"Hey Lucy. Warum rufst du an?", fragte Patt, als er endlich an sein Handy ging.
"Ich fahre nächste Woche nach Spanien und mache einen Austausch. Für ne Woche. Von der Schule aus. Ich freu mich. Aber ich werde dich vermissen.", erwiderte ich grinsend, weil ich mich wirklich freute.
"Ich dich auch. Aber dafür wirst du ne Menge Spaß haben. Was würde ich dafür geben, jetzt nach Spanien zu fliegen!" Ich lachte. Dann sprach ich noch eine Weile mit ihm und legte erst auf, als meine Mutter mich zum Abendessen rief. Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Zwei Tage vor der Abreise hatte ich meine Freundin Lindsay zu Besuch. Wir liefen durch den Wald und unterhielten uns.
"Oh man, ich hab so einen Scheiß geträumt.", sagte ich leise. Lindsay sah mich an.
"Und was?", fragte sie. Um ehrlich zu sein, wollte ich es ihr nicht erzählen, aber mit irgendwem musste ich reden. Patt war keine Option, schließlich ging es um ihn.
"Das ist zu krank.", meinte ich nur. Lindsay bettelte etwas und schließlich murmelte ich:
"Is ja gut! Ich hab geträumt, ich hätte mit meinem besten Freund geschlafen." Sie starrte mich an.
"Das ist echt krass. " Ich nickte nur. Ich konnte mir ja selbst nicht erklären, warum ich ausgerechnet sowas träumte. Eine Weile schwiegen wir beide.
"Wann wirst du eigentlich abgeholt?", fragte ich nach langer Stille. Lindsay sah auf ihre Armbanduhr.
"In einer halben Stunde.", meinte sie. Also liefen wir zurück nach Hause. Irgendwie bekam ich alles nicht mehr so richtig mit. Es war, als sei ich in Trance. Lindsay wurde abgeholt und ich aß zu Abend, dann saß ich noch eine Weile an meinem Laptop, bevor ich mich schlafen legte. Am nächsten Morgen setzte ich mich ruckartig im Bett auf, als der Wecker um 6.00 Uhr klingelte. Hell. Es war Samstag. Ich schaltete das verdammte Ding aus und schlief weiter. Um halb acht wurde ich von meinem Handyklingelton geweckt. Ich sah Patts Namen auf dem Display und runzelte die Stirn. Warum rief er so früh an? Na ja, ich würde es ja erfahren.
"Hey Patt, warum -"
"Lucy, warum erzählst du mir sowas nicht?!", unterbrach er mich. Er klang wütend. Ziemlich wütend sogar. Eine grausige Vorahnung bahnte sich in meinen Kopf.
"Was?" Er schnaubte.
"Warum erzählst du mir nicht, dass du träumst, du würdest mit mir schlafen?!" Ich schluckte und schwieg. Wie hatte er davon erfahren? Ich hätte es ihm niemals erzählt, weil ich geglaubt hatte, er würde ausrasten.
"Patt, hör zu, ich wollte nicht, dass du austickst.", sagte ich leise, aber er schien nicht zufrieden mit meiner Antwort.
"Lucy, ich wäre nicht ausgetickt! Ich ticke gerade aus, weil du mir das nicht erzählt hast!" Tränen stiegen in meine Augen. Mein Magen zog sich zu einem festen Knoten zusammen.
"Patrick, ich -"
"Lucy, du hättest es mir sagen müssen!" Er legte auf. Ich zitterte. Ich hatte mich noch nie mit ihm gestritten. Egal, wie sehr ich versuchte, die Tränen zurückzuhalten, es war vergeblich. Ich schaffte es nicht. Also saß ich zitternd und weinend auf meinem Bett. Ich wollte mich nicht streiten. Schon gar nicht mit Patt. Ich versuchte, ihn anzurufen, aber er ging nicht ans Handy. Ich kaute auf meiner Lippe herum und rief Lindsay an.
"Hey, Lucy. Was ist los?", fragte sie, als sie mein Schluchzen vernahm.
"Er hat Wind von meinem Traum bekommen." Sie wusste sofort, was ich meinte.
"Oh nein.", sagte sie. Ich erzählte ihr die ganze Sache. Einfach alles. Ich musste mit jemandem reden.
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Mein bester Freund und ich
RomanceKurze Story, die mir so nebenbei einfiel. Lucy lernt Patrick kennen, als sie sieben Jahre alt ist. Über die Jahre entwickelt sich eine Freundschaft, die unzerbrechlich ist... Alle Rechte liegen bei mir.