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Nach meinem Zusammenbruch haben sie mich erstmal ins Krankenhaus gebracht und von dort aus, nach den ich einige Tage dort bleiben musste, hier her in das Kinderheim.

Ich hatte bereits einige Wochen hier im Heim verbracht, als auf dem Weg zum Speisesaal, es war Abendessenszeit, plötzlich meinen Namen hörte. Zuerst dachte ich, dass mich die Heimleiterin Mrs. Morris mich gerufen hatte, doch als ich gerade das Büro betreten wollte, sah ich, dass sie im Gespräch mit Mrs. Cooper war. Eigentlich lauscht man ja nicht, aber da es in dem Gespräch um mich ging, fand ich es gerechtfertigt, ein bisschen zu lauschen. „Anna tut mir so leid. Mit ihrer Familie hat es noch nicht mal 15 Jahre geklappt, und dann hat sie sie auch noch auf so eine grausame Art verloren", meinte Mrs. Morris. Daraufhin fragte Mrs. Cooper: „sollen wir nicht ihrer leiblichen Familie Bescheid sagen?" „Nein, ich glaube nicht, dass es sie interessiert, schließlich haben sie sie vor neun Jahren weg gegeben.", antwortete Mrs. Morris. Das ging noch eine ganze Weile so. Mrs. Cooper war dafür, meiner leiblichen Familie Bescheid zu geben, doch Mrs. Morris war dagegen. Ich wollte gerade gehen, als Mrs. Cooper etwas, was mich zur Salzsäule erstarrt stehen bleiben ließ. Mit gespitzten Ohren trat ich ein wenig näher an die Tür. „Wir könnten wenigstes ihrem Bruder Bescheid sagen, da er ja hier in der Nähe wohnt. Vielleicht möchte er sie kennen lernen." Doch die Antwort der Heimleiterin fiel genau so aus, wie auch die letzten Male. Da ich der Überzeugung war, dass ich nichts Interessantes mehr hören würde, setzte ich meinen weg in den Speisesaal fort.

In meinem Zimmer, begann ich mir das erste Mal so richtig Gedanken über das gehörte zu machen. Ich wurde also von Mama und Papa adoptiert, aber warum? Sie hätten doch auch einfach selbst ein Baby bekommen können. Aber, was mich viel mehr beschäftigt ist, warum haben mich meine richtigen Eltern weg gegeben? Und ich hatte einen großen Bruder. Ich hatte mir immer Geschwister gewünscht. Alle meine Freundinnen hatte welche, nur ich war immer alleine. Ich musste ihn einfach treffen.

Mrs. Morris konnte ich nicht um Hilfe bitten. Aber was war mit Mrs. Cooper? Vielleicht konnte sie mir helfen? Ich beschloss sie morgen zu fragen. Ich zog mich noch schnell um und putzte meine Zähne, bevor ich mich ins Bett legte.

Als ich am nächsten Tag auf wachte, war ich schon ganz hibbelig. Da heute Samstag war, durften wir ausschlafen und wurden nicht, wie üblich von den Betreuern aufgeweckt. Schnell stand ich auf, zog mich an und machte mich auf den Weg in den Speisesaal.

Nach dem Frühstück machte ich mich auf die Suche nach Mrs. Cooper. Als ich sie gefunden hatte, begann ich rum zu stottern, weil ich ihr jetzt sagen musste, dass ich gelauscht hatte. Doch sie war immer nett zu mir, also begann ich: „also ich weiß, dass man das nicht macht aber ich hatte meinen Namen gehört, und deshalb wollte ich wissen, um was es geht, also habe ich das Gespräch zwischen ihnen und Mrs. Morris mit an gehört und dabei heraus gefunden, dass ich einen Bruder habe...". An dieser Stelle unterbrach sie mich: „und jetzt möchtest du ihn kennen lernen und bittest mich um Hilfe" aufgeregt nickte ich und sie fuhr fort: „also, wie du schon gesagt hast, lauscht man nicht, aber in deinem Fall war es wohl mehr oder weniger gerechtfertigt, da es ja um dich ging. Ich kann versuchen, dir zu helfen, aber versprechen, dass es klappt, kann ich nicht. Ich werde sowohl eine Kopie deiner Geburtsurkunde anfertigen, als auch eine Kopie von dem Schein, den deine Eltern ausfüllen mussten, als sie dich zur Adoption frei gegeben haben. Außerdem werde ich die Adresse deines Bruders heraus suchen und dir eine Ausgangs-Erlaubnis für morgen verschaffen. Ich werde sagen, dass du zu deiner Freundin Ella gehst. Ist das in Ordnung? Denn beim Rest kann ich dir leider nicht helfen." Aufgeregt nickte ich und umarmte sie stürmisch, was ihr ein Lachen entlockte. Fröhlich und voller Vorfreude verschwand ich in meinem Zimmer. Dass, was Mrs. Cooper für mich tat, ist weit mehr, als ich mir erhofft hatte.

Am Abend, kam sie nochmal in mein Zimmer und gab mir vier Blätter. Die Ausgangs-Erlaubnis, die beiden Kopien und die Adresse. Ich faltete sie alle ordentlich und legte sie unter mein Kopfkissen. Als ich mich diesen Abend schlafen legte, machte ich mir noch einige Zeit Gedanken, über morgen, bis ich dann endlich in einen unruhigen Schlaf fiel.

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