Kapitel 12

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Wir liefen schweigend nebeneinander her. Alle waren betrübt, war ja auch klar, ich habe gerade einer meiner wichtigsten Menschen verloren, genauso wie Alex. Ich konnte ihn wieder schluchzen hören, ich sah zu ihm. Seine Tränen liefen ihm in Endlosschleife über sein Gesicht und sein blick war wie eingefroren nach vorne gerichtet.

Langsam sammelten sich bei mir auch erneut Tränen. Meine Sicht wurde langsam unklar, als die erste Träne ihren Weg in meinem Gesicht bahnte, rieb ich mir mit meiner Hand das ganze Wasser in meinen Augen raus. Ich muss jetzt stark sein. Wenn ich jetzt meinen Gefühlen nachgebe, komme ich hier nie mit den beiden raus.

Wir liefen eine weile stumm und orientierungslos durch diese Anstalt. Niemand war uns in die quere gekommen. Blut an den Wänden, auf dem Boden und alles verwüstet.

“Ich will nicht mehr.. ich will zu ihr..“
Alex schluchzte immer mehr, er war kaum zu verstehen.
“Ich weiß Alex, aber -“ mir fiel nichts ein. Ich kann nicht sagen das sie an einem besseren Ort wäre. Nichts war besser als Alex für sie. Ich kann nicht sagen das es ihr besser geht. Was soll ich gottverdammt sagen.
“- sie wird jetzt auf dich, auf uns aufpassen. Sie würde nicht wollen das du aufgibst, ihr werdet euch wieder sehen, versuch stark zu bleiben, sie ist bestimmt bei uns...“

Er antwortete mir nicht. Ich erwartete auch keine Antwort. Ich strich ihm über den Rücken und versuchte ihm so zu zeigen das wir hier raus kommen werden.
Er verstand es auch irgendwie. Es war komisch.

Unsere Stimmung war angespannt. Keiner sagte etwas, wir waren hier im nirgendwo. Noha lief die ganze Zeit vorn... woher weiß er wo wir lang müssen..
“Noha?“
Ich fragte ihn etwas nervös.
“Hm?“
“Wo laufen wir hin?“
“Keine Ahnung. Ich glaube wir sind auf der anderen Seite von dem gesamtem Grundstück. Ich hab vorhin eine Karte gesehen. Wenn wir in dem letzten Raum am Ende des Gebäudes sind, sollte eine Treppe runter in den Keller führen. Wenn wir im Keller sind, würde es dann dort irgendwo in den Garten führen. Die anderen Türen die auf dem Plan angegeben waren, an denen sind wir vorbei gekommen, die waren alle zu, das wäre die einzigste Möglichkeit irgendwie
Abhauen zu können.“

Ich antwortete ihm nicht. Ich sah stattdessen zu Alex. Er starrte nur auf sein Armband. Das war von Grace. Sie hat ihm zu weihnachten ein Pärchenarmband geschenkt.

“PSST!“ sagte Noha in einem scharfen flüsterton.
Wir blieben alle wie angewurzelt stehen. Ich bekam leichte Panik, begann zu schwitzen.. meine wunde an der Hand meldete sich auch wieder. Sie fing an zu Zwiebeln.

Ich konnte leise schritte von weiter weg wahr nehmen. Sie wurden aber nicht lauter. Das heißt es befindet sich jemand bei uns in der Nähe, dem wir leicht begegnen könnten wenn wir weiter laufen würden...

“Noha was machen wir jetzt!?“ Versuchte ich ihm zu zu flüstern.
“Wir gehen langsam und leise weiter okey?“
Alex und Ich nickten beide. Wir liefen hintereinander durch den Gang, bogen dann rechts ab und befanden uns wieder in einem langen Gang wo rechts und links Türen waren.

“Wir müssen ganz hinter, dort geht es in den Keller.“ flüsterte Noha.
Wir liefen ihm langsam hinterher.
Man konnte manchmal komische Geräusche aus verschiedenen Türen wahr nehmen, aber keiner machte Anstalten dazu mal nach zu sehen. Ich würde es niemals machen... dafür ist die Wahrscheinlichkeit so gering das dort jemand menschliches drinnen wäre.

Als wir an der letzten Tür ankamen, machte Noha diese ganz langsam auf. Sie begann zu quietschen und er stockte. Ich sah nach hinten und nickte ihm dann wieder zu. Keiner da. Er machte weiter. Die Tür war dann so weit offen, das wir gerade so durch passen. Erst ging Noha, dann ich und nach mir kam Alex.

Alex schloss die Tür und knippste den Lichtschalter an. Das Licht fing an zu flackern und ging dann wieder aus. Gerade wo ich mich darüber panisch aufregen wollte, ging es wieder an.

Der Raum war dreckig. Also wie jeder andere. Nur das hier schon leichter Schimmel an der Wand war. Es war feuchte Luft hier drinnen und es stank nach abgestandenem Wasser. In der rechten Ecke des Raumes war ein riesiges Loch mit einer Leiter die nach unten führte.

“Da müssen wir runter. Unten müsste es auch noch einen Plan geben. Wenn wir dann die Hintertür finden, führt diese uns in den Garten, von da aus müssen wir dann eine Turnhalle irgendwo auf dem Gelände finden. Wenn wir durch die gehen, müssten wir laut Plan, in ein angrenzendes Gebäude kommen. Dort könnten wir flüchten wenn wir glück haben, vielleicht sehen wir ja lydia noch... aber ich glaube eher das sie schon längst tot ist.“

Noha klang als würde er sich hier prima auskennen. Zum Glück hat er sich die Pläne gut angeguckt und eingeprägt. Ich glaube ohne ihn wären Alex und Ich schon lange nicht mehr hier.
“Wer geht vor?“ Fragte Alex kleinlaut.

Keiner sagte etwas, wir starrten uns nur gegenseitig an. Noha seufzte etwas angespannt und ging auf die Leiter zu.
“Megan? Du bleibst bitte dicht hinter mir, und Alex? Du bleibst dicht hinter Megan, wir dürfen uns nicht mehr verlieren.“

Noha setzte einen Fuß nach dem anderen auf die Sprossen.
Als nur noch sein Kopf raus guckte, sagte er mir das ich jetzt auch runter kommen soll. Ich hatte Angst was uns da unten erwarten würde. Was wenn da unten noch schlimmere Monster wären als schon hier oben? Was wenn da unten irgendetwas Giftiges wie Gas oder sonst was existiert? Oder wenn wir dort niemals raus kommen werden?

Wir, bzw ich werde doch so oder so nicht mehr hier raus kommen. Diese Hoffnung ist schon gestorben. Allbekannt ist ja das Sprichwort “Die Hoffnung stirbt zuletzt “
Tja, dies war meine letzte Hoffnung... ich bin schon so gut wie tot.

Ich trat vorsichtig auf die erste Sprosse. Langsam folgte ich Noha in das dunkle nichts. Alex folgte mir kurz darauf und ich war von purer Dunkelheit umgeben. Ich hoffte das unten nichts schlimmes ist, ich will nicht mehr. Ich blieb stehen.

“Megan jetzt los!“ Alex versuchte mich mit Worten weiter zu scheuchen. Ich konnte nicht. Ich habe das Gefühl mein Körper versagt gleich.
“Megan!“
“Man Alex, ich kann nicht! Ich hab Angst!“
“Wir haben alle Angst. Wir schaffen das aber nur wenn wir zusammenhalten, also lass nicht nach okey?“

Ich schluckte schwer und tastete mich weiter nach unten. Ich konnte nach einer gefühlten Ewigkeit ein Mattes Licht erkennen. Es war nicht hell aber ausreichend. Unter mir hörte die Leiter auf, Noha gab mir dir Hand und zog mich zu sich. Wir standen wieder mit den Füßen im Wasser. Wie Scheiße ich wohl eigentlich aussehen muss...
Alex kam runter und nun standen wir zu 3. allein in einem überflutetem Keller...

Outlast.     ~my way~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt