Kap. 2

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"Emma?", sprach er mich an.
"Hm, was? Sorry...", entschuldigte ich mich abwesend.
Er seufzte und nahm sanft meine Hand, die ich pikiert betrachtete.

"Du bist irgendwie nicht ganz bei mir", sagte er. "Welche Sorte du haben möchtest, habe ich dich gefragt."
Wir hatten uns am Marktplatz getroffen und liefen zur Eisdiele.
"Tut mir leid...ähm, gibt's noch Blaubeere?"
Die Frau nickte gelangweilt und gab mir eine Kugel von dem chemisch blau gefärbten Eis. Jack schaute mich amüsiert an. "Für mich bitte Stracciatella."

Wir liefen zum Ausgang und spazierten gemächlich an einem Spielplatz vorbei.
"Deine Eissorte sagt viel über dich aus."
"Ah? Was denn?", fragte er interessiert.
Ich lächelte freundlich. "Dass du ein Langweiler bist. Stracciatella ist mit Schokolade, Vanille und Erdbeere eine Standard Sorte."
Ein kurzes Lachen. "Okay. Und Blaubeere?"
"Bedeutet, dass ich abenteuerlustig und abwechslungsreich bin und einen Hang zu auffällig chemisch verarbeiteten Produkten habe. Wenn ich wegen nem Kerl heulend vor dem Fernseher hocke, habe ich nicht Vanille, Schokolade oder Walnuss Eis, sondern Blaubeer Eis vor mir stehen. Ich bin süchtig danach. Eisessen war eine gute Idee, Parker!"
"Wie viele Kerle haben dir denn schon das Herz gebrochen?", wechselte er das Thema, seine Stimme klang besorgt.

"Nur einer."

"Name?"

"Hat er."

"Nein nein, wie heißt er?" Er verdrehte die Augen.
"Das geht mein Pflicht Date nichts an", antwortete ich kalt.

Etwas betrübt lächelte er. "Ich wollte dich nicht wirklich dazu zwingen, Emma. Du bist süß, du machst mich neugierig, was für eine Person du bist."

"Ich bin 18, habe vor, Medizin an der Yale zu studieren, meine Eltern sind tot, meine Tante hat mich die letzten zwei Jahre unterrichtet und ich habe zwei eigene Pferde. Außerdem esse ich bekannterweise gerne Blaubeer Eis."

"Oho, Medizin!"
Zustimmend nickte ich.
"Und ein Pferd hast du auch? Rasse? Name?"
"Als ob du dich wirklich dafür interessieren würdest. Wenn ich dir sage, dass ich einen Shagya-Araber besitze, sagt dir das gar nichts."

Überrascht hob er die Augenbrauen und dann sagte er etwas, was mich komplett umhaute: "Shagya-Araber sind deutlich größer als Vollblutaraber, ihr Stockmaß geht von 155-165cm. Prägend sind der geschwungene Hals und ein edler, gerader oder leicht konkave Kopf wie bei den Vollblutarabern. Sie haben dank ihres kurzen Rückens einen sehr schwungvollen Gang und ein gutes Springvermögen. Meistens sind es Schimmel, nicht wahr?"

Stille.

"Ähm...wow! Woher weißt du das?"
Er zuckte mit den Schultern. "Das ist wirklich Zufall. Mein Großvater hat in Ungarn ein Gestüt und ist einer der wichtigsten Bewahrer der noch vorhandenen 2000 Pferde dieser Rasse."
"Privater Züchter? Wow, sehr beeindruckend."
Ich staunte nicht schlecht.

"Dein zweites?", fragte er ehrlich interessiert.
"Also ich liebe Vollblüter und arabische Rassen, deswegen besitze ich selbst noch einen Anglo-Araber namens Cayenne. Er ist leider noch ziemlich jung, erst 6. Drei Mädels kümmern sich momentan abwechselnd um meine Pferde, ich verdiene ein wenig Geld und spare viel Arbeit, aber ich gehe jeden zweiten Tag reiten."

"Immer wenn ich früher meinen Großvater besuchte, durfte ich ihm mit den Fohlen helfen und die Hengste reiten, aber auch geholfen habe ich ihm", erzählte er etwas in Gedanken versunken. Auf die Lippe beißend betrachtete ich ihn.

"Das hätte ich gar nicht von dir gedacht. Du bist eigentlich ein Badboy. Dass die wissen wie man...halt!", ich hielt inne.
Er grinste breit. "...jaaa? Die wissen wie man reitet? Wolltest du das sagen?"
"Jack... du bist so-"

Mein Freund ist ein Superheld?? ✔✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt