Kapitel 4 Teil 1: Stürmische Gefühle

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Kapitel 4 Teil 1: Stürmische Gefühle

"Ginny!", keuchte Harry überrascht. Sie stand triefend nass vor ihm, zitternd und schwer atmend. Ein Blitz zuckte über den Himmel und erleuchtete Ginnys gerötetes Gesicht. Sie trat einen Schritt auf ihn zu, hinein in das trockene Haus und fiel zu Boden.
Als Ginny wieder aufwachte lag sie in einem der Schlafzimmer im ersten Stock. Harry hatte sie herauf getragen und ihr die nassen Kleider teilweise ausgezogen oder trocken gehext. Er war die ganze Zeit bei ihr geblieben und in den sehr frühen Morgenstunden in seinem Lehnstuhl eingeschlafen. Er hatte nicht gewusst was passiert war, warum es Ginny so schlecht ging. War ihr auf dem Weg zu ihm etwas passiert?
Er wurde durch das laute Husten des Mädchens geweckt. Noch schlaftrunken bewegte er seinen steif gewordenen Nacken und sah Ginny an. Er begegnete ihrem Blick und sofort schoss eine Flut von Fragen durch seinen Kopf.
"Was ist.. Wieso.. der Besen, der Regen... wie geht es dir?" Harry versuchte sich zu sammeln, als Ginny schwach grinste.
"Mir geht es ehrlich gesagt nicht so gut." Ginny hatte erneut einen Hustenanfall. "Dieser Regen hat meiner Gesundheit nicht grade gut getan. Ich war ja schon vorher ziemlich angeschlagen. Da hat auch Mums Trank nicht viel geholfen." Ihre Stimme kratzte als sie so viel sprach und sie sank erschöpft in die weichen Kissen zurück.
"Oh nein Harry!", zischte sie mit einem Blick auf ihn. "Du musst dir nicht auch noch dafür die Schuld geben! Ich war schon vorher krank und außerdem wollte ich herkommen. Du konntest es ja nicht wissen!". Harry klappte den Mund wieder zu. Er hatte sich grade tatsächlich dafür entschuldigen und alle Schuld auf sich nehmen wollen. Als Ginny allerdings erneut und diesmal noch schlimmer anfing zu husten konnte er es nicht ertragen.
"Aber warum bist du denn dann hergekommen Ginny? Warum bist du her geflogen?"
Harry war sich nicht sicher ob Ginny hustete oder kicherte, jedenfalls schüttelte sie belustigt den Kopf.
"Ich wollte dich sehen.", antwortete sie leise. "Wer weiß ob du mir noch einmal eine Chance gegeben hättest, wenn ich jetzt nicht gekommen wäre." Ihre Lippen umspielte ein trauriges Lächeln und sie sah ihn eindringlich an. Harry musste sich zusammen nehmen um beim Thema zu bleiben.
"Aber warum bist du geflogen? Ich meine du hättest doch einfach her apparieren können, dann""Nein hätte ich nicht!", unterbrach Ginny ihn. "Ich darf noch nicht apparieren Harry! Ich bin noch nicht volljährig!"
"Oh!", entfuhr es Harry und Ginny echote es lachend. "Ja. Oh! Ich werde erst in knapp zwei Wochen siebzehn, Harry." Sie musste wieder husten und dann lachen, doch diesmal klang es bitterer. "Ich dachte du wüsstest zumindest wann ich Geburtstag habe. Meistens warst du doch währenddessen im Fuchsbau." Harry schüttelte peinlich berührt den Kopf. "Naja gut. Wir haben ihn ja auch nie wirklich gefeiert. Bei sieben Kindern kann man nicht jedes Mal eine riesen Party schmeißen wenn Eines wieder älter wird. Außerdem war so kurz vor Schuljahresbeginn meist eh kein Geld für Geschenke übrig." Sie sprach sehr leise und Harry fühlte sich miserabel. "Aber dieses Jahr kriege ich eine große Feier! Der Siebzehnte wird auch bei uns immer groß gefeiert, mach dir da mal keine Sorgen, Harry!" Als sie seinen Namen sprach, versagte Ginnys Stimme. Sie war heftig errötet und ihr Atem kam stoßweise. So sehr sich Harry auch entschuldigen wollte und ihr am liebsten sofort die schönsten Geschenke und Feiern versprochen hätte, hatte ihre Genesung erst einmal Vorrang. Hastig rief er Kreacher dazu und auch wenn der Hauself bestimmt nicht glücklich über ein weiteres Haushaltsmitglied war, so wusste er doch das Meiste über Heilung und Pflege. Harry überließ Kreacher das Feld und sah zu wie er Ginny untersuchte und versorgte. Kreacher hatte ihr einen flauschigen, grünen Pyjama herbei gezaubert, auf dem Besen, Quaffel, Klatscher, Tore und der Schnatz abgebildet waren. Harry wurde raus geschickt, damit Ginny sich umziehen konnte. Dabei wunderte er sich, wie es kam das Kreacher Ginnys Geschmack so gut treffen hatte können.
Wenige Minuten später trat der Hauself zu Harry auf den Flur und zog entschieden die Tür hinter sich zu.
"Aber ich würde gerne zu ihr!", protestierte Harry, doch Kreacher blieb stur. "Sie braucht jetzt Ruhe und Schlaf! Der Meister kann ihr nicht helfen und er wird sich nur anstecken wenn er ihr zu nah kommt.", sagte er streng und mit wissendem Blick. "Sie hat nur eine Erkältung und davon stirbt man nicht. Kreacher macht jetzt eine schöne Suppe und Meister Potter kann gerne schlafen gehen.", sagte er kalt und stampfte hinunter in die Küche. Einen Moment stand Harry unentschlossen vor der Tür und dann folgte er Kreacher hinab. Schlafen konnte er eh nicht mehr.

Harry Potter und die verlorene ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt