Mission 6:: Französisch für Anfänger

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Die drei Brüder standen am Bahnhof, jeder mit seinem eigenen Koffer. Sie wollten für ein paar Tage Urlaub haben.
Vergil umarmte gerade Nero und beide beteuerten sich, das sie sich vermissen würden. Dabei wollte Nero sich doch nur ein Eis holen.
Als Vergil sich dann zu Dante um wandte, stand der da, mit Stöpseln in den Ohren und wippte mit dem Fuß zu Musik.
„Dante?", fragte Vergil, doch er hörte nicht, sondern beobachtete lieber weiter die Abfahrtszeiten.
„DANTE!!" Die umstehenden Leute blieben geschockt stehen.
Vergil verpasste seinem jüngeren Bruder einen Tritt gegen das Schienbein. Dieser nahm endlich die Stöpsel aus den Ohren.
„Was ist denn?"
„Warum starrst du die ganze Zeit auf diese dämliche Anzeigetafel?"
„Nun, es wird dich vielleicht interessieren, das unser Zug gleich Abfährt"
„...", Vergil erwiderte nichts. Er war geschockt. Ihr erster Urlaub seid langem und dann fängt es so an.
Dante drehte sich um: „Wo ist denn Nero?"
„Holt sich ein Eis", fiepte Vergil, während sein unteres Augenlid bedrohlich zuckte.
„Stimmt ja gar nicht!", ertönte es auf einmal von unten und plötzlich sprang ein kleiner Nero neben den beiden hoch, „Ich hab mit nur die Schuhe zu gebunden!"
Sie sahen den Kleinen misstrauisch an.
„Dann musst du eben noch wachsen"

Der erste Teil der Fahrt im Zug verlief ja noch ganz passabel. Vergil war los um für sie alle Kaffee zu besorgen und scheiterte gerade an seinem französisch. Was aber auch verständlich ist, wenn man keins kann. Und so bekam er am Ende auch ein Brötchen mit einer seltsamen Pampe drauf, anstatt eines Kaffees.
Er kehrte ins Abteil zurück, hatte das Brötchen unterwegs weggeschmissen und stellte nun fest, das Dante wieder einmal eine ganze Bank brauchte. Also setzte er sich zu Nero, der immer noch zufrieden an seinem Eis leckte.
Vergil lies sich neben ihn fallen, doch lange konnte er nicht ausruhen, denn die Abteiltür öffnete sich wieder.
„Morgen", ein älterer Herr, Mitte vierzig betrat das Abteil, mit einer Zeitung unterm Arm und nickte entschuldigend, während er sich zwischen Nero und Vergil quetschte. Dante schielte zu ihm rüber und meinte: „Hier sind aber noch ganz viele andere Abteile, die auch frei sind"
„Hm? Oh, ja ja"

Dann schlug er die Zeitung auf und begann zu lesen. Dante richtete sich auf und dann fuhr der Zug in einen Tunnel. Als es wieder hell wurde, hatte der Typ den Arm um Vergil gelegt. Dieser räusperte sich.
„Oh, Entschuldigung", er hob entschuldigend die Arme und widmete sich wieder der Zeitung.
Dante hob die Augenbrauen und Nero und Vergil sahen sich an. Im nächsten Moment sprangen sie auch schon auf und wollten den freien Platz neben Dante. Nero schaffte es, dank seiner Ellenbogen.
Vergil stand nun da und sah runter zu dem komischen Typen, der grinsend auf den freien Platz neben sich klopfte. Widerwillig setzte er sich wieder hin, gaaaaanz dicht an die Wand gepresst.

Nero und Dante musterten den Typen und Vergil, der zu einem Haufen Elend zusammengeschrumpft war. Dann kam wieder ein Tunnel, als es hell wurde saß der Typ auf Vergils Schoß.
„HEY!!", er sprang auf und der Mann landete auf dem Boden. Vergil schaute ihn grimmig von oben herab, doch der Kerl sagte nur: „Entschuldigung", und grinste, dann setzten sie sich beide wieder hin.
Eine Weile war es ruhig, der Typ las Zeitung und die Jungs beobachteten sich gegenseitig. Doch als Dante dann aus dem Fenster sah: „O-oh"
„WAS?!"
„Noch ein Tunnel"
Mit einem lauten patschen klebte Vergil an der Fensterscheibe und starrte entsetzt dem Tunnel entgegen. Und dann, im Tunnel, fing das Geschrei an.

Völlig verstört standen die drei Jungs am Nordbahnhof und zitterten unaufhörlich. Sie hatten es gerade so geschafft den Typen aus ihrem Abteil zu schmeißen.
Jetzt waren sie auf dem Weg zum Hotel und kaum waren sie mit dem Taxi unterwegs, war Nero vom ganzen Stress eingeschlafen. So musste Vergil ihn dann auch noch samt Koffer hoch tragen, die Treppe!
Dante hatte mit seinen Koffern den spärlichen Fahrstuhl besetzt. Dabei hatte er nur zwei Stück, im Gegensatz zum eitlen Vergil, der ganze fünf hatte. Dabei waren sie nur ein paar Tage unterwegs.

Während Dante also im Fahrstuhl begeistert mit dem Fuß zur Fahrstuhlmusik wippte, schleppte Vergil sich tot, doch er war zu stolz zum aufgeben.
Und tatsächlich kamen sie alle drei nach fünf Stockwerken oben an.
Dante sah runter zu Vergil, der bereits auf allen Vieren kroch und meinte: „Und du bist sicher, das du heute noch was unternehmen willst?"
Ein Keuchen und dann ein heiseres 'Ja'.
Und endlich wachte auch Nero wieder auf. Putz munter stand er auf und meinte begeistert: „Wow, das is ja richtig schick hier", dann streckte er sich und hüpfte mit seinem Koffer und einem Stofftier unterm Arm den Gang entlang zu ihrem Zimmer.

Just in dem Moment riss Vergil entsetzt die Augen wieder auf. IHREM Zimmer? Sie würden doch nicht alle in einem Zimmer schlafen, oder? Verstohlen sah er zur Seite, denn er hatte sich schon gewundert, das man ihm nur eine Karte gegeben hatte.
Wie vom Hund gebissen sprang er auf und konnte gerade noch verhindern, das Nero die Schlüsselkarte durch den Spalt zog.
„Oh man, wenn du unbedingt ausprobieren willst, wie das mit der Karte funktioniert, dann frag doch einfach", meinte Nero und schaute seinen Bruder an.
Der lag keuchend auf dem Boden und starrte die einzige Karte entsetzt an.
„NEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIN!!!!!!!!!!!"

Vergil und Nero warteten unten in der Lobby auf Dante, der noch mal was nachgucken wollte, bevor sie losgingen, die Stadt zu terrorisieren.
Nero wippte die ganze Zeit hin und her und Vergil schaute genervt auf die Uhr. Dann hörte man das Geräusch, das einem sagte, das der Fahrstuhl da war und die Türen glitten auf.
Beide wanden den Blick in die Richtung, in der Hoffnung, das Dante käme.
Er kam auch. Nur...
„Was soll das denn?!", rief Vergil entsetzt, „So kannst du doch nicht raus!!"
„Wieso nicht?", fragte Dante. Er stand da, in Badehose und zwei Wasserpistolen in der Hand. Nero freute sich schon, weil er dachte sie würden schwimmen gehen, aber Vergil meinte nur: „Das ist eine Stadt im Land, nicht am Meer. Du kannst hier nicht schwimmen gehen!"
Sichtlich enttäuscht lies er die Wasserpistolen sinken.
„Dann muss ich mich ja wieder umziehen... ... ... Und was mach ich mit denen hier?"
„Die leerst du jetzt bitte hier sofort aus!"
„Hm"
„Was?"
„Eine sehr unglückliche Wortwahl"

Vergil musste sich noch einmal umziehen, da er ja nicht klitschnass gehen konnte. Dante musste sich jedoch auch umziehen.
Und jetzt standen sie in der Schlange vorm Louvre... ... so an geschätzter 1500. Stelle. Dante sah sich gelangweilt seine Fingernägel an (die könnte er auch mal wieder säubern) und Nero sah seinen Reiseführer durch: „Okay, wollen wir weiter hier anstehen oder wollt ihr rausfinden, wie lang die Schlange am Eiffelturm ist?"
Vergil gab nur ein Zischen von sich. „Entschuldige, das ich gefragt habe"
„Ich kann den da nicht ausstehen..."
„Ja ja, sowas nennen andere Bruderliebe", meinte Dante.
„Nein, ich rede nicht von Nero, sondern von dem da", Vergil deutete auf einen Mann, der in silbernen Klamotten steckte und sich das Gesicht auch silbern angemalt hatte. Er machte abgehackte Bewegungen.
„Cool, ein Roboter", scherzte Dante, „Geh doch hin und guck, wo der Aus-Knopf ist"
„Nein! Das darfst du nicht!", rief Nero entsetzt, „Er muss doch für seine Roboterfamilie sorgen"
„Lass mich das mal machen", sagte Dante und klopfte seinem Zwilling auf die Schulter. Dann stellte er sich neben den Roboter und beobachtete ihn eingehend. Und dann fing auch er an solche Bewegungen zu machen. Nur mit etwas mehr... Obszönität. Und tatsächlich gab eine Frau ihm ein paar Pfennig.
Der andere darüber recht empört stackste auf Dante zu und schubste ihn.
„Hey!", Dante stolperte zurück und sah den anderen böse an, „Das gibt Rache" Er ging in die Knie und forderte so den anderen zu einem Duell auf. Mit Roboterschritten näherten sich beide einander. Nur noch wenige Meter trennten sie und...
Mit einem kraftvollen Tritt in den Schritt gewann Dante das Duell. Er schnappte sich schnell das ganze Geld und verduftete.
Nero und Vergil mussten wohl oder über hinterher.

„Muhihihihihihihihihihi"
„Jetzt hat er endgültig den Verstand verloren", meinte Vergil und schlürfte an seiner Cola. Die drei saßen bei McDonald's und aßen was.
Dante noch ganz stolz auf seinen Sieg, hatte von dem geklauten Geld was ausgegeben. Nero biss nur vergnügt in seinen Hamburger.
Und als die drei fertig waren gingen sie wieder raus auf die Straße. Eine Menschenmenge hatte sich angesammelt. Doch die drei wussten nicht, was da los war. Also gingen sie einfach durch die Menge durch und wunderten sich auch nicht weiter, als sie über eine Absperrung klettern mussten.
Nero hatte gerade die Straßenmitte erreicht, als ein Fahrradfahrer neben ihm scharf bremste. Er fing an zu fluchen und dann stießen Dante und Vergil dazu. Doch plötzlich rasten weitere Fahrräder auf sie zu und bremsten scharf. Dann lag wenige Sekunden später ein ganzer Haufen Fahrradfahrer neben ihnen – fluchend. Und jetzt begann auch die Menge sich aufzuregen.
Ein kleiner Mann mit Mikro stürmte zu den dreien und fragte direkt: „Was geht denn in ihnen vor? Hatten sie geplant die Tour de France zu boykottieren?..."
„Tour was?", fragte Dante.
Vergil packte sich an den Kopf: „Oh mein Gott, wir haben die Tour de France lahm gelegt!"
„Nein, wir geben keine Autogramme", sagte Dante, immer noch ein wenig verdutzt. Nero verdrehte die Augen und meinte: „Komm, wir gehen zum Eiffelturm", dann packte er Vergil und die drei verließen das geschehen schnellstmöglich.

„Also, kürzer als die Schlange vorm Louvre ist die hier auch nicht", stellte Nero leicht verärgert fest, als sie am Eiffelturm standen und warteten.
„Okay!", fing Dante vergnügt an, „Dann gehen wir ins Moulin Rouge!"
„Nein, wir bleiben jetzt hier!", der Kleinste stampfte wütend mit dem Fuß auf, „Ich will da jetzt hoch"
„Komm, tu ihm den Gefallen", meinte Vergil nur.
„Du willst doch nur deine Ruhe haben und einen Kaffee trinken", zischte Dante und setzte sich beleidigt. So mussten die beiden ihn die Treppe hoch schleifen, denn dummer weise war der Fahrstuhl defekt.
Und oben angekommen, gönnte Vergil sich tatsächlich erstmal einen Kaffee. Nero schaute über die Absperrung der 3. Etage auf das schöne Paris runter.
„Glaubst du Vergil hat Höhenangst?", fragte Nero und Dante sah zu seinem Bruder rüber, der schon die siebte Tasse Kaffee leerte.
„Nun, wir können es testen..."
„Wie denn?"
Dante umfasste das Geländer und fing an hin und her zu schaukeln. Nero machte es ihm nach. „Und das soll wirklich funktionieren?", fragte er nach einer Weile.
„Klar, du musst einfach stärker schaukeln!", rief Dante. Tatsächlich bewegte sich der Turm schon leicht nach vorne und hinten. Und gute fünf Minuten später klammerten sich die Besucher panisch irgendwo fest, da er sich näher gen Boden neigte, als man bei der Erbauung angenommen hatte.
„Wooohoooow!", Nero und Dante hatten eindeutig ihren Spaß, nur Vergil zitterte unablässig. Ob das vom vielen Kaffee kam, war egal.
„Sir?", ein kleiner, stämmiger Polizist sprach ihn an, „Gehören die beiden zu Ihnen?"
„Was? Die Irren – Muhihihihihihihihihihi – nein, nein, die doch nicht – Muahahahahahaha... ... Müssen wir jetzt gehen?"
„Wäre besser"

