Kapitel 11

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Mein Kopf schmerzte höllisch. Ich zappelte und flehte, dass der Typ mich in ruhe lassen sollte. Er zog mich, an meinen Haaren, aus dem Raum und sperrte mich in einem anderen ein. Ich hörte Noha schreien aber es brachte nichts. Der Typ verschloss die Tür und stand nun vor mir.

Er sah noch recht “normal“ aus. Hatte ein paar große Narben auf seinem Körper. Sein Gesicht war etwas verbrannt aber er war untenrum nackt und hatte ein kaputtes T-shirt an. Er hatte keine Haare und reden konnte er auch nicht, zumindest habe ich ihn nicht verstehen können, egal was er sagte.

Er kam näher auf mich zu und scheuerte mir eine. Es brannte höllisch und ich vergrub mich in einer Ecke. Er kam weiter auf mich zu und schrie mich an, er spuckte mir dabei ins Gesicht und war dabei wieder auszuholen um mir noch eine zu pfeffern.

Er hielt aber inne und sah mich an. Dann guckte er... naja. Schuldbewusst und gleichzeitig traurig in meine Augen.
Ruckartig schlug er seine Hände über dem Kopf zusammen und rannte von links nach rechts. Irgendetwas murmelte er vor sich hin und fing an zu heulen. In einer Ecke gekauert saß er nun da. Wie ich. Hatte angst und war am heulen.

Dann sah er mich wieder an. Er hörte auf zu weinen, schlug stattdessen mit der Faust auf den Boden und stand wutgeladen auf.

Er kam auf mich zu und holte wieder aus, schlug diesmal zu und traf meine schläfe. Mir wurde sofort Schwarz vor Augen. Ich hielt mir meine schläfe und sah ihn wieder an. Er war gefühlte tausend mal zu sehen und alles drehte sich. Ich lag nun auf dem boden und wimmerte um Hilfe. Er trat auf mich ein, traf dabei mein Gesicht und fuhr dann am Bauch fort. Mir war mehr als nur schwindelig, ich hatte magenkrämpfe die mit jedem tritt stärker wurden. Langsam realisierte ich auch das langsam, über und aus meinem Mund fließende warme Blut.

Dann krachte es und ich hörte Noha schreien. Ich verstand nichts außer
“... darf nichts passieren...“
Der rest war wie das summen von Bienen. Mein Kopf pochte und alles tat weh. Ich fühlte eine Hand auf meiner Wange und meinen Namen.
“Megan! Megan, bitte mach die Augen auf!“

Noha flehte mich an mich zu bewegen, aber alles war taub. Er schüttelte mich. Ich konnte langsam meine Augen öffnen. In seinem Gesicht machte sich Erleichterung breit. Er hatte Tränen in den Augen und sah mich warm an. Er hielt meine Hand und versuchte mir auf zu helfen.

Ich stand nach kurzer Zeit auf wackeligen Beinen. Alles schmerzte und ich drohte wieder um zu fallen. Noha fing mich noch rechtzeitig auf und legte meinen arm um seine schulter um mich zu stützen. Ich versuchte klare worte zu fassen.

“W-wo ist er...?“
“Er ist weg, ich habe auf ihn eingeschlagen und er hat sich eingepisst und ist weg gerannt“
Er klang ziemlich ernst. Ich hatte solche Angst und klammerte mich an ihn.
“Wieso ich? Wieso wir?“ ich fing wieder an zu weinen.
“Ich verstehe das nicht.. wieso muss uns sowas passieren? Wir haben sowas doch überhaupt nicht verdient!“

Mein schluchzen wurde lauter und meine luft wurde mir bei jedem Wort wie weggedrückt.
“Schatz?“
Er nahm mit Daumen und Zeigefinger mein Kinn und positionierte so meinen Kopf das ich ihn ansah.
“Ich habe gesagt wir werden das schaffen, okey? Wir werden hier raus kommen! Wir werden zusammen Alex und Grace finden, wenn sie hinweise auf Lydia haben, werden wir hier verschwinden und die Polizei informieren. Wenn sie keine haben.. naja dann werden wir sehen was wir machen. Aber wir kommen hier raus!“
Während er das alles sagte, tupfte er mein Blut aus meinem Gesicht.

Ich nickte nur auf seine Sätze. Meine Hoffnung darauf, hier raus zu kommen ist verloren gegangen. Hier ist es die reinste hölle und hier lebend raus zu kommen... das wäre ein Wunder.

“Komm, wir sind nah dran, hoffe ich, wenn wir sie finden, nimmt alles hier ein ende, versprochen.“
Er nahm meinen Kopf und drückte ihn an sich. Er brachte meinen Puls wieder dazu, ruhig zu sein. Er beschütze mich.

Er stützte mich und machte den ersten schritt. Als ich einen Fuß vor den anderen setzte schmerzte mein ganzer Körper. Als wir den Raum verlassen hatten bogen wir links ab. Jeder schritt wurde angenehmer und die schmerzen wurden nebensache da ich mich auf jedes kleinste geräusch fixierte was ich hören konnte.

Wir kamen in einem langen Flur an. Rechts und links Türen. Über jeder Tür Buchstaben und Zahlen. Das ist »unser heiß begehrter« Flur.
Links die geraden zahlen, rechts die ungeraden. Also links halten.
D.LF.R.06
D.LF.R.08
D.LF.R.10
Und da war er. Der Raum den wir suchten. Wo mein bester Freund drinnen war mit seiner Freundin. Hoffentlich.
D.LF.R.12

Ich machte hektisch die Tür auf und vor mir saß Alex weinend mit Grace in den Armen zwischen seinen Beinen.
Ich rannte ihm entgegen und ignorierte die schmerzen in meinem Körper.

Ich rüttelte an ihm und umarmte ihn dann fest.
“Omg Alex! Ich dachte schon du wärst tot!“
Er reagierte nicht.
“Alex?“
Er sah mich verheult an.
“Ich bin nicht tot.... aber...“
Er zeigte auf Grace und fing wieder an bitterlich zu weinen.

Sie hatte eine Platzwunde am Kopf, das Blut floss aus ihrem Kopf, über Alex Hand die ihren Kopf hielt. Sie hatte Kratzer im Gesicht. Als ich mich mehr zu ihr beugte, sah ich, wie ihr Bauch offen war. Alles voller Blut. Ich konnte nicht länger hin sehen. Alex sah erst Grace an, dann mich.

Bei mir sammelten sich Tränen in den Augen.
“Es ist zu spät Megan... zu spät..“
Sein schluchzen wurde stärker und er umarmte Grace fest. Ich sah zu Noha.
“Was jetzt?“ fragte ich ihn verheult.
“Ach scheiße ich weiß doch auch nicht weiter!“
Er setzte sich auf den Boden und rieb sich die Schläfen. Ich widmete mich wieder Alex und versuchte ihn zu beruhigen. Was alles jedoch nicht half.. seine große liebe ist gestorben. Für ihn ist sein Leben auch zuende. Dennoch konnte ich ihn überreden mit uns von hier zu verschwinden um dann die Polizei zu holen.

Er küsste Grace noch mal auf die Stirn, umarmte sie fest, nahm ihre Hand und sagte ihr im weinen noch »Ich liebe dich«
Dann verließen wir den Raum und ich sah das letzte mal zu Grace.
[...]

Outlast.     ~my way~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt