Der Boden ist Lava!

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"Der Boden ist Lava!"

Die kleinen Kinder - und ich - rannten schnell los, auf der Suche nach Sicherheit.

Die Menschen im Park drehten ihre Köpfe zu der Quelle des lauten Ausrufs, ein kleiner Junge.

Mein Herz pochte. Ich brauchte einen Platz, oder ich würde verbrennen. Meine braunen Augen blickten umher. Meine Verzweiflung war deutlich in ihnen zu sehen, und verdammt, ich nahm dieses Spiel vielleicht etwas zu ernst. Aber wer wollte gegen kleine Kinder verlieren?

Ich musste heute auf Sofi aufpassen, was bedeutete, dass ich auch auf ihre Freunde aufpassen musste. Eigentlich wollte ich Musik hören, während sie was auch immer spielten. Aber das Spiel hatte wirklich spaßig ausgesehen und Sofi hatte den besten Hundeblick der Welt.

Und jetzt rannte ich panisch im Park umher, weil Brandon bei 'Drei' war und ich noch immer auf der Lava stand.

Verdammt.

Mein unstillbarer Durst zu gewinnen sowie eine Mischung aus Verzweiflung und Panik brachten mein Gehirn dazu, völlig auszusetzen. Die 'Zwei' erklang, und ich spürte, wie meine Urinstinkte übernahmen. Jegliches Schamgefühl verschwand und mit es mein logisches Denkvermögen.

Es ging ums Überleben.

"...eins!"

"Ich werde nicht sterben!"

Ich kreischte wie ein kleines Schulmädchen, doch ich sprang in die Lüfte wie ein Falke - zumindest stellte ich es mir so vor. Meine Augen waren festzusammengekniffen, als meine Arme wild in der Luft ruderten, auf der Suche nach irgendetwas, das mich von dem tödlichen Untergrund bewahrte.

Plötzlich fanden meine Hände ein weiches Material. Wie auf Automatik klammerten sie sich fest daran. Ich war gerettet.

Doch plötzlich ging meine Rettung unter wie die Titanic. Ich kniff meine Augen noch fester zusammen, den Sturz erwartend, aber nicht bereit für ihn. Doch er kam nie.

Ich landete auf etwas sanftem, unglaublich sanftem, umgeben von einem zarten Vanilleduft und einem anderem, den ich nicht genau definieren konnte.

Jetzt, da die Lebensgefahr vorüber war, setzte mein Gehirn wieder ein.

Die Titanic war untergegangen und ich war der Eisberg.

Ich hörte, wie in einem kurzen, scharfen Zug Luft ausgestoßen wurde. Ich spürte, wie unter meinem Kopf ein Herz schlug. Ich fühlte, wie Arme meinem Körper leicht gegen den unter mir drückten.

Es war so leicht und sanft, man hätte meinen können, ich sei ein teueres Kunstwerk, das es zu beschützen gilt.

Fuck.

Meine Augen waren noch immer fest zusammengekniffen. Ich wollte sie wirklich nicht aufmachen. Denn solange sie geschlossen waren, konnte ich mir einreden, dass ich keine Fremde umgenietet hatte und auf ihren Busen gefallen war.

Innerlich bereitete ich mich auf die folgende Peinlichkeit vor und ging einen Entschuldgungstext durch. Als ich meine Augen öffnete, war all das vergessen.

Es war wirklich wie in all den Filmen. Ich sah in ihre Augen und mein Gehirn funktionierte nicht mehr.

"Äh...," Mein Mund funktionierte auch nicht mehr. "Hi?"

Hi? Hi?!

Mein Herz funktionierte. Es pochte wild in meinem Brustkorb. Ich wusste nicht genau, ob sie oder die Situation mich nervös machte. Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.

Aber sie machte mich von Sekunde zu Sekunde nervöser. Denn sie sah mich nur an. Ich, eine völlig Fremde, hatte sie wie ein Psychopath aus dem Nichts angesprungen und sie dann gegrüßt.

Und ich fragte mich, wieso ich noch single war.

Ich schaute von ihren grünen Augen zu den Kindern, die sorglos weiterspielten. Jetzt, als ich nicht mehr in diese Orben blickte, die einen undefinierbaren Ausdruck trugen, konnte ich wieder klar denken. Die letzten Gehirnzellen, die nicht eines Todes aus Scham gestorben waren, rissen sich zusammen.

Vielleicht sollte ich aufstehen.

Hastig drückte ich mich von ihr weg und stand leicht stolpernd auf. Ich vermisste den Kontakt mit ihr, irgendwie. Sie duftete wirklich gut und war so weich wie ein Teddybär - ein Teddybär, der noch immer auf dem Boden lag. Ich bot ihr meine Hand an und sie nahm sie glücklicherweise an.

Stille legte sich über den kleinen Raum zwischen uns. Es war nicht wie in all den Filmen. Die Stille war keine Ruhe. Sie war zäh und unangenehm.

"Camila."

Ich sah sie an, sie sah mich an und ich hoffte inständig, der Boden würde sich auftun und mich in seine tiefe Schwärze reißen.

Was ist los mit mir?

Ich spürte, wie meine Wangen mit jeder verstreichenden Sekunde wärmer wurden. Das war das peinlichste, was mir je passiert war - und ich war Camila Cabello, die peinlichste Person auf Erden.

"Lauren."

Als mir klar wurde, dass ich mir die Stimme nicht eingebildet hatte, schoss mein Kopf zu ihr. Doch ich senkte ihn schnell wieder.

"Sorry, wegen..." Ich brach ab und lachte, mich am Nacken kratzend.

"Ist schon okay."

Als ich aufblickte, sah ich ihr ehrliches Lächeln. Ihre Augen glühten warm wie Kerzenlicht abends.

"Ich mein, du warst in Lebensgefahr."

Ich vergrub meine Gesicht in meinen Händen. "Oh Gott.", murmelte ich, und würde nie zugeben, wie mein Herz bei ihrem Lachen einen Hüpfer machte.

Ich blickte auf. Unsere Lippen trugen beide den Schatten eines Lächelns. Wir sahen uns an und für einen Moment waren wir die Hauptcharaktere eines jeden Films.

Lachfältchen zeichneten sich an ihren Augen ab. Ich sah, die Freude in ihren Augen tanzen, die Musik ihr Lächeln. Es war kitschig, doch ich könnte schwören, dass ich ihre Seele sah.

Doch wie jeder Film endete dieser Moment.

"Kaki!" Sofi rannte zu mir. "Spiel wieder mit!"

Ihre Augen glitzerten vor Glück und Freude. Ich liebte Sofi und ich liebte es sie so zu sehen.

"Ich muss dann...", sagte ich sanft ohne meine Augen von Sofi zu nehmen. Sie strahlte mich mit ihrem zähnefehlenden Lächeln an. Ich hatte wirklich die süßeste Schwester auf der Welt.

Sie zog mich an meinem Ärmel zu ihren Freunden. Als ich über meine Schulter sah, war Lauren weg. Die Freude in meinem breitem Grinsen erstarrte nur für einen kurzen Moment.

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Fünf Tage.

Es waren fünf Tage vergangen, seit ich Lauren getroffen hatte. Ich hatte gehofft, sie wieder zu sehen, aber bisher blieb dies nur, was es war, Hoffnung.

Ich schüttelte meinen Kopf. Ich sollte nicht über ein Mädchen denken, dessen Nachnamen ich nichteinmal kannte. Besonders nicht heute.

"Kaki, komm!" Sofi sprang auf der Stelle, das Partyhütchen mit der großen '8' hüpfte leicht mit. "Du musst meine beste Freundin treffen."

Ich schmunzelte. Sