Genervt schlug ich die Tür zu und lehnte mich an jene. Das weiße, fein geschliffene Holz bot mir einen Halt, den ich nun brauchte. Ich brauchte die Sicherheit, dass ich nicht einfach umkippen würde. Dass ich nicht einfach fallen könnte, denn diese Tür würde mich halten. Mehr als mir lieb war, denn eigentlich hatte ich vor zu fallen.
Nicht unbedingt auf den Boden meines Zimmers, eher auf den Boden eines Sees, nachdem ich von einer Brücke gesprungen war. Vielleicht auch der Boden der Tatsachen, wenn der Zug mich erwischen würde.
Und auch, wenn die Tür mir einen gewissen Halt bot und die grausame Außenwelt vor mir verbarg, so fiel ich. Ich fiel auf das dunkle Laminat. Mein Blick, ausdruckslos nach vorne. Nichts Besonderes fokussierend, dennoch starr auf etwas gerichtet, als würde mein Leben davon abhängen diesen Gegenstand anzustarren. Eine einzige CD-Hülle war es, die mich gerade davon abhielt mal wieder in Tränen auszubrechen und mich schluchzend in der hintersten Ecke meines dunklen Zimmers zu verschanzen. Eine einzige CD-Hülle. Etwas, was für jeden Außenstehenden nicht als wichtig schien, doch für mich war sie es. Zwar weniger die Hülle, als der Inhalt. Doch die Hülle beschützte den Inhalt und das war wichtig, somit war die Hülle das Ausschlaggebende.
»Levi, die möchte ich dir schenken. «
Grüne Augen, braune Haare, großer Körper, gut gebaut, männliche Statur, tiefe Stimme, großes Herz. All dies schoss in meinen Kopf, als ich an diesen kleinen Satz dachte. Eren. Eren Jäger. Ein Informatikstudent, ein Freund seit einigen Jahren, mein Mitbewohner. Das strahlende Lächeln meines Mitbewohners ging mir noch nie aus dem Kopf, jedes Mal, wenn ich jemanden lächeln sah, so sah ich Eren vor mir. Verglich das Lächeln anderer mit seinem und kam immer wieder zu dem Entschluss, dass kein einziges Lächeln an seines heran kommen würde.
Das Klopfen in meinem Kopf holte mich aus meinen Gedanken. Doch ich dachte nicht dran von der Tür wegzugehen, sie öffnete sich eh nach außen. Wieder ein Klopfen. „Levi, mach bitte auf.", hörte ich diese Stimme. Die Stimme, die mich sowohl Tag als auch Nacht verfolgt und mich immer glücklich gemacht hatte. Die Worte waren mir vollkommen egal. Eren konnte mir auch etwas aus seinem Studium erzählen, es war mir absolut egal, was er sagte, Hauptsache er sagte etwas.
Die Türklinke quietschte ein bisschen, als sie von der anderen Seite der Tür herunter gedrückt wurde und ich verspannte mich. Blieb einfach so sitzen und wartete. Das weiße Holz knarrte, als es in den Angeln bewegt wurde, ehe ich den Halt verlor und leicht nach hinten fiel, direkt an zwei trainierte Beine. „Wieso antwortest du nicht?" – „Muss ich das?", meiner Stimme konnte man nichts Besonderes zuordnen. Sie war weder sonderlich melodisch, noch irgendwie außergewöhnlich schön. Eigentlich hasste ich sie. „Nein, natürlich nicht.", damit schien das Thema für mich erledigt, ich seufzte, fixierte noch immer die CD-Hülle mit meinen grauen Augen und spürte, wie eine große Hand durch meine schwarzen Haare strich.
»Ich habe alle möglichen Lieder zusammen gesucht, die dir gefallen. Ich hoffe du magst das auch wirklich alles. Es ist nichts Besonderes, ich weiß«
„Nichts Besonderes, nh?", murmelte ich leise und griff nach Erens Hand, welche ich mit meiner umschloss und ihn zu mir herunter zog. „Diese CD war nichts Besonderes, nh?" Natürlich war sie etwas Besonderes, denn sie war von Eren. Alles, was Eren für mich tat war besonders und alles andere als selbstverständlich.
Ungeschickt fiel der Brünette auf den Boden vor mich und sah mich irritiert an, ehe er sich aufsetzte und mir über die Wange strich. „Du solltest nicht immer so viel nachdenken.", lächelte er und zog mich näher an sich, sodass ich an seine Brust gelehnt war. „Nicht? Aber, wenn ich nicht denken würde, würde ich nichts wissen.", ich würde nicht wissen, wie ich atmen muss, ich würde nicht wissen, wie ich Dinge zu erzählen hätte, ich würde nicht wissen, wie ich gehen könnte, ich würde nicht wissen, was in meinem Leben alles schief gelaufen war, ich würde nicht wissen, dass ich in Eren verliebt war und ich würde nicht wissen, was er schon alles für mich getan hätte. Wenn ich nicht nachdenken würde, hätte ich dies nämlich alles nicht erlebt.
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Kisses [Ereri/Riren] OneShot
FanfictionIch konnte es verstehen. Ich würde das auch nicht wollen. Ich war unansehnlich, fett und einfach nur eine Abscheulichkeit sondergleichen. Ich würde mich nicht küssen, ich würde mich nicht daten, ich würde nicht mit mir schlafen wollen, ich würde mic...