Kapitel 7

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Mit wirren Gedanken schlief sie nach der getanen Arbeit endlich ein. Der darauf folgende Tag erwachte sehr trübe. Die Wolken hingen tief am Himmel und die Sonne hatte sich so gut es ging versteckt. Es regnete nicht, das war Gweneths einziger Trost, denn dann könnte sie nicht einmal hinaus gehen und müsste die miese Stimmung der Großmutter den ganzen Tag ertragen. So aber streunte sie am frühen Morgen bereits über die verlassenen Wege und schoss kleine Kiesel vor sich her. Einige Hütten kamen in Sicht und das Grün der Bäume wurde weniger ringsherum.Wie sie so durch das Dorf ging, dachte sie über die geflüsterten Wörter nach, die sich ihr eingebrannt hatten: Karvog Ilyum. Was auch immer das zu bedeuten hatte, jene Wörter lösten ein sanftes Prickeln auf ihrer Haut aus, wenn sie diese flüsterte. Immer nur leise und immer darauf bedacht, dass keiner mithörte. Sie würde es herausfinden, irgendwann vielleicht, das hoffte sie.

Ein Schrei in der Ferne riss sie aus ihren Überlegungen und lies sie stehen bleiben.

„Sie kommen!", drang es zu ihr.

 Sie fröstelte, denn ein starker Wind zog auf und lautes Hufgetrappel war zu hören, wurde lauter und vermischte sich mit wilden Rufen. Gweneth sah sich um, wusste nicht was los war, und doch lief sie instinktiv in die am nächsten gelegene Hütte, die leer stand. Panisch durch die immer lauter werdenden, verzweifelten Schreie, sah sie sich um und entdeckte zwei Fässer in der Ecke, hinter denen sie sich verkroch.

„Sucht nach ihnen! Quält sie, schlagt sie, peitscht sie aus. Ich will, dass ihr keinen überseht!"

 Die tiefe Stimme eines Mannes hallte durch das Dorf. Das müssen die Schwarzen Reiter sein, war der erste Gedanke, der dem Mädchen durch den Kopf ging. Aber warum? Was wollen sie von uns? Wimmernd hockte sie hinter den Fässern und lauschte. Sie wusste nicht wie lange sie dort saß. Die erschreckenden Laute, die zu ihr durchdrangen, ließen nichts Gutes verheißen. Mit einem Mal waren die Stimmen ganz nah. Pferde wieherten und Reiter hielten vor der Hütte an.

 „Seht da drinnen nach. Vielleicht verstecken sich noch welche."

 Der Mann mit der tiefen Stimme trat, von zwei schwarz gekleideten Reitern gefolgt, ein. Gweneth hielt die Luft an. Angst machte sich in ihr breit und eine Welle von Energie entglitt ihr. Sie spürte, wie sie sich freisetzte.

„Habt ihr das gemerkt?", brüllte der bullige Mann

 Auf Befehl hin durchwühlten die zwei Reiter die Hütte. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, bis sie das Mädchen hinter den Fässern entdecken würden. Und tatsächlich fanden sie Gweneth. Sie schrie, doch was sollte sie tun? Was konnte sie gegen drei großgewachsene, starke Männer ausrichten? Nichts. Da half ihr auch nicht die neu gewonnene innere Stärke, die den Jungen eingeschüchtert hatte. Dies war etwas anderes. Sie war nicht ausgebildet, kannte sich nicht aus mit den übernatürlichen Kräften und konnte sie schon gar nicht kontrollieren. Man zerrte sie an den Armen raus.

„Das Mädchen ist unrein! Wir haben gespürt, wie etwas von ihr ausging, etwas Magisches. Sie ist eine Gefahr für das Land. Das würde der Starke König nicht dulden."

Der große Reiter mit der tiefen Stimme hielt sie fest, obwohl sie sich noch so wehrte. Er sprach mit einem der wartenden Reiter vor der Hütte. Dieser antwortete mit kräftiger, Angst einflößender Stimme: „Richtet sie hin. Die Gefahr muss gebannt und das Grüne Land gesichert werden."

Das waren die letzten Worte, die Gweneth hörte.


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Vielen, vielen Dank, dass ihr meine kleine Geschichte gelesen habt. Ich würde mich riesig über euer Feedback freuen :) Und ja, nicht immer können Geschichten gut ausgehen ....

Karvog IlyumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt