Teil 7

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"Los, beeil dich Mel! Wir haben nur noch zehn Minuten, bis die Hexen wieder daheim sind. Lauf gefälligst was schneller!" rief Felicity über ihre Schulter zu mir.
"Ich lauf ja schon so schnell ich kann!" rief ich zurück.
Ich glaube, in meinem ganzen Leben bin ich noch nie so schnell gerannt.  Mir war gar nicht klar, wie weit weg das Auto stand.
Und wenn man schon vom Teufel spricht... Da stand auch schon das Auto.
Schnell stiegen wir ein. Noch bevor ich mich anschnallen konnte, schoss das Auto los. In Windeseile fuhren wir in Richtung Zuhause. Polizisten hätten wir keinen begegnen dürfen. Dies wäre nicht gut ausgegangen, denke ich.
Abrupt hielt das Auto an.
"Was ist denn jetzt los? Wieso hältst du an?" rief ich panisch.
Als Antwort deutete meine beste Freundin nur vor uns. Ein Auto nach dem anderen reihte sich dort auf.
Toll! Wir hatten nur noch wenige Minuten und standen im Stau.
"Mel, sieh es mal so. Die Hexen stehen sicherlich auch noch im Stau. Wenn du läufst schaffst du es vielleicht noch vor ihnen da zu sein." schlug Felicity vor.
"Du hast recht." bestätigte ich.
Vorsichtig öffnete ich die Autotüre, um kein anderes Auto zu beschädigen. "Wir sehen uns in der Schule." sagte ich noch und lief davon.

Ich sah keinen Sinn darin, neben den Autos her zu laufen. Abgesehen davon würde meine Stieffamilie mich dann sehen. Also lief ich durch den Wald.   Weiter in Richtung meines Zuhauses gab es auch noch mein altes Baumhaus. Als kleines Kind hatte ich dieses mit meinem Vater zusammen gebaut gehabt. Zum Glück wusste Nancy nicht davon. So konnte ich dies als Rückzugsort nehmen. Dementsprechend war ich etwas häufiger in diesem Wald und kannte ihn nur zu gut. Zum Vorteil, denn so lief ich gegen keinen der Bäume hier.
Ich lief so schnell ich auch nur konnte.
Die Umrisse des Hauses zeichneten sich schon schwach in der Ferne ab.
Genauso klar, wie ich mein Zuhause erkannte, erkannte ich auch die  Stimme, welche rumschrie "Bianca, jetzt lauf nicht so schnell! Ich komme auf diesen Schuhen nicht hinterher!"
"Selber Schuld! Du musstest die ja anziehen!" zickte Bianca ihre Zwillingsschwester an. Diese lief nun doch schneller. Genauso wie ich.
Nur, dass Olivia ihre Schwester an den Haaren zurück zog. "Ich sagte, ich kann nicht so schnell!" zischte sie.
"Ist ja gut." gab Bianca schließlich nach und verlangsamte ihre Gehgeschwindigkeit.
Dankbar darüber,  lief ich noch schneller, als zuvor.
Olivia und Bianca mussten einmal ums Haus herum, um zum Haupteingang zu gelangen. Ich nahm meistens den Eingang durch die Garage, da dieser den Truppen näher war. Genauso würde ich es auch heute tun. Ich würde warten, bis sie Zwillinge um die Ecke verschwanden und dann würde ich laufen.
Leise duckte ich mich hinter einen Buch neben dem Haus, um nicht gesehen zu werden.
"Ich verstehe nicht, was Melody an ihm findet. Er singt nicht wirklich gut. Und gut aussehen tut er erstrecht nicht." hörte ich Bianca sagen, während sie und Olivia an mir vorbei liefen. 
"Also ich stehe ja sowieso nicht auf Männer mit Bart. Aber die Musik ist schon ganz in Ordnung." antwortete Olivia.
Mit diesen Worten verschwanden die beiden um die Ecke.
Schnell  kam ich aus meinem Versteck und eilte durch die Garage, die Treppe hinauf in mein Zimmer.
Schon hörte ich auch wieder die Stimmen meiner Stiefschwestern.
"Melody! Wir sind wieder da! Ich hoffe, unsere Betten sind fertig!" rief Bianca.
Verdammt! Das hatte ich völlig vergessen Felicitys Leuten zu sagen.
Schnell lief ich eine Etage hinunter, zu den Zimmern der beiden.
Zum Glück! Auch ohne etwas zu sagen, wurden die Betten perfekt hergerichtet.
"Bist du taub oder wie? Ich habe dich gerufen!" schrie Bianca von unten.
Hat sie? Das hatte ich gar nicht mitbekommen.
"Ich möchte nun mein Mineralwasser haben!" fügte sie mit noch schrillerer Stimme hinzu.
Als ich zu ihr hinunter laufen wollte,  sah ich, dass ich ja immer noch die Sachen vom Konzert trug. Mal abgesehen davon, dass die beiden nicht wussten, dass ich soetwas besaß, waren diese Sachen doch vil zu gut, um sie zum putzen anzuziehen.
So schnell ich die Treppe hinunter gelaufen war, lief ich sie nun wieder hoch, um mich noch schnell umzuziehen. 

In dem Moment, in dem ich die Schranktüre schloss und somit die schönen Kleider zu verstecken, wurde die Türe aufgerissen. Erschrocken fuhr ich herum.
"Olivia, was machst du denn hier oben? Sonst kommt niemand von euch hier hoch." stellte ich fest.
"Bianca wird böse. Beeil dich lieber." riet sie mir und drehte sich wieder um.
"Warte." rief ich sie zurück.
Fragend sah sie mich an.
"Wie war das Konzert?" fragte ich sie und bemühte mich dabei traurig zu klingen.
"Tu nicht so, als wüsstest du es nicht Cinderella."
Jetzt war es an meiner Reihe sie fragend anzusehen.
Als Antwort machte sich ein wissendes Grinsen auf ihren Lippen breit. Oh nein! Sie weiß es!
"Olivia. Du darfst das keinem erzählen. Bitte nicht." flehte ich.
"Hätte ich Interesse daran, dich zu verpfeiffen, hätte ich es schon längst getan. Und jetzt beeil dich!"
Mit jedem Wort kam immer mehr die alte Olivia zurück, welche ich kannte.
Elegant drehte sie sich um und schritt die Treppe hinunter.

just another Cinderella-StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt