6. Vino (Part II)
Eric hörte sie schon von weitem, Marek war einige Meter hinter ihm. Desto mehr er trank, desto langsamer wurde er.
Eric wurde schneller und lief den restlichen Weg, er wusste genau, wo sie hingegangen waren.
Dafür würde er sie allerdings wohl oder übel bestrafen müssen.
Irgendjemand hatte dass Schloss geknackt und die Tür von dem Hölzernen Zaun offen stehen gelassen. Dahinter lag der kleine See, den man probehalber mit dem Grundwasser gefüllt hat.
Man hatte einen drei Meter hohen Holzzaun darum errichtet und abgesperrt, da noch nicht entschieden worden war, was mit dem künstlichen See passieren sollte.
Als er durch die Tür trat, blieb er wie angewurzelt stehen. Der pinke Lockenschopf lag schlafend am Rand während ein paar andere nackt im Wasser badeten. Die kleine Amite wurde gerade von einem der dunkelhäutigen Zwillinge zum Wasser gezogen.
Er machte noch ein paar Schritte und fing dann an laut zu Klatschen. Nach dem vierten Mal war komplette Stille eingekehrt und alle starten ihn an. „Sehr schön macht ihr das." Er blickte jedem einzeln in die Augen, alle wendeten den Blick ab. „Zieht euch an und verschwindet in euere Betten. Ich will euch morgen früh im Trainingsraum sehen."Ein Stöhnen und Jammern ging durch die Reihe.
„Los jetzt! Und wehe einer fehlt morgen. Mit mir wollt ihr euch ganz sicher nicht anlegen." Und damit drehte er sich um und ging.
Marek kam ihm auf seinem Weg nach draußen entgegen. Eric wollte ihn aufhalten, aber er zog ihm einfach den Arm weg. Er ließ ihn durch. Sollte er sich doch um die betrunkenen Initianden kümmern. Er würde es sie morgen in der Früh bitter bereuen lassen, dass sie sich so viel herausgenommen hatten.
Wütend stapfte er den Weg zurück.
Womit er allerdings absolut nicht gerechnet hatte, war dass er plötzlich Schritte hinter sich hörte, die sich ihm schnell näherten. War es Marek, der ihm doch zurück folgte? Nein, die Schritte klangen zu leise. Marek wäre viel lauter.
Er drehte sich trotzdem nicht um. Zumindest bis ihn eine Hand an der Schulter packte und ihn zum Stehenbleiben brachte.
„Also... Ich..*Hicks*.. wusste nicht.. dass *Hicks*...", lallte die kleine Amite, während sie sich an seiner Schulter festhielt. Er musste unwillkürlich grinsen, als er sah. wie sehr sie an ihm vorbei schielte. Er unterdrückte es jedoch sofort wieder, als ihm auffiel, was er da tat. Sie versuchte es noch einmal mit ihrem Satz: „Es war nicht meine...*Hicks*..Schuld.. Aber.. Also..*Hicks* ...*Hicks*." Dann brach sie wieder ab und versuchte mit Nase-zuhalten ihren Schluckauf loszuwerden. *Hicks*. Erfolglos. Er schaffte es nicht mehr, nicht zu lachen, ganz nüchtern war er auch nicht mehr. „Die Amite lassen ihre Kinder wohl nicht vor 18 an Alkohol, oder?" Sie schüttelte den Kopf. „Du solltest jetzt ins Bett gehen. Du musst morgen früh auch aufstehen, selbst wenn es dein erster Rausch ist." Sie nickte nur, schloss die Augen und legte ihren Kopf auf den Arm, mit dem sie sich immer noch an seiner Schulter festhielt.
Wenn er jetzt einen Schritt zurück ging, würde sie mit Sicherheit umfallen. Er schaute sie an, wie sie so friedlich auf ihrem eigenen Arm schlummerte. Langsam verlor sie das Gleichgewicht und drohte zur Seite um zu fallen.
Er wusste, dass er das nicht machen sollte. Er könnte sie auch einfach an den Rand des Weges absetzten und ihre Freunde sollten sie mitnehmen. Aber dann dachte er daran, wie der große Zwilling sie vorhin mit sich gezerrt hatte. Eric würde ihr hingegen sicher nichts tun und sie nur zu ihrer Schlafkammer bringen.
Er wusste, dass er sich hier nur etwas einredete, aber er hörte nicht auf seine Vernunft.
Er hatte sie aufgefangen und sie dann auf beide Arme gehoben, sie war ein bisschen schwerer geworden und ihr Körper fühlte sich fester an, als bei ihrer ersten Begegnung. Wie amüsant, dass sie bei diesen Gelegenheiten scheinbar immer ohnmächtig war.
Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und er legte ihre Arme um seinen Nacken. Sie war wirklich wunderschön. Sein Herz schlug schneller und er verlangsamte seine Schritte. Ihre Lippen waren einen kleinen Spalt geöffnet und sie atmete leise.
Sie war fünfJahre jünger als er. Sie war erst achtzehn. Sie war noch nicht einmal eine richtige Ferox.
Aber sie war Lukes Lieblingsschülerin und Marek schien sie auch zu mögen. Und er hatte sie zu Beginn über die Schlucht geschickt... Und Marek hatte sich dafür entschuldigt. Wie typisch. Marek dachte immer, er müsse sein schlechtes Benehmen ausbügeln. Normalerweise störte ihn das nicht, aber im Moment wünschte er sich, er hätte es bei ihr getan.
Sie bewegte sich und schloss ihre Arme fester um seinen Hals, zog sich näher zu ihm. Er spürte ihren warmen Atem in seinem Nacken und ein Schauer rann ihm über den Rücken.
Wie gern hätte er sie gerade einfach in sein Bett getragen.
Doch plötzlich stand er vor dem Seiteneingang zur Grube und war mit einem Schlag wieder zurück in der Realität. Er atmete tief ein und aus und betrat dann das Hauptgebäude der Ferox. Er würde sie im Gang von ihrem Schlafsaal absetzten, den Rest musste sie alleine schaffen.
Als er angekommen war und sie absetzten wollte, weigerte sie sich ihre Arme von seinem Hals zu nehmen. Sie hatte immer noch ihre Augen geschlossen und drückte sich an ihn, ohne wirklich geistig anwesend zu scheinen. Er schluckte, so nah wie sie ihm war. Sie machte ihn nervös.
Die kleine betrunkene Amite machte ihn nervös. Er lachte leise auf und löste dann vorsichtig ihre Arme von seinem Nacken. „Mila." Er hielt sie an ihrer Taille aufrecht. Seine Hände schienen perfekt dorthin zu passen. Am liebsten hätte er sich für seine eigenen Gedanken geschlagen. Sie war noch ein Mädchen.
Er kaufte sich das zwar selbst nicht ab, aber einen Versuch war es ja wert.
Sie öffnete angestrengt ihre Augen. „Da ist dein Schlafsaal, du gehst jetzt sofort ins Bett, in Ordnung?"
Sie schien plötzlich wieder wach zu werden, ihre Augen wurden größer und sie schien auch erst jetzt seine Hände zu bemerken. Wie automatisch schloss sie ihre Hände um seine Arme, drückte sie aber nicht weg. Sondern schaute ihm dann nur wieder in die Augen. Sie schielte immer noch ein bisschen. Dann legte sie plötzlich eine Hand an seinen Hals und kam ihm noch näher. „Ich.. hab ..", sie brach ab. Aber er konnte sich gut denken, was sie sagen wollte und auch, was sie tuen wollte. Doch er sollte das nicht tun. Es könnte jede Sekunde jemand in den Gang kommen und ihn mit einer Initiandin sehen. Da würde die Gerüchteküche wieder brodeln.
Ihr Blick zuckte kurz zu seinen Lippen, dann schickte sie sich an, sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Es faszinierte ihn wie unglaublich süß es aussah, wie sie versuchte zu ihm zu kommen.
Er war froh, dass er auch betrunken war, dann konnte er morgen alles einfach auf den Alkohol schieben und im besten Fall würde sie sich nicht mehr daran erinnern.
Er legte seinen Arm um ihre Taille zog sie zu sich, drehte sich so dass sie mit dem Rücken zur Wand stand und beugte sich dann zu ihr.
Und dann küsste sie ihn. Sie war einfach schneller gewesen. Der Überraschungsmoment ging vorüber und er konnte sich nicht von ihr lösen.
Er hätte sie einfach zu seinen Zimmer tragen sollen, beschwerten sich seine niederen Instinkte.
Sie klammerte sich an ihn und er zwang sich dazu sich von ihr zu lösen. Ihre Wangen glühten rot und sie sah einfach unwiderstehlich aus. Ihr Atem ging schnell, als hätte sie ganz vergessen, dass sie von Sauerstoff lebte.
Seine Gedanken machten einfach, was sie wollte, wenn er nicht mehr ganz nüchtern war.
Er brachte trotzdem etwas Raum zwischen sie. „Du solltest jetzt gehen."
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Die letzte Stadt - Eric & Mila
Fiksi PenggemarEmilia ist eine Amite. Doch sie trägt zu viel mit sich, als dass sie weiterhin die Friedfertige spielen kann... Und in der letzten erhaltenen Stadt einer zerstörten Welt, in der nicht nur innere Spannungen die Sicherheit und den Frieden der Bevölker...