131. Endokarditis

57 7 0
                                    

Lange warteten wir auf den Rettungswagen. Mein Bruder saß verzweifelt neben meiner Tochter und sprach leise auf sie ein. Besorgt sah ich auf Maddie. Diego gesellte sich zu mir und zog mich in seine Arme. Was hatte sie nur? Madeleine war doch ein starkes und gesundes Mädchen... Ich schmiegte mich an seine Brust und sah auf sie runter. Lara hatte sich Violetta geschnappt und war heraus gegangen. Rettungssanitäter kamen plötzlich herein und fingen an sie zu untersuchen. Brutus kam zu uns. Sofort löste ich mich von meinem Freund und umarmte meinen Bruder. Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und drückte mich fest an sich. Nie hätte ich gedacht, dass ich zu diesem Mann eine solche Innigkeit aufbauen könnte.

„Sie hat eine Endokarditis. Sie muss sofort ins Krankenhaus!" Brutus sah mich irritiert an. „Eine was?", fragte Diego dann für uns. Er stellte sich zu uns und legte schützend seine Arme um uns. „Eine Endokarditis, auch Herzinnenhautentzündung genannt. Hat sie irgendwelche bekannte Herzkrankheiten oder Allergien auf bestimmte Medikamente?", fragte der Notarzt uns. „Nein, Maddie ist eigentlich komplett gesund. Wie konnte es dazu kommen?", murmelte ich unsicher. Mein Bruder schmiegte sich an mich und sah auf meine Tochter, die auf eine Trage befördert wurde. „Augenscheinlich hat sie vor einigen Jahren eine Mandelentzündung oder ähnliches gehabt, wo durch die Bakterien in ihren Körper kam. Scheinbar gelangten diese in ihr Herz und nun brach die Krankheit aus." Mein Bruder nahm Madeleines Hand.

„Kann sie daran sterben?", fragte er nervös und sah mich hilflos an. „Wenn es nicht so schnell wie möglich behandelt, vielleicht", antwortete der Notarzt, dann wurde meine Tochter in den Rettungswagen gebracht. Brutus sah mich an als wäre er geschlagen worden. Diego fuhr mir kurz durch die Haare. „Fahr mit ihm nach. Ich bleibe hier bei Lara und Violetta. Wenn etwas ist, rufe mich an", murmelte er mir ins Ohr und küsste es sanft. Dankbar sah ich ihn an, dann nahm ich meinen Autoschlüssel und schob meinen Bruder zum Wagen. Wie hypnotisiert stieg er ein und schnallte sich an. „Du magst sie sehr, oder?", fragte ich ihn als ich vom Hof fuhr. „Sie ist wunderschön... Und einzigartig. Noch nie habe ich jemanden getroffen, der so außergewöhnlich ist wie sie." Er sah aus dem Fenster und ich sah wie er zitterte. Ich lächelte etwas und legte den nächsten Gang ein.

„Sie mag dich auch. Sie ist wirklich sehr außergewöhnlich und sie ist mir sehr wichtig. Sie hat damals ihren Vater bei einem Flugzeugabsturz verloren... Madeleine, Violetta und ich waren die Einzigen, die überlebt haben... Maddies Mutter wollte sie nicht haben also haben Diego und ich sie als Pflegetochter aufgenommen. Oder eher habe ich den Wunsch ausgesprochen und Diego hat ihn mir erfüllt. Ich liebe ihn sehr und Maddie auch. Ich sehe wie sehr du sie schon liebst. Wenn etwas irgendwann zwischen euch laufen sollte, Brustus, verletze sie nicht. Das ist keine Anspielung auf das was du mir damals angetan hast. Du kannst sanft sein, dass weiß ich. Aber bitte passe auf sie auf und beschütze sie!", erklärte ich ihm ruhig und sah kurz zu ihm. Er nickte und sah mich an. „Es tut mir leid, Clara... Hätte ich damals gewusst...", fing er an, doch ich unterbrach ihn. Kurz strich ich über meine Augen um die aufkommenden Tränen weg zu wischen, die bei der Erinnerung hochkamen.

„Schon gut... Ich komme damit klar. Außerdem kann es eh nicht geändert werden. Es ist eine unschöne Erinnerung, aber es kann nicht einfach ausradiert werden...", murmelte ich und fuhr bei dem Krankenhaus auf den Parkplatz. Mein Bruder sah mich traurig an. Wir sahen uns beide an, dann zog Brutus mich in seine Arme. „Ich werde euch alle beschützen. Nicht nur Maddie. Lara wird mich zwar nur widerwillig akzeptieren, aber ich kann es ihr nicht verübeln." Ich schmiegte mich etwas an meinen großen Bruder und genoss seine Nähe. „Lass uns rein gehen. Du willst doch unbedingt zu Madeleine", murmelte ich und löste mich von ihm. Wir stiegen aus und gingen gemeinsam ins Krankenhaus zur Anmeldung. Lange mussten wir warten. Es wurde Abend und es wurde Nacht. Immer wieder rief Diego an. Brutus saß angespannt und abwesend da. „Wie geht es ihm?", fragte mein Freund mich gerade als er erneut anrief. Ich gähnte leise und sah müde meinen Bruder an.

„Ich weiß es nicht, Diego... Seit wir hier sind, spricht er nicht mehr mit mir. Ich rufe dich an, wenn wir etwas neues wissen, ok? Aber ich bin hundemüde...", murmelte ich erschöpft und bemerkte wie Brutus zu mir sah. Ich lächelte etwas als er seinen Arm um mich legte. „Gut, dann schlaf ein wenig. Sag Brutus, wenn er nicht richtig auf dich aufpasst, dass ich ihn umbringen werde! Ich liebe dich, Clara!", versicherte mir Diego sanft. „Richte ich ihm aus. Ich liebe dich sehr viel mehr!", erwiderte ich und schmiegte mich an Brutus' Schulter. „Das geht gar nicht, Prinzessin. Gute Nacht!" Ich lachte etwas. „Natürlich geht das! Dir auch eine gute Nacht. Schlaf schön und träum von mir", sagte ich sanft und hörte Diego leise seufzen. „Schlaf schön, Süße. Bis morgen", hauchte er traurig und legte auf. Ich fühlte mich schlecht, weil ich nicht bei ihm war. „Alles gut?", fragte Brutus mich sanft. Ich zuckte mit den Schultern und kuschelte mich mehr an meinen Bruder.

„Er ist traurig. Ich denke, er würde mich viel lieber an seiner Seite wissen als an deiner." Er nickte leicht und streichelte mich leicht. „Ich kann ihn verstehen. Wären Madeleine und ich an eurer Stelle, dann würde ich glaub genauso fühlen... Immerhin bist du heute erst aus dem Krankenhaus gekommen und er hat sich bestimmt schon gefreut, dass du an seiner Seite wieder schläfst." Ich seufzte müde und schloss die Augen, dann gähnte ich erneut. „Ich würde auch gerne wieder an seiner Seite schlafen, aber ich kann euch doch jetzt nicht so einfach alleine lassen...", murmelte ich und sah dann zu ihm auf. Er sah mir in die Augen und fuhr mir durch die Haare. „Ich liebe dich, kleine Schwester", sagte er und küsste meine Stirn. „Ich liebe dich auch, großer Bruder." Ich kuschelte mich gemütlich an seine Brust und schlief ein.


// Könnt ihr Diego verstehen, warum er traurig ist? Was haltet ihr von der Freundschaft zwischen Brustus und Clara? Und meint ihr, dass zwischen Brutus und Madeleine etwas laufen könnte? Schreibt mir eure Meinung! Ich bin gespannt!


Claras Vergangenheit ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt