Finn lies mich nach diesem Vorfall nicht mehr aus den Augen. Wir warteten noch etwas und schon kam die Fähre. Gemeinsam begaben wir uns abermals auf die Seite mit dem besten Ausblick auf die Attraktionen. Als ich noch auf Staten Island gewohnt hatte, setzte ich mich immer extra auf die andere Seite, weil mir grundsätzlich zu viele Touristen unterwegs waren, aber heute war ich selbst wieder Tourist.
Nach einer guten halben Stunde waren wir zurück an der South Ferry Station. Einige Haltestationen der Bahn waren am Wochenende eine Baustelle und somit mussten wir auf die Ersatzbusse umsteigen, um zu unserem nächsten Ziel zu gelangen. Wir gingen in Richtung der Bushaltestelle und kamen dabei an einem Starbucks vorbei. Dilara und ich blickten uns sofort an und grinsten. Gleichzeitig drehten wir uns zu unserem Begleitern um und auch diese verstanden sofort. Teil eins der Wiedergutmachung. Wie hätte es auch anders sein können bestellen wir Mädels uns einen großen Karamell Macchiatto.
Finn und Niall waren etwas unschlüssig, was sie sich selbst holen wollten. Der blonde Junge entschied sich für einen Choclate Chip Frappuchino, während Finn immer noch ratlos auf die Auswahl schaute. Grinsend stelle ich mich neben meinen Retter: „Findest du was oder soll ich dir bei deiner Auswahl behilflich sein?" Es kam nicht mehr als ein Grummeln von ihm. Und anscheinend ist schon wieder seine gute Laune flöten gegangen, aber so schnell gebe ich nicht auf! „Willst du vielleicht mal bei mir probieren. Ich verspreche dir, das ist eindeutig das leckerste Getränk überhaupt! Nicht zu süß, nicht zu herb, einfach die perfekte Mischung!" Finn drehte sich zu mir um, abwartend hielt ich ihm meinen Becher hin. Auf seinen Lippen bildete sich ein Lächeln. Er nahm mir meinen Becher ab und trank sogleich einen großen Schluck. „Ich glaube den behalte ich gleich! Wirklich lecker, Lexi! Danke" Fies grinsend schaute er auf mich hinunter. Fassungslos blickte ich zu dem großen Jungen vor mir.
„Ok, ihr kommt heute zu spät und gebt uns als Entschuldigung einen Kaffee aus, den du mir jetzt auch noch klaust? Das ist sowas von überhaupt nicht fair!" Finn lachte herzlich. „Jetzt will ich einen neuen und einen Keks! Und wehe du zahlst das jetzt nicht sofort alles. Sonst bin ich nicht mehr so einfach ruhig zu stellen. Also hop hop! Worauf wartest du noch?!", ich gab ihm meinen arrogantesten Blick und fuchtelte mit meiner Hand in der Luft herum, um ihm klar zu machen, dass er sich besser sofort wieder anstellte.
Natürlich meinte ich das nicht alles so bitchig, wie ich es ihm zu verstehen gab, aber ich mag es nunmal gar nicht, wenn mir jemand meine Sachen weg nimmt. Liegt eventuell auch daran, dass ich ein Einzelkind bin, nicht gewohnt bin zu teilen und ich nach der Regel lebe 'Ich habe es angeleckt, sind meine Bakterien, gehört also mir!'. Belustig schaute ich Finn dabei zu, wie er versuchte mit seinem schlechten Englisch zu bestellen. Nach ungefähr fünf Minuten hatte ich auch endlich wieder einen Kaffee in der Hand und fing an genüsslich meinen Keks zu mampfen. Ich spürte wie sich ein Arm um meine Schulter legte und blickte fragend nach links. Niall sah mich mit seinem wohl besten Hundeblick an: „Du willst doch nicht den armen, kleinen und vor allem seeeehr hungrigen blonden Jungen hier verhungern lassen, oder?" Ich lachte auf „Erstens mein Lieber, bist du gar nicht richtig blond. Zweitens bist du auch nicht grade klein. Und drittens..." Ich führte den Keks zu meinem Mund und sabberte diesen nicht grade Ladylike ab, „hab ich ihn schon abgeleckt. Du willst den jetzt bestimmt nicht mehr essen!"
Ich grinste siegessicher, doch Niall nahm mein Handgelenk und führte es somit näher zu seinem Mund. Er biss ein großes Stück meines Kekes ab. Dilara und Finn beobachteten die Szene angewidert. „Mmmph...Def mmaph mir niff" Mit vollem Mund grinste er mich jetzt an. Verdammt, mit diesen Mitspielern wird meine Regel hinfällig. Manno! Im Handumdrehen steckte ich den Rest meines Kekses in den Mund. Auch das sah definitiv nicht sehr lecker aus, aber ich wollte mit allen Mitteln verhindern, dass mir schon wieder jemand meinen Keks klaut.
Während ich versuchte das doch sehr überdimensional große Stück Keks klein zu bekommen, beobachtete mich Niall mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Na, hast du Angst, dass ich dir noch mehr klaue? Keine Sorge ein Stück reicht." „Pffff, daf glauphe iff dir niff, so verfressen wie du biff!" Ich schluckte den Inhalt meines Mundes schwerfällig hinunter. Niall beobachtete mich belustigt dabei und ich blickte ihm in seine kristallblauen Augen. Auch ich grinste freudig. Finn räusperte sich „Habt ihr jetzt fertig geflirtet?! Ich dachte wir wollen uns heute auch noch was anschauen!"
Dilara legte ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter, während ich ihn irritiert anblickte. Meine Fresse, was hat der denn heute für ein Problem. Ich weiß, dass ich zu Leuten nett sein sollte, aber wenn der heute weiter so Sprüche raushaut, kann ich meine Klappe nicht mehr halten. Ich finde ihn ja eigentlich echt nett, auch wenn wir uns heute erst zum zweiten mal sehen und wir uns nicht kennen, könnte ich mir grundsätzlich vorstellen das er ein guter Freund wird. Aber wenn der immer solche Stimmungsschwankungen hat, dann ist es vorbei mit den Nettigkeiten meinerseits.„Wie auch immer, ich finde die Stimmung hier echt bedrückend!" Mittlerweile waren wir am 9/11 Memorial angekommen und betraten grade das Gelände. Ich drehte mich zu Finn und Dilara um, die direkt hinter mir waren und ging ein paar Schritte rückwärts. Meinen allgemeinen Hang zur Fallsucht hatte ich allerdings nicht mit eingerechnet und so kam es wie es kommen musste. Ich stolperte und fiel unsaft auf den Boden, direkt vor Nialls Füße. Als ich nach oben blickte, sah ich sein geschocktes Gesicht und die ausgestreckten Arme. Er hatte wohl versucht mich aufzufangen.
Tjaaahaaa, war wohl nichts. Als ich meinen Blick nach vorne richtete, dort wo ich Dilara und Finn vermutete, wurde mir schwindelig und auch etwas schwarz vor Augen. Ich fing mich allerrdings schnell wieder, meine Begleiter schauten mich mit besorgtem Blick an. Keiner sagte etwas und plötzlich überkam mich das Bedürfnis zu lachen. Nicht zu laut, da das hier immer noch eine Gedenkstätte war, allerdings konnte ich das kleine Kichern nicht unterdrücken. Ich richtete mich wieder auf und ging weiter, als ob nichts gewesen wäre. Ja, meine Tollpatschigkeit ist mir peinlich. Schnell holten die drei zu mir auf und fragten ob alles in Ordung wäre. Ich bejahte das Ganze und wir widmeten uns wieder dem 9/11 Memorial.
Insgesamt verbrachten wir dort eineinhalb Stunden. Als wir uns grade auf dem Weg zurück zur Bushaltestelle befanden, hörten wir ein Knurren. Ich drehte mich verwundert in die Richtung, aus der ich das Geräusch vermutete, aber fand nichts. Wie aus dem Nichts fing Finn an zu lachen. Dilara und auch ich drehten uns zu Finn und Niall. Finn hielt sich den Bauch vor Lachen und auch Niall hielt sich seinen Bauch. Allerdings lachte er nicht, sondern blickte nur beschämt nach unten. "'Tschuldigung, ich hab tierisch Hunger." Nuschelte der Blonde. Nun fingen auch Dilara und ich an zu lachen. "Macht nichts, ich könnte jetzt auch was vertragen. Was meinst du Lexi? Finn?" Ich grinste, denn ich hatte in der Vergangenheit schon mitbekommen, dass Dilara auch mal richtig reinhauen konnte und ständig was zu Essen brauchte. Also nickten Finn und ich den Beiden zu. Wir beschlossen zur 42nd Street Times Square zu fahren und uns dann am Broadway was zu holen. Gesagt getan, keine 25 Minuten später standen wir am Broadway und hatten nun die Qual der Wahl.
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Nur (m)eine Stadt [SLOW UPDATES]
AksiVerängstigt, allein, traurig - so sieht das neue Leben von Lexi in New York aus. Sie ist aus Frankfurt geflohen und will sich dort ein neues Leben aufbauen. Doch ein Stalker und der Umstand, dass sie langsam aber sicher paranoid wird, machen die Sac...