SMS-Roulette - Unbekannte Hilfe

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"Mein Name ist Pan und das war der heutige Livestream. Schlaft gut und bis morgen!", sagte der im Internet nur in schwarz-weiß bekannte Puddingfan. Müde lehnte er sich in seinen schwarzen Stuhl zurück, nachdem er die Webcam ausgeschaltet hatte und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Es war manchmal schon echt anstrengend jeden Abend für mehrere Stunden vor dem Computer zu sitzen. Dennoch machte Pan es gerne. Er hatte Spaß daran, den Leuten in seiner Community ein wenig seiner Zeit zu schenken, sich mit ihnen auszutauschen und generell einfach eine gute Zeit zu haben. Trotzdem war es an einigen Tagen anstrengend, vor allem wenn dem Abend ein mit Arbeit vollgestopfter Tag vorrausgegangen war.

Nachdem er noch kurz auf Twitter seine Timeline gecheckt hatte, einen letzten Tweet verfasste und sich auch auf seinem Discord-Server nochmal kurz blicken ließ, fuhr er letztendlich den Computer runter, schaltet den Monitor aus und stand auf. Er räumte Teekanne und Tasse in die Küche, stellte beides in den Geschirrspüler und ging anschließend rasch duschen. Pan freute sich schon auf den Moment, wenn er endlich ins Bett fallen konnte.

Eine knappe Stunde nachdem er seinen Arbeitsplatz verlassen hatte, war es dann auch endlich soweit. Er warf noch einen kurzen Blick auf sein Handy, legte es dann auf den Nachttisch und knipste letzendlich das Licht aus, um sich dann, mit einem zufriedenen Seufzen, unter die Decke zu kuscheln. Es dauerte auch gar nicht lange bis er am einschlafen war, als ihm ein helles Piepen den Zugang ins Traumreich verwehrte. "Ernsthaft?", murmelte er in die Dunkelheit. "Wer zum Geier, schreibt denn mitten in der Nacht?" Kurz überlegte er, ob er Handy einfach Handy sein lassen sollte. Aber wenn nun doch was Wichtiges wäre...

Über sich selbst seufzend, weil er es eben nicht einfach ignorieren konnte, setzte er sich auf, nahm den nächtlichen Störenfried zur Hand und sah nach, wer ihm denn da seinen Schlaf nicht gönnen wollte. Als er die eingegangene SMS öffnete, fuhr er sich irritiert durch die Haare. Eine unbekannte Nummer prankte auf dem Bildschirm, darunter nur ein Wort.

'Hallo...?'

"Soll das ein schlechter Scherz sein?", brummte der übermüdete Junge und schloss die Nachricht, ohne darauf einzugehen. Er wollte das Handy grad wieder weglegen, um sich seinen wohlverdienten Schlaf zu holen, als er erneut den Piepton einer eingehenden Nachtricht vernahm und die damit verbundene leichte Vibration spürte. Aufstöhnend lies Pan sich ins Kissen fallen. Nach ein paar Sekunden und einem tiefen Durchatmen, hob Pan sich das Smartphone wieder vors Gesicht. Dieselbe unbekannte Nummer.

'Ist da jemand?'

Pan fragte sich, was das Ganze sollte. Hatte sich jemand aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis ein neues Telefon zugelegt und erlaubte sich jetzt einen Scherz mit ihm? Wobei er sich das eigentlich nicht vorstellen konnte. Zumindest nicht mitten in der Nacht. Oder hatte jemand aus seiner Community seine Nummer irgendwie herausbekommen und wollte jetzt wissen, ob er oder sie wirklich bei ihm landeten? Aber auch diesen Gedanken wollte er nicht wirklich zukassen. Die meisten waren nette und vernünftige Leute, die seine Privatssphäre respektierten. Doch es gab ja auch immer eine handvoll Menschen, die weder das Wort Privatsshäre noch das Wort Respekt kannten. Langsam schüttelte Pan den Kopf. Er war totmüde, warum sollte er sich mitten in der Nacht mit solchen Gedanken auseinandersetzen? Also schaltete er sämtliche Mitteilungstöne aus, außer dem Wecker, legte sich wieder hin, verdrängte sämtliche Gedanken an fremde Nummern und schlief kurze Zeit später endlich ein.

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Die Person, die Pan die Nachrichten geschrieben hatte, saß mitten in der Nacht in einem kleinen Park, versteckt zwischen Büschen, an einen Baum gelehnt. Das Handy in der Hand, erwartungsvoll den Blicks aufs Display gerichtet. Ein dümmes Jäckchen versuchte die nächtliche Kälte von dem ohnehin schon zitternden Körper fernzuhalten. "Komm schon!", flüsterte die junge Frau namens Ellie, schloss die Augen und lehnte den Kopf an den Baumstamm. Langsam öffnete sie die Augen wieder und blickten in den Himmel. Zwischen den Ästen und Blättern des Baumes war der Nachthimmel, gespickt mit einigen Wolken, zu sehen. Zusammen mit den funkelnden Sternen eigentlich ein hübschen Anblick, der aber im Moment nicht wirklich von ihr wahrgenommen wurde.

SMS-Roulette - Unbekannte HilfeWhere stories live. Discover now