15. Kapitel

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Nach ein paar Minuten hatte ich dann schließlich einen Entschluss gefasst. "Ok ich komm mit.", flüsterte ich. "Super Ava du wirst es sicher nicht bereuen.", rief Fynn und umarmte mich, bevor wir zu Kyle zurück gingen. "Was war denn los?", wollte dieser wissen. "Nicht so wichtig. Lasst uns losgehen und Badesachen kaufen." Also machten wir uns auf den Weg in den nächsten Laden und kauften Strandtücher sowie Badeshorts für die Jungs und einen blickdichten Badeanzug für mich. Danach liefen wir zum Strand und zum ersten mal in meinem Leben war ich am Meer.Staunend betrachtete ich das bis zum Horizont reichende Wasser und die Wellen die sanft am Sand ausliefen. Es war einfach wunderschön. Wir suchten uns einen Platz unter zwei Sonnenschirmen, wo wir dann unsere Strandtücher ausbreiteten, bevor wir zu den kleinen Umkleidekabinen hier in der Nähe gingen. Ich zog mich so langsam wie nur möglich um, um den Moment hinauszuzögern, in dem beide meine Narben sehen würden. Die meisten und auch schlimmsten wurden zwar vom Stoff bedeckt, trotzdem fand ich, dass die restlichen Narben immer noch schlimm genug aussahen. "Bist du dann auch mal fertig Ava? Wir wollen endlich ins Wasser.", hörte ich von draußen Fynn nach mir rufen. Noch einmal atmete ich tief durch, bevor ich die Tür öffnete. "Na endlich. Wieso hast du denn so la...", Kyle stoppte mitten im Satz, als er mich sah. Schüchtern zog ich meinen Kopf ein und sah betreten zu Boden. Bestimmt fand er, dass ich hässlich aussah, so entstellt wie ich war und das, obwohl er ja noch nicht mal alles gesehn hatte. Ich hatte den Schock und das Entsetzen in seinen Augen sehen können. "Was... warum...woher hast du all diese Narben?" "Ich rede nicht gern darüber. Können wir das ganze nicht einfach vergessen und ins Wasser gehen. Bitte." Ich redete so leise, dass die anderen es kaum verstehen konnten. "Aber...", wollte Kyle schon wiedersprechen, doch Fynn brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. "Ok. Gut. Lasst uns gehen."

Nachdem wir unsere Klamotten zu unseren Tücher gelegt hatten, liefen wir auf das Meer zu und die Jungs stürtzten sich sofort in die Wellen, aber ich traute mich nicht. Zwar hatte ich in der Grundschule schwimmen gelernt, war aber die letzten acht Jahre nicht mehr schwimmen gewesen, weshalb ich nun ziemlich unsicher war. Ich hatte Angst davor unterzugehen oder von einer Strömung weggetrieben zu werden. Zögernd ging ich mit kleinen Schritten ein Stückchen weiter rein, sodass ich nun bis zu den Knien im Wasser stand. Nun hatten auch Kyle und Fynn bemerkt, dass ich noch immer nicht im Wasser war. "Was ist denn los Ava? Kannst du nicht schwimmen? Wolltest du deshalb nicht ins Wasser?", wollte Kyle wissen. "Eigentlich kann ich schon schwimmen, aber ich war die letzten Jahre kaum im Wasser. Deshalb...", ich beendete den Satz nicht, doch Fynn schien auch so zu verstehen was ich sagen wollte. Er kam einfach zu mir, hob mich hoch und lies mich schließlich weiter drinnen ins Wasser fallen. Prustend tauchte ich wieder auf und funkelte ihn wütend an, während er sich mit Kyle schlapp lachte. Das Wasser ging mir hier nur bis zum Bauch, so dass ich sicher stehen konnte. Kurz überlegte ich, bevor ich Wasser mit meinen Händen in ihre Richtung spritzte. Beide hörten sofort auf zu lachen und sahen mich überrascht an. Dann spritzten sie zurück. Das lies ich mir natürlich nicht gefallen und so entstand eine wilde Wasseschlacht.

Drei Stunden später wurde es langsam kühler und ein leichter Wind wehte, weshalb wir uns dazu entschlossen uns umzuziehen und noch zum Pier zu gehen. Schnell packten wir alle Badesachen ins Auto und machten uns auf den weg dorthin. Wir gingen zuerst in eines der Restaurants dort, weil wir alle großen Hunger hatten. Sogar mein Magen grummelte leicht, was in den letzten Jahren fast nie vorgekommen war. Wir fanden einen schönen Platz an einem Fenster, durch das man das Meer sah. Kurz nachdem wir uns gesetzt hattem kam auch schon ein Kellner, nahm die Getränkebestellungen auf und brachte die Karten. Als wir dann alle auch unser Essen bestellt hatten, redeten wir etwas über dies und das. Immer wieder bemerkte ich, wie Kyle nachdenklich zu mir rüber sah. Auch im Wasser schon war sein Blick immer wieder an meinen Narben hängen geblieben. Zum Glück sprach er mich aber nicht darauf an. Nach einiger Zeit wurde dann unser Essen gebracht und ich musste sagen es schmeckte unglaublich gut. Nach dem Essen verschwand Fynn kurz auf die Toilette und ich schaute nach draußen, wo die Sonne gerade im Meer versank. Es war ein atemberaubender Anblick. "Wunderschön nicht wahr?", flüsterte Kyle leise. Dabei sah er aber nicht nach draußen sondern betrachtete mich. Auch ich wandte mich nun im zu und sah in seine faszinierenden grünen Augen mit diesem leichtem Braunstich, die im licht der untergehenden Sonne funkelten. Ich konnte gar nicht mehr weg sehen, schien förmlich in seinen wundervollen Augen zu versinken und spürte ein leichtes Kribbeln in meinem Bauch, doch auch Kyle schien es nicht anders zu gehen. Wir konnten uns erst wieder von einander losreissen als Fynn auftauchte. Verlegen und mit hochroten Wangen drehte ich meinen Kopf weg und betrachtete die plötzlich sehr interessante Tischdecke. Fynn sah uns zwar komisch an, sagte allerdings nichts. Wir bezahlten noch und gingen dann. Inzwischen war es schon neun Uhr und ich konnte mir ein Gähnen nicht verkneifen. Der Tag heute war wunderschön, aber auch sehr anstrengend und ich wollte nichts weiter als in mein Bett zu fallen und zu schlafen. Auch die Jungs schienen erschöpft zu sein und so fuhren wir direkt nach Hause. Wir setzten Kyle noch bei seinem Haus ab, bevor wir selber heim fuhren. Dort angekommen machten wir uns beide bettfertig und immer wieder spürte ich Fynns neugierigen Blick auf mir. Er wollte wissen, was das im Restaurant zwischen Kyle und mir war, doch da ich es selber nicht wusste, war das einzige was wir sagten "Gute Nacht" bevor wir in unsere Zimmer gingen. Ja, ich wüsste wirklich zu gern, warum ich immer in seinen Augen versinke und warum ich vorhin dieses Kribbeln im Bauch gespürt hatte.

Ava - My life with fearWo Geschichten leben. Entdecke jetzt