• Kapitel 3 •

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PoV Jungkook

Flashback
Ich lebte früher mit meinem Bruder Sehun und meinen Eltern in einem ganz normalem Haus. Unser Leben war in keiner Weise besonders: wir gingen arbeiten und zur Schule, aßen gemeinsam zu Abend und gingen jedes Jahr zusammen in den Urlaub.

Als sich dann aber immer mehr Menschen mit diesem Virus angesteckt haben, machten sich unsere Eltern irgendwann sorgen. Als dann in den Medien gezeigt wurde, was mit den Toten passierte, verbarrikadierten wir uns noch rechtzeitig in unserem Haus.

Die erste Zeit ging soweit auch alles gut. Wir verhielten uns unauffällig und überlebten den Ausbruch. Was wir aber aus sicherer Entfernung beobachten konnten, war schrecklich. Nachbarn, Fremde und Polizisten irrten anfangs noch durch unsere Straße auf der Suche nach einem sicheren Platz. Kurz darauf aber wurden sie von einer Gruppe Toter angegriffen. Dann sahen wir sie das erste Mal in echt. Sie rannten mit Blut verschmierten Wunden den Menschen hinterher. Ihre toten Augen strahlten einen irren Ausdruck aus.
Unvorbereitete hatten keine Chance. Sie waren nicht nur schnell, sondern hatten auch ein wahnsinnig gutes Gehör. Da waren die Zombies die ich aus meiner Lieblings Serie 'The walking dead' kannte ja geradezu harmlos. Die neue Welt machte mir Angst und ich wollte unser sicheres Haus niemals verlassen, aber wir hatten keine andere Wahl.

Wenig später ging uns das Essen aus. Unsere Eltern beschlossen, dass sie auf die Suche nach Nahrung und anderem Zeug gehen werden. Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei, konnte sie aber auch nicht aufhalten. Und mein Gefühl hatte recht: sie kamen nie wieder zurück.

Nach zwei Tagen beschlossen wir auch aus dem Haus zu gehen. Ohne meinen Bruder wäre ich vermutlich daheim geblieben, so groß war meine Angst vor den Runnern. So nannten mein Bruder und ich die Toten mittlerweile.
Wir nahmen alles mit was uns sinnvoll erschien und wir zum Überleben brauchten. Sehun hat früher oft geboxt und konnte sich dementsprechend wehren. Und wir beide konnten gut mit Waffen umgehen, es war damals ein Pflichtkurs in der Schule gewesen. Wir hatten, wie jede Familie hier in der Regel auch, mehrere Waffen und einiges an Munition. Gut bewaffnet gingen wir also bei Tagesanbruch aus dem Haus. Ob wir zurück kommen würden, wussten wir nicht.

Der erste Schritt aus der Tür war der Schwerste.  Ich sah mich panisch nach Runnern um, doch konnte keine sehen. Sehun ging voraus und ich lief dicht hinter ihm her. Wir wollten erstmal in der Nähe bleiben und die Gegend erkunden. So leise wie möglich bewegten wir uns vorwärts.

Am Ende der Straße bogen wir ab. Unser Ziel war ein kleiner Lebensmittelladen in dem wir früher oft eingekauft haben. Unsere Hoffnung war, dort noch irgendwelche Konserven zu finden.
Wir konnten ihn schon sehen, als ich plötzlich ein leises Geräusch hörte. Sofort gab ich Sehun ein Zeichen zum Stehen bleiben. Ich drehte mich schnell mit meiner Waffe im Anschlag um und bekam einen Schock, als ich sah, was das Geräusch verursacht hatte. Auf der anderen Straßenseite stand ein Runner. Er sah direkt in unsere Richtung. Man konnte erkennen, dass es mal ein Mann war. Jetzt hatte er nur noch einen Arm und sein halber Kiefer hing zerfetzt an seinem Kopf runter.

Er zögerte nicht lange und rannte auf uns zu. Ich konnte mich in diesem Moment aus Angst vor ihm nicht bewegen.  Mein Bruder zögerte zum Glück nicht lange und schoss ihm mit einem gezielten Schuss in seinen halb verfaulten Kopf. Mit einem dumpfen Schlag fiel der nur endgültig tote Körper mitten auf die Straße. Es waren höchstens noch drei Meter die uns trennten.

Nun konnte ich den fauligen Geruch wahrnehmen und sah auch seine weißen Augen, die nun leblos geradeaus starrten. Aus seinem Körper krochen Maden heraus und sofort wurde der Leichnam von Fliegen umringt.

Ich musste bei dem Anblick der sich mir bot würgen. Wir hatten aber keine Zeit zum länger warten, der Schuss wird in kürzester Zeit weitere Runner anlocken.
"Schnell wir müssen sofort weg hier!", flüsterte Sehun panisch. Zusammen rannten wir in den Supermarkt, der nur ein paar Häuser weiter war. Die Tür war offen als wir ankamen, das war kein gutes Zeichen. Wir gingen in den Laden rein, diesmal jeweils mit einem Messer in der Hand.

Damit konnten wir leiser Runner umbringen ohne erneut weitere anzulocken. Aber wir hatten Glück, es waren keine mehr im Laden. Nachdem wir den Eingang verschlossen hatten, begannen wir nach Vorräten zu suchen. Der Hunger war mittlerweile unerträglich, ich hätte in diesem Moment fast alles gegessen. Wenig später fanden wir noch ein paar Konservendosen, die wir aufmachten und den Inhalt sofort aßen.

Da es langsam dunkel wurde, beschlossen wir in dem Laden zu übernachten. Einer von uns hielt immer Wache während der andere schlafen konnte.
Am nächsten Tag mussten wir durch den Hinterausgang gehen, da auf der Straße noch zu viele Runner waren. Der Lärm gestern hatte bestimmt 20 Stück von ihnen angelockt.

Als wir die Straße entlang liefen, fielen mir auf einmal zwei Leichen auf. Sie waren komplett zerfetzt. Man konnte die Rippen sehen und vereinzelt lagen noch Organe und Hautstücke rum. Selbst die Gesichter waren nicht mehr als menschlich zu erkennen. Die Leichen stanken abnormal widerlich in der prallen Mittagssonne, ich hielt mir die Nase zu und meine Augen begannen zu tränen. Als wir aber immer näher kamen, erkannte ich die Personen anhand ihrer übrig gebliebenen Klamotten.

Es waren unsere Eltern.

Ich blieb stehen und Sehun lief direkt in mich hinein. "Warum bleibst du stehen Kleiner?", fragend sah er mich an. Ich drehte mich stumm um und zeigte auf die beiden Leichen. Er brauchte einen Moment um zu erkennen wer die zwei Toten waren. Sein Gesicht zeigte keine Emotionen. "Los weiter. Es wird nicht besser wenn wir ewig stehen bleiben. Wir können nichts mehr für sie tun.", sagte er kalt. Somit gingen wir an ihnen vorbei. Die Bilder werde ich nie wieder vergessen.
Seit diesem Tag hatte ich oft schlimme Albträume.

So ging es dann eine Weile weiter: auf der Suche nach Nahrung am Rand von Orten plündern. Wir begegneten kaum Menschen, und wenn versteckten wir uns immer. Es ging auch lange Zeit gut, bis wir ein Haus fanden. Es hatte eine gute Lage und in der Nähe war noch viel zu holen. Wir beschlossen länger als normal zu bleiben. Eigentlich blieben wir nicht länger als zwei Tage an einem Ort, aber wir brauchten eine Pause von dem rastlosen Umherziehen.

Am fünften Tag passierte es dann: eine andere Gruppe Menschen überfiel uns. Es waren mindestens fünf Männer, alle schwer bewaffnet. Sehun und ich hatten keine Chance uns zu wehren, alles geschah so plötzlich. Sie nahmen uns alles weg: unsere Lebensmittel, Wasservorräte und Waffen. In einem unachtsamen Moment versuchte Sehun sich seine Pistole wider zu holen, aber er schaffte es nicht. Ich musste mit ansehen wie der Fremde ihn mit einem gezielten Schuss mitten in die Brust traf. Die Wunde fing sofort an stark zu bluten und er fiel auf den Boden. "Sehun!", rief ich panisch. Ich versuchte die Blutung irgendwie zu stoppen, aber es hatte keinen Sinn. Ich brach in Tränen aus. "Eigentlich wollten wir euch ja nicht umbedingt umbringen, aber wenn er es so provoziert. Selbst schuld. Los wir gehen Leute." So schnell wie sie gekommen sind, waren sie auch wieder verschwunden.

Ich sah zu meinem Bruder. Seine Augen waren halb geschlossen und er atmete nur noch flach. "Nein bitte, du darfst jetzt nicht sterben! Was soll ich den ohne dich tun? Ich kann das nicht alleine. Bleib bei mir, wir schaffen das zusammen.", flehte ich Sehun unter Tränen an. Er lächelte schwach: "Das schaffst du. Bitte versuche es, lass mein Tod nich umsonst gewesen sein denn du bist stärker als du denkst. Ich habe dir so viel beigebracht, wende das Wissen an. Tu es für mich und unsere Eltern. Ich liebe dich, vergiss das nie. Und jetzt lauf, bring dich in Sicherheit bevor Runner kommen."Sein Atem wurde immer flacher, bis er irgendwann stehen blieb. Ich schüttelte panisch meinen Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein, das war ein schlechter Traum.
Doch leider war es die Realität.

Als ich noch ein letztes Mal zurück blickte und Sehun sah, wie er in einer Lache in seinem eigenen Blut lag, drehte ich mich um und rannte. Ich wusste nicht mal wohin ich sollte. Ich hatte gerade meinem Bruder verloren und war jetzt schutzlos und vollkommen alleine unterwegs. 
Und das nur, weil irgendwelche Fremden unsere Sachen haben wollten.

Ich rannte bis ich nicht mehr konnte und schon fast zusammen brach, und trotzdem lief ich weiter. Ich wollte so viel Abstand zwischen uns bringen wie möglich.
Irgendwann bemerkte ich, dass weit und breit kein Haus mehr war. Ich sah nur noch Berge um mich herum. Da ich keine Kraft mehr hatte, wollte ich mich kurz ausruhen. Aber anscheinend war die Anstrengung zu groß und ich bin eingeschlafen. Dann habt ihr mich gefunden.
Flashback ende

The survivors {BTS FF}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt