Mädchen im Regen

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PoV Zimbel
Ich trottete durch den silbernen Regen. Die Tropfen fielen, das flüssige Metall glitt über meine Haut, zaghaft, als hätten es Angst vor dem Aufprall. Ich schloss die Augen und richtete mein Gesicht gen Himmel. Dann öffnete ich die Augen wieder. Die rosaroten Wolken ließen einen Tropfen nach dem anderen zu Boden fallen, wo sie schließlich zerklatschten und sich verbanden.

Irgendwann waren sie doch wieder vereint. Ob sie wollten, oder nicht. Plötzlich hörte ich eine süße Stimme vor mir. "Es ist egal, was du jetzt sagst, es ist egal, wonach du fragst. Er kommt nicht zurück zu dir. Es ist egal, was du jetzt denkst, wie oft du seinen Namen nennst. Er kommt nicht zurück zu dir. Sein Gesicht auf allen Wegen. Niemand trocknet deine Tränen. Für ihn bist du nur Mädchen im Regen."

Ich sah ihn nur von hinten, doch er weinte. Ich wusste es einfach. Seine Stimme war so gebrochen, verletzt. All seine Emotionen lagen in einem Buch vor mir, das Lesezeichen bei der jetzigen Seite. Trauer, Hass, Leere. Doch die nächste Seite war noch unbeschrieben. Am liebsten würde ich sie beschreiben.

Ich wollte, dass er glücklich war. Seine Stimme nur noch süß klang, nicht mehr gebrochen von Schmerz. Nie wieder. "Du wolltest alles für ihn geben. Das Wasser perlt von deinen Strähnen. Für ihn bist du nur ein Mädchen im Regen." Das flüssige Metall fiel auch auf ihn herab. Seine Aura ließ es erstarren und leblos zu Boden klirren.

Sein Herz war gefroren. Ich wollte es wieder auftauen. Es heißt, wer den Regen gefrieren lässt, wäre verloren, doch ich wollte es versuchen. Seine zarte Haut wurde bereits von Eisblumen verziert. "Und du läufst und du rennst. Und du schreist, weil du denkst du weißt nicht mehr wohin. Diese Welt versteht dich nicht. Diese Welt versteht dich nicht."

Selbst seine liebliche Stimme klang schon ein wenig eisig. Wie sollte ich ihn ansprechen? Plötzlich fiel er einfach um. Ich fing ihn gerade noch auf. Unangekündigte Schwächeanfälle. Ich musste mich beeilen. Ohne mir auch nur endlich sein Gesicht anzusehen, nahm ich ihn hoch und presste ihn an mich. Sein Herz schlug nicht mehr.

Wie oft er noch das Licht der Welt erblicken würde? Das war wahrscheinlich der erste Schwächeanfall. Darauf würden noch zwei folgen, ehe ihm der dritte endgültig die Augen schließen würde. Dann könnte niemand mehr helfen. Dann würde seine Seele auf ewig über die einzige Person wachen, die ihn noch hätte retten können.

Eine Person, der er vertraute. Wirklich vertraute. Durch den silbernen Regen, der mir durch die Haare lief, schritt ich nach Hause. Umständlich öffnete ich die Tür und trat ein. Dann legte ich die zarte Gestalt aus meinen Armen nieder auf mein Sofa. Erst jetzt nahm ich mir die Zeit, ihn zu betrachten.

Er war dünn, auch leicht war er gewesen, hatte dunkelbraunes Haar, das selbst jetzt noch nicht verblasste, während seine Haut schon schneeweiß war. Er war so wunderschön. Ich wusste nichts von ihm. Nur, dass er bald sterben würde, weil ihn etwas zutiefst verletzt hatte.

Diese Welt war doch ungerecht. Warum musste der sterben, der doch gar nichts dafür konnte und nicht der, der jemanden totunglücklich gemacht hatte? Ich hatte es noch nie verstanden. Die Wesen hier gaben zu schnell auf. Nur wenige trauten sich, diese Welt anzuzweifeln, wie oft man auch argumentierte, dass es auch anders gehen müsste.

Manchmal hatte ich das Gefühl, die Tiere hier waren klüger, als wir es jemals sein würden. Sie lebten alle in Harmonie. Ihr Fell war immer von eisigen Mustern überzogen, doch ihre Haut erreichten diese nie. Ihre Haut blieb unbefleckt von Trauer. Ein Eishörnchen lief am Fenster vorbei.

Ich sah es oft hier. Ich hatte es gerettet, nachdem es verstoßen worden war. Sein rotes Fell war von zarten Mustern überzogen, vom Näschen bis zur Spitze des Schweifs. Dann spürte ich eine Bewegung neben mir auf dem Sofa. Ich sah den Jungen an. Dieser rieb sich gerade den Kopf und hatte die Augen geschlossen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 01, 2017 ⏰

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