Der Tag der mein Leben veränderte

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Es war ein schöner Samstagnachmittag. Ich saß an meinem Laptop und durchforstete sämtliche Socialnetworks. Ich hatte Sommerferien und mir war todeslangweilig. Die meisten meiner Freunde waren in den Urlaub gefahren und Geschwister hatte ich keine. Meine Eltern waren zu Besuch bei Bekannten und würden erst in wenigen Stunden zurückkommen. Dann hörte ich wie das Telefon klingelte und rannte in das untere Stockwerk. Ich nahm nichtsahnend ab. Doch was ich dann hörte zog mir den Boden unter den Füßen weg. Ein Polizist versuchte mir so ruhig wie möglich zu erklären, dass meine Eltern gerade mit dem Auto verunglückt sind. Die Zeit danach war sehr schwer für mich. Ich fühlte mich als würde ich in einer Blase leben und wäre ganz allein. Ich konnte mit der Trauer um meine Eltern sehr schlecht umgehen. Ich schlief nicht mehr, ich aß nicht mehr und ich redete auch nicht mehr. Bis zur Beerdigung meiner Eltern wohnte ich alleine im Haus und meine Tante sah ab und zu nach mir. Doch weil es natürlich keine Lösung für immer sein konnte, entschied sie, dass ich zu ihr ziehen sollte.



Das ist nun 2 Wochen her und heute ist der Umzug. Diese Nacht wurde ich schon wieder von einem Albtraum geweckt. Müde packe ich die letzten Sachen in meinen Koffer, als es an der Tür klingelt. Ich gehe nach unten und öffne meiner Tante die Tür. Sie begrüßt mich wie immer mit einer Umarmung und ich gehe mit ihr nach oben. Wir laden mein Gepäck ins Auto und fahren los. Mein Tante unterbricht nach einer Weile die Stille. ,,Ich hab mir gedacht wir könnten noch am Grab deiner Eltern vorbei schauen. Ich war seit der Beerdigung nicht mehr dort." Mir wurde mulmig. Ich war bei der Beerdigung nicht dabei. Ich konnte es nicht ertragen und lag den ganzen Tag nur im Bett. Ich fühle mich nicht bereit jetzt an das Grab zu gehen. Meine Hände werden schwitzig und meine Knie zittrig. Meine Tante beobachtet mich aus dem Augenwinkel. ,,Ich weiß, dass du Angst hast, aber du solltest auch hingehen. Wenigstens einmal." Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist. Ich träume oft von dem Grab meiner Eltern und höre ihre Stimmen die mir Vorwürfe machen, weil ich sie nicht besuche. Ich zittere mehr und meine Tante legte mir beruhigend die Hand auf den Oberschenkel. ,,Du schaffst das. Ganz sicher." Ich nicke leicht. Seit dem Unfall hatte ich vielleicht fünf Wörter mit meiner Tante gesprochen. Meistens nicke ich nur oder schweige. Ich hatte auch eine Sitzung beim Psychologen, aber dieses Gequatsche bringt doch niemandem was. Ich brauch dringend jemanden mit dem ich reden kann, der mir zuhört und der versteht warum ich so bin wie ich jetzt bin. Nichts gegen meine Tante, sie akzeptiert mich auch so wie ich bin und drängt mich zu nichts, aber sie versteht nicht. Als wir auf den Parkplatz des Friedhofes fahren, wird mir übel. Das Auto ist viel zu schnell geparkt und wir sind viel zu schnell auf dem Friedhofgelände. Da muss ich jetzt wohl durch. Meine Tante biegt in die nächste Reihe ein und führt mich dann an das Grab am Ende der Reihe. Es ist mit Kränzen geschmückt und ein Foto der beiden ist an einem Kreuz befestigt. Beide strahlen auf dem Foto und die grünen Augen meiner Mutter leuchten. Wenn man sich die beiden so anschaut sehe ich mehr aus wie meine Mutter. Die haselnussbraunen Haare und grünen Augen, auch die geschwungenen vollen Lippen hatte ich von ihr. Meine Tante greift nach meiner Hand, die wohl zu zittern begonnen hat. Das erste Mal fühlte ich mich so richtig traurig. Davor war immer ein Gefühl der Leere, das jetzt mit Trauer gefühlt wurde. Wir stehen noch eine Weile vor dem Grab und gehen dann zurück zum Auto. Ich fühle mich noch müder als davor und lasse mich erschöpft in den Sitz fallen. Die restliche Fahrt schaue ich einfach nur aus dem Fenster und warte bis wir endlich ankommen.

The place where I feel safe. (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt