Prolog

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Prolog

... das eiskalte Wasser ließ mich Szenen sehen. Eine Szene, aus meiner Erinnerung. Ich sah es vor mir, doch ich wusste nicht viel darüber. Ich wusste nichts darüber. Das wurde mir bewusst. Ich erinnere mich, dass ich aus einem Helikopter auf einen rasenden Zug sprang. Ich trug dunkle Schuhe. Meine schwarze Hose wurde zum Teil verdeckt von meinem Mantel. Dieser reichte bis zu den Oberschenkel. Er war hellbraun und hatte graue Spitzen. Der weiße Schal wurde festgehalten von dem Gürtel des Mantels. Das Weiß, wie Schnee, ging mir bis zu den Knie, wenn es windstill war. Der Kragen, umgefaltet, machte Platz für meine Haare. Sie waren links gebunden zu einem leichten Zopf. Manche Strähnen lagen in meinem Gesicht. Doch das Blau meiner Haare betonte nur das Blau meiner Augen. Sie hatten dieselbe Farbe. Wie der Himmel, in einem Blau. Hell und friedlich. Unter meinen unteren Augenlidern malte ich mir immer einen kleinen, schwarzen Zacken. Es machte mich aus. Jeden Tag sah ich genauso aus... doch die Erinnerungen an den Grund sind verschwunden. Der Himmel war tiefschwarz, es war Nacht. Es regnete. Hinter mir sprang ein vertrauter Blondschopf auf den Zug. Er suchte Halt, lächelte mich an und zeigte mit einer Geste, dass alles okay sei. Der Zug war rutschig und er verlor das Gleichgewicht erneut. Ein kräftiger Typ hielt ihn fest. Er schaute ernst. Er war älter als der Blonde. Sie waren aus dem gleichen Grund da wie ich. Eine Aufgabe. Aus dem Helikopter rief ein Mann meinen Namen. Er schien noch älter zu sein. Aber ich mochte ihn. Ich lebte schon lange bei ihm. Er war nicht mein Vater oder Bruder. Ich weiß nicht... wer er ist. Er war besorgt. Ich sagte etwas Freches. Er war es von mir gewohnt, trotzdem schlug er mit der Faust verärgert gegen das Metall. Zwei Männer kamen auf uns zu, bewaffnet. Ich bewegte mich auf sie zu, es fühlte sich an wie Teleportation. Es ist Teil der Magie, die ich besitze. ...besitze ich wirklich Magie...? Meine Waffe, ein Schwert das breit ist und sehr viel erlebt hatte, versehen mit einem Anhänger am Griff... den ich nicht mehr erkenne, zog ich hervor. Die zwei Rebellen fielen und ich ließ alle anderen, die mir entgegen kamen außer Acht. Ich lief zum ersten Waggon. Wie durch Zauberei sprang ich zehn Meter vor den Zug auf die Gleise. Der Zug raste auf mich zu. Er würde nicht halten. Deshalb war ich hier. Ich hob meine Hände, schloss meine Augen. Ich hörte Schreie und Schüsse, Schwerter und Kampf. Als ich meine Augen öffnete, leuchteten sie in einem Blau. In dem schönsten Himmelblau das es gibt. Sogleich wurde der Zug von einem hellblauen Schleier umhüllt. Es ist als wäre alles in diesem Schleier außerhalb der Schwerkraft. Schwerelos. Meine zwei Kollegen schwebten in diesem Schleier. Der Zug bewegte sich nicht mehr vorwärts. Langsam zog ich meine Hände zu meinem Kopf, bevor ich sie ruckartig wieder ausstreckte. Das Leuchten verschwand mit dem Schleier, der meine Kumpanen und den Zug auf den Boden fallen ließ.

Die Mission war noch nicht vollendet. Der Blondschopf, der Kräftige und der Dritte, mein Mentor, kämpften mit mir. Aber wir kämpften nicht alleine. Wir waren Teil einer Einheit. Es war unser Job. Unsere Gegner waren Rebellen, sie nannten sich Revolutionäre. Unzufrieden mit dem König, mit der Politik und der Verwaltung von Gleichgewicht. Seit Jahrzehnten hält dieses System. Ich war nicht der beste Kämpfer, doch meine 89% Magie machten mich zum zweit stärksten Magier unserer jetzigen Zeit. In einem Schwertduell hatte man mir mein Schwert aus den Händen geschlagen. Meinen Gegner konnte ich ausschalten, doch wurde von einer Kugel getroffen. Eine Schussverletzung an meiner Schulter. Ich war im Begriff zu fallen, gleichzeitig wollte ich mein Schwert zurückzaubern, um mich vor dem nahenden Todesschuss zu schützen. Der Blondschopf hatte es schon bemerkt und war da um die Kugel mit seinem Kampfstab abzuwehren. Mein Mentor und der kräftige Typ sahen mich an. ... Ich fiel. Die Geräusche des Kampfes waren nicht mehr da. Die Zeit... war stehen geblieben. Ein Mann kam mir entgegen. Wir waren die einzigen die sich bewegen konnten. Sein dunkelblondes Haar war mir vertraut. Er trug einen weißen langen Mantel mit grauen Spitzen. Das Zeichen darauf, rechts... wir waren in der gleichen Einheit. Ich mochte ihn nie, er war mir suspekt, doch er stand immer über mir. Er redete nicht viel, denn das war nicht seine Absicht. Er zog sein langes Schwert hervor und griff mich an. Ich konnte seine Angriffe gerade so abwehren, verpasste ihm eine tiefe Wunde auf seinem Bauch und versuchte ihn mit Magie zu bändigen. Doch, ... seine war stärker. Mit seiner dunkelblauen Magie stieß er mich über das Geländer hinter mir, zum tosenden Fluss hinunter. Ich landete auf rutschigem Glatteis. Seine Magie war wirklich unglaublich. Ich stand auf und holte mit meiner Waffe aus, nur um von einer Schicht Eis bedeckt zu werden. Das kalte Hellblau ging mir bis zum Hals. Der andere Mann landete leichtfüßig auf dem gefrorenen Fluss. Er redete mit mir, machte sich lustig. Seine Absicht war mein Tod. Er hatte Gründe, Hintergründe, die ich nicht kenne. Meine Gedanken waren erfroren, bis er einen Satz zu mir machte und sein Schwert auf meinen linken Arm niederschlug. Er zerfiel in winzige Eissplitter, als wäre nie etwas darunter gewesen. Mein Bündnis, vernichtet in Eis. Die einst vertraute Wärme erlosch. Das Blut in meinem Gesicht gehörte mir. Mein dunkelblonder Feind machte einen leichtfüßigen Salto rückwärts auf das Geländer. Der weiße Mantel wehte im Wind. Das dunkelblaue Licht seiner Augen erlosch. Er lachte. Noch bevor etwas Weiteres passieren konnte, löste er den Zauber, das Eis wurde zu Wasser und die Fluten rissen mich mit. Es war kalt. Kälter als je zuvor. Mein Feind war verschwunden. Als die Zeit weiterging, wehrte der Blondschopf den Schuss ab, während mein Mentor schon da war um mich aufzufangen. Doch ich fiel nicht. Mein in der Zeit gefangener Körper stand reglos da. In einer Pose die zum Fallen verdammt schien. Doch ich war standhaft. Der Kräftige versuchte sich zu uns durchzukämpfen. Mein blonder Freund fragte, ob es mir gut ginge.... Ein Funken... Ein Funken, hellblau, wie meine Augen, schien aus meiner Brust zu kommen und stieg in den Himmel auf. Ein Funke nach dem anderen folgte. Mein Körper zerfiel langsam in Funken. Der Kräftige war endlich bei den Beiden als ich schon so gut wie weg war. Unwissend... unwissend was geschehen war, meine drei Freunde... sie konnten nichts wissen. Mein blonder Freund versuchte verzweifelt ein paar Funken von mir festzuhalten. Mich festzuhalten. Vergeblich, ich war schon lange nicht mehr hier, ich war dort, im tosenden Fluss. Meine Zukunft schien ungewiss.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 07, 2019 ⏰

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