Die drei gingen durch den Park vorm Eiffelturm, hinter ihnen lagen die ganzen Besucher völlig fertig und entgeistert auf dem Boden.
Vergil hüpfte hyperaktiv um seine Brüder rum, doch das war ihnen egal. Sie machten erstmal eine entspannende Stadtrundfahrt, damit sie sich wieder beruhigten.
Nero saß da mit einem Eis, Vergil hörte aufmerksam der Erzählerin zu und Dante schaltete gelangweilt von einer Sprache zur anderen.
Der Tag neigte sich allerdings schon langsam dem Ende zu.
Und Vergil wollte schon zurück ins Hotel, als Dante große Augen bekam.
Mit diesen großen, leuchtenden Hundeaugen schaute er an einem Gebäude empor, das auf dem Dach eine rote Mühle hatte.
„Haben will", fiepte er und zupfte Vergil am Ärmel.
Vergil schaute Dante entgeistert an: „Nein, das..."
„HABEN WILL!!!", schrie dieser plötzlich mit der tiefen Stimme eines Monsters.
„... ...Oooookaaaaay... ...", Vergil machte ganz vorsichtig Dantes Hand von seinem Ärmel los und sah dann zu Nero, „Und was machen wir mit ihm?"
Dante betrachtete den Jüngsten und meinte dann: „Ach, kette den hier irgendwo an..."

Gesagt, getan. Sie hatten den Kleinen mit einem Lolli überlistet und nun saß er draußen, im Dunkeln, auf der Straße, wie ein kleiner Hund.
Seine älteren Brüder saßen im Moulin Rouge und amüsierten sich ein wenig. Der große Saal war zwar eher nach Vergils Geschmack, aber Dante gefiel es viel besser.
Die leicht bekleideten Tänzerinnen, die hübschen Bedienungen. Ja, so sah Dantes Paradies aus. In gewisser Weise, es fehlte nur noch Pizza und Strawberry Sundae.
Sabbernd saß er auf seinem Stuhl und beobachtete die ganzen Frauen. Vergil neben ihm sah seinen Bruder entsetzt an und als dieser den Kopf zu ihm drehte sprang er geschockt auf und schrie: „Wie kannst du nur??!! Schau nicht mich an, sondern die hier!!" Er schnappte sich die nächstbeste Bedienung und hielt sie Vergil vor die Nase.
„Lassen Sie mich los", flehte die Frau ängstlich.
„Eh du! Lass Weib los, oder willste Schläge?!", ein kräftiger Mann kam auf Dante zu, so ein Muskelprotz, „Lassen los die Dame und du nix kriegen Schläge, kapiert?"
Dante sah den Kerl an, der neben ihn aussah wie ein riesiger Ziegelstein in der Landschaft. Vergil, der sich ebenfalls erschrocken hatte, sah nur einen Ausweg. Er schnappte sich sein Glas und kippte es dem Typen ins Gesicht.
„AUA, Limo!", schrie dieser und rieb sich die Augen.
„Lauf!!", rief Vergil, der schon die Hälfte des Raumes durchquert hatte. Doch dann stellte sich ihnen ein weiterer Muskelprotz in den Weg.

Draußen hörte Nero Scheppern und Schreie aus dem Laden. Er hatte seinen Lolli auf und kaute jetzt nur noch auf dem Stäbchen.
Plötzlich flogen die Türen auf und Dante und Vergil fielen übereinander raus.
„Lauf Nero, lauf!!"
„Rette mich!!"
Mit weit aufgerissenen Augen sah er seinen Brüdern nach, die sich aus dem Staub machten und ihn zurück ließen. Er sah ihnen so nach, als sich ein großer Typ vor ihn stellte und dann sagte der: „Haben Hund vergessen"
„Egal, mach los und lass laufen"
„Ist aber großer Hund, gut für Wache gegen Dumpfbacke"
„Na, machen los!"
„Och man", er bückte sich und befreite Nero, der auch schnell das Weite suchte.

„Nun, ich muss sie bitten unsere kleine Stadt zu verlassen", vor den Dreien stand der kleine, stämmige Polizist und las ihnen ihre Vergehen vor.
„Hotelzerstörung, Körperverletzung, Diebstahl, sie hätten fast den Eiffelturm kaputt gemacht, sexuelle Belästigung, Randale und Ruhestörung und dazu kommt noch, das sie ihren jüngeren Bruder gedemütigt habt"
Vergil fiel in Ohnmacht, so hatte er sich seinen Urlaub nicht vorgestellt. Nero machte große Hundeaugen und bereute es mit seinen Brüdern in den Urlaub gefahren zu sein. Dante selbst sah das gelassen.
„Dann gehen wir eben in eine andere Stadt..."

Devil May SmileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt