Ich bin ja da!

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Jared POV

Shannon konnte es leugnen so viel er wollte. So wie er die letzten Tage gelitten hatte, war er sicher in sie verliebt. Aber einen besseren Zeitpunkt für so was hätte er sich nicht aussuchen können. Wir standen kurz davor auf Welttournee zu gehen, wir gaben ständig Interviews, waren immer unterwegs, wir probten und vor allem hatten wir verdammt wenig Zeit. 
Da passte eine Frau einfach nicht rein. Mit Tomo war das was anderes. Er hatte Vicky und die beiden bekamen das einfach auf die Reihe. 
Vielleicht war es besser, wenn ich Lilly warnen würde, dass Shannon auf den Weg zu ihr war. Vielleicht war es aber auch einfach besser, wenn ich mich da raus hielt. Egal was ich tat oder nicht tat. Ich wusste, es war falsch. Kopfschüttelnd ging ich im Wohnzimmer auf und ab. 
Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich musste Lilly anrufen. Also wählte ich ihre Nummer und sie nahm tatsächlich ab.

"Was willst du?" blaffte sie mich an. Ich musste unwillkürlich grinsen. Shannon hatte schon recht. Ein normales Telefonat war mit ihr nicht möglich. 

"Ich freu mich auch deine Stimme zu hören." lachte ich in den Hörer. "Ich wollte dir nur sagen, dass Shannon auf dem Weg zu dir ist."

"Wen interessiert das?" meckerte sie weiter und ich hörte, wie sie seufzte. 

"Was ist zwischen euch beiden eigentlich los? Ihr habt euch doch sonst so lieb."

"Nichts ist los. Ich brauch nur Zeit für mich. Ihr habt doch besseres zu tun. Was macht die Tour?" wehrte sie mich ab und wechselte sofort das Thema. Ich verdrehte dich Augen. Mal wieder typisch Lilly. Sie wand sich immer aus allem raus und rückte nie mit der Sprache raus was eigentlich los war. Aber ich wusste auch, dass es sinnlos war, sie in die Ecke treiben zu wollen. Also lenkte ich ein. Besser war es.

"Emma kommt gleich und wir besprechen alles. Ein Jahr sind wir sicher weg. Also vertrag dich mit Shannon. Egal was passiert ist. Versprichst du mir das?" Ich hörte Lilly am anderen Ende schlucken. Ihr machte es echt zu schaffen, dass wir so lang weg sein würden, aber zugeben würde sie das nie im Leben. Dazu war sie einfach zu stolz. 

"Ja, ich verspreche es. Bis dann." flüsterte sie und legte auf. Ich wusste, dass sie weinte. Es tat ihr unendlich weh, dass wir in spätestens zwei Wochen aufbrechen würden. Ich hoffe inständig, dass die beiden sich wieder vertragen würden. Was aber genau vorgefallen war, wusste ich ebenfalls nicht. 

"Jay? Wir müssen noch die Termine für die nächsten Woche durchgehen." rief Emma als sie durch die Haustür kam. Sie hatte eine Schlüssel und war hier fast zu Hause. Sie war meine Emma, unsere Emma. Die Emma, die immer alles regelte und immer alles wusste. Immer einen Plan hatte. 

"Hey Emm." murmelte ich und starrte weiter auf mein Blackberry. 

"Ein bisschen mehr Begeisterung bitte. Ich hab die endgültigen Tourpläne." rief sie begeistert und warf die Unterlagen auf den Tisch.

"Sorry. Ich bin grad woanders. Shannon ist zu Lilly gefahren."

"Und das heißt? Kannst du das hier alles ohne Shan nicht absegnen? Lass uns anfangen. Wir haben ne Menge zu tun." beschwerte sich Emma weiter und schlug die Mappe auf. Stöhnend setzte ich mich zu ihr an den Tisch und konzentrierte mich auf die Tour. Das war eben auch wichtig. 

Lilly POV

Mit Tränen in den Augen starrte ich auf mein Handy. Sie zogen das also tatsächlich durch. Ein Jahr auf Tour. Ein Jahr jeden Tage eine andere Stadt, ein anderes Land. Immer unterwegs. Nie zu Hause. Nie bei mir. 
Wütend schmiss ich mein Handy in die Ecke und schluchzte laut auf. Shannon und ich hatten schon oft drüber gesprochen, dass sie auf Tour gehen wollten. Er hatte immer ganz begeistert geklungen und seine Augen leuchteten jedesmal auf, wenn er von den bisherigen Plänen berichtete. Aber  bisher waren es nur Pläne gewesen, nicht konkretes. Bis heute. Die drei würden es also tatsächlich wahr machen und mindestens ein Jahr verschwinden. 
Mit verweinten Augen ging ich wenig später zur Tür als es klingelte. Das konnte nur Shannon sein. Dank Jared wusste ich ja, dass er auf dem Weg zu mir war. 

"Hey." flüsterte ich und trat beiseite, damit er eintreten konnte. Dann ging ich schnellen Schrittes zurück in mein Wohnzimmer und schmiss mich in die Kissen. 
Ich hörte, wie Shannon leise die Haustür schloss und mir dann ins Wohnzimmer folgte. Vorsichtig setzte er sich neben ich aufs Sofa und berührte vorsichtig meine Schulter. 

"Lil? Was ist los? Red mit mir." flüsterte er ebenfalls. Schluchzend schmiss ich mich in seine Arme und drückte ihn fest. Eigentlich wollte ich ja aus Angst mich in Shannon zu verlieben auf Abstand zu ihm gehen. Nur deshalb war ich vor drei Tagen einfach so geflüchtet und hatte mich nicht mehr gemeldet. Aber die Tatsache, dass die drei in wenigen Tagen oder Wochen für so eine lange Zeit verschwanden, machte alles wieder anders. 
Ich könnte es nicht ertragen, dass wir im Streit auseinander gehen und uns dann so lang nicht sehn würden. 

"Lil, bitte. Was ist passiert?" fragte Shannon erneut, löste sich aus der Umarmung und sah mich an. 

"Ihr geht weg. So lang." rief ich und stürzte mich wieder in Shannon's Arme. Schweigend drückte er mich an sich und strich mir beruhigend über den Rücken. 

Shannon POV

Ich hab mit allem gerechnet. Wirklich. Dass Lilly mich erst gar nicht zur Tür reinlässt. Dass sie vielleicht gar nicht da ist. Dass sie mich anschweigt, dass sie mich anschreit, dass sie wütend Sachen nach mit schmeisst, dass sie auf mich einschlägt oder dass sie alles auf einmal macht. Aber nicht damit, dass sie so bitterlich weint. 
Woher wusste sie, dass wir so lang auf Tour gehen. Jared und ich hatten dies zwar in den letzten Tagen besprochen und warteten nur noch darauf, dass Emma vorbei kam um uns den Tourplan mitzuteilen.
Anscheinend hatte Jared Lilly angerufen und ihr alles bereits gesagt. Ich könnte ihn ohrfeigen. Er wusste genauso gut wie ich, dass Lilly diese Nachricht nicht wirklich gefasst aufnehmen würde. Sie war anders als Vicky. Vicky war taff. Tomo und sie konnten besser mit einer Trennung umgehen und die waren schließlich verheiratet. Lilly war nur mit uns befreundet und ihr fiel es hundert mal schwerer als Vicky uns gehen zu lassen. 

"Schhh... nicht weinen. Beruhig dich." versuchte ich sie immer und immer wieder zu beruhigen. Sanft küsste ich ihre Schläfe und streichelte ihr über die Haare. Vorsichtig sog ich ihren unverwechselbaren Geruch von Vanille ein. Sie roch so gut. Ich hasste es, wenn sie weinte und so traurig war. Ich hatte sie doch lieb. 
Ich ließ mich mit ihr nach hinten in die Kissen fallen und zog sie wieder in meine Arme. Lilly vergrub ihr Gesicht in meiner Halsbeuge und langsam versiegten ihre Tränen. Mit geschlossenen Augen lag sie da und beruhigte sich langsam wieder. Ihr Atem ging gleichmäßig. Ihre Finger strichen sanft über meine Brust. 

"Tut mir leid." murmelte sie schließlich, immer noch mit geschlossenen Augen. Sanft strich ich ihr über die Wange. Was tat ihr leid? Dass sie weinte, oder dass sie einfach so abgehauen war. Ich beschloss abzuwarten. Drängen bewirkte bei Lilly ja immer das Gegenteil. "Ich musste einfach mal allein sein. Es war zuviel."

"Was war zuviel?" fragte ich flüsternd. Lilly schlug die Augen auf, richtete sich ein wenig auf und schaute mich ernst an. 

"Du warst zuviel. Du hast mich verwirrt. Und dabei bist du doch mein bester Freund." murmelte sie und schmiegte sich wieder an mich. Darauf konnte ich nichts mehr erwidern. Wollte ich auch gar nicht. Ich war ihr bester Freund. Ja, dass war ich wirklich. 
Sanft blickte ich sie an und im selben Moment schlug Lilly die Augen auf. Vorsichtig beugte ich mich zu ihr runter, legte meine Hand an ihre Wange und zog sie ein wenig zu mir. Dann schloss ich die Augen.

More than just friends... Part 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt