch wenn der Sommer schon so gut wie vorbei ist.

"Wie war das Training? " fragt Scarlett.
"Gut wie immer, ich war heute endlich wieder voll belastbar und hab ein paar extra Runden gedreht. Ich glaube der Trainer wird nicht drum rumkommen mich am Wochenende in  die Startelf zu schicken."
"Dann hast du jetzt einen Cheerleader mehr im Publikum", lache ich.
Marco schaut mich ernst an.
"Ich hoffe doch, ich zähle auf deine Unterstützung!"

"Sag mal, hast du nicht in zwei Tagen  Geburtstag, hast du da irgendwas geplant ?" fragt mich Scarlett neugierig.
Oh nein, ich hatte gehofft sie würden es nicht ansprechen und einfach vergessen.
Ich hab wirklich keine Lust meinen Geburtstag zu feiern, weil es die letzten Jahre immer ein total Desaster war. Und dieses Jahr sowieso niemand kommen würde.

"Nein,ich werde nur 19, was soll ich da groß feiern, ich kenne hier doch noch fast niemanden!"
"Aber du hast doch uns und die Jungs.." entgegnete Marco.
"Sehr witzig, ihr Fußballer habt doch sicherlich was besseres zutun als einen unbedeutenden Geburtstag von einer Spielerschwester zu feiern!"
Marco und Scarlett werfen sich einen vielsagenden Blick zu,den ich leider nicht deuten kann,da ich kein Teil ihrer Gedankenübertragung bin.
"Es ist ein ganz normaler Tag ich brauche wirklich nichts!"

Start Of Something NewWo Geschichten leben. Entdecke jetzt