Kapitel 66 - Nik

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Ich liebe die Zivilisation. Camping ist schön, aber ich bevorzuge es doch, in der Stadt zu leben und ordentliches Klopapier zu benutzen, anstatt in den Wald zu kacken und sich den Arsch mit Blättern abzuwischen.

Seit zwei Tagen sind wir mittlerweile wieder in London. Gestern hatten wir ein Konzert hier und morgen früh geht es weiter nach Berlin. Heute wollen wir noch ein bisschen die Stadt erkunden. Und zwar in Verkleidung. Ich weiß nicht, wessen Idee das war, aber ich finde sie gut.

Ich trage ein weißes Shirt unter einer Jeansjacke. Dazu eine schwarze Skinny Jeans, braune Schnürschuhe und zum Schluss Sonnenbrille und eine graue Mütze. Es heißt zwar, man soll nicht mehrere Sachen aus Jeansstoff tragen, aber das ist mir sowas von egal. Ich bin ein gottverdammter Rockstar und kann alles anziehen, was ich will. Außerdem soll man mich ja sowieso nicht erkennen.

Kim hat ein schwarzes Sweatshirt mit Kapuze und darüber eine schwarze Lederjacke an. Dazu eine schwarze Leggings und schwarze halbhohe Stiefel. Ich hätte erwartet, dass das viele Schwarz irgendwie emohaft oder so wirkt, aber sie sieht echt sexy aus. Sie könnte wahrscheinlich auch einen Müllsack anziehen und würde immer noch verdammt gut aussehen.

>> Wie wäre es mit Madame Tussauds und dann London Eye? <<, fragt Kim, nachdem wir uns alle in unseren Verkleidungen im Flur getroffen haben.

Wir stimmen ihr alle zu und machen uns auf den Weg. Es wird aber hoffentlich nicht so weit sein, da wir laufen müssen und ich absolut keinen Bock darauf habe. Aber immerhin kann ich so wieder Kims Hand halten. Wir sind zwar verkleidet, weil wir nicht erkannt werden wollen, aber das heißt nicht, dass unsere falschen Identitäten sich nicht auch lieben dürfen.

Moment mal ... Liebt Kim mich überhaupt? Ich weiß, dass ich sie liebe. Nur bringt mir das nichts, wenn sie diese Gefühle nicht erwidert, oder? Andererseits muss sie mich zumindest sehr mögen, sonst wäre sie ja nicht mit mir zusammen. Denn wir führen eine richtige Beziehung im Gegensatz zu Josh und Eve.

Bei den beiden blick ich allerdings auch nicht durch. Sie sind nicht wirklich zusammen, sondern nur für die Öffentlichkeit. Und da verhalten sie sich auch wie ein Paar. Aber im Privaten verhalten sie sich so, als würden sie sich nur flüchtig kennen. Seit dem wir campen waren, verhalten sie sich irgendwie anders. Mal sind sie distanziert zueinander und dann sind sie ziemlich vertraut miteinander. Vielleicht sollte ich mal mit Josh reden und ihn fragen, was das zu bedeuten hat.

Aber erst, nachdem ich mich um mein >Problem< mit Kim gekümmert habe. Es ist nicht wirklich ein Problem, aber ich will das einfach geklärt haben. Leider muss da warten, bis wir allein sind, weil ich das ganz bestimmt nicht vor den anderen besprechen werde.

Mittlerweile sind wir an diesem Wachsfigurending angekommen. Wir bezahlen den Eintritt und gehen rein. Ich will unbedingt zu Darth Vader und Batman, aber Letzterer ist momentan nicht vorhanden. Also muss ich wohl nur mit Darth Vader vorlieb nehmen.

Zwei Stunden später habe ich ein Bild mit Darth Vader, und Kim eins mit der Queen. Mit wem die anderen alles Fotos gemacht haben, weiß ich nicht und es interessiert mich auch nicht. Aber  angesichts der Tatsache, dass wir zwei Stunden lang da drin waren, müssen es wohl ziemlich viele Fotos gewesen sein.

>> Wenn wir uns jetzt beeilen, dann schaffen wir noch die Straßenbahn und können in zwanzig Minuten am Big Ben sein. Ansonsten müssen wir die fast vier Meilen laufen. << Da keiner von uns so weit laufen will, rennen wir knapp dreihundert Meter zur nächsten Straßenbahnstation und erwischen unsere gerade so noch. Ein paar Leute schauen uns komisch an, aber das würde ich an ihrer Stelle auch machen. Erst hatte ich Angst, sie könnten uns vielleicht erkannt haben. Aber die haben wirklich nur dumm geguckt, weil wir wie Bekloppte durch London gerannt sind.

Make Me Believe Again - Knock Back 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt