Prolog

10 1 0
                                    

Ein lautes kreischen durchschnitt die Stille in dem großen Verhandlungsraum. Ein älterer Mann war zu ihnen getreten und hielt einen Sack voll Silber in der Hand. Die junge Frau drückte das kleine Mädchen, von dem der Schrei aus ging, fester an sich. ,,Hört auf", rief sie verzweifelt, ,,Shawn hör auf!" Ihre Stimme versank in den Schmerzensschreien. Der große und schlanke Mann vor ihr strich sich eine seiner langen Haarsträhnen zurück und beobachtete das ganze Szenario, welches sich vor ihm abspielte. Die Mutter hatte sich zu ihren Kind hinunter gebeugt und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. ,,Fasu, es reicht", befahl er dem alten Mann, der den schweren Sack in den Händen trug. Dieser zog sich langsam in die hinterste Ecke des Raumes zurück. Das Mädchen gab nun nur noch wimmernde Laute von sich. ,,Shanaya", die Frau hob den Kopf, ,,Ich sehe keinen anderen Ausweg. Es tut mir leid." ,,Es tut dir leid?! ES TUT DIR LEID?! Du wirst sie mir nicht wegnehmen! Das kannst du nicht machen!", rief sie verzweifelt, als zwei weitere Männer langsam auf sie zu kamen. Sie schob das kleine Mädchen schützend hinter sich, das längst verstanden hatte, was die Männer, die sie gerade bedrohlich anstarrten, mit ihr vor hatten. ,,Bleibt stehen", schrie die Frau und schloss plötzlich die Augen. Sie stand ganz still da und murmelte unverständliche Worte. Shawn riss seine Augen vor entsetzten weit auf und man sah in deren Dunkelheit die Wut toben. ,,Shanaya", brüllte er, sodass die restlichen Anwesenden am Rande zusammen zuckten, ,,Hör sofort damit auf!" Wind fegte durch den Raum. ,,Du lässt mir keine andere Wahl", die Mutter fasste das Mädchen an der Hand. ,,Ich habe dir immer eine Wahl gelassen, sogar, als ich es nicht durfte", Shawn hatte mühe gegen den Hurrikan, der gerade durch den Raum fegte, anzukommen. Er kniff die Augen zusammen und machte eine hektische  Handbewegung, die den Männer die Aufgabe erteilte, sich das Mädchen zu holen. Einer von ihnen erwischte es am Handgelenk. Shanaya machte, aus Angst um ihre geliebte Tochter, die Augen auf und der tosende Wind verschwand so schnell, wie er gekommen war. ,,Mummy!", das Mädchen weinte und blickte hilfesuchend zu seiner Mutter. Diese fiel auf die Knie, wischte ihr die Tränen von der Wange und zwang ihre eigenen zurück. ,,Hör mir zu, Liebling. Hilfe ist unterwegs. Ich muss nach deinem Vater sehen", ihre Stimme zitterte bei diesen Worten, ,,Du und deine Schwester werdet mit eurer Tante mitgehen. Versprich mir, dass ihr euch gut benehmt und auf einander aufpasst. Ich liebe euch, das dürft ihr niemals vergessen." Sie gab ihrer Tochter einen letzten Kuss auf die Stirn und lächelte aufmunternd, bevor ein lauter Knall ertönte und Scherben auf den Boden fielen. Ein roter Vogel erschien, packte das Mädchen und trug es hinaus. Pfeile flogen durch den Raum und trafen sie an ihrer Schulter. Ein dumpfer Schrei drang durch den Lärm. Im nächsten Moment lag die Mutter leblos am Boden und ihre Tochter war verschwunden.

Wolve LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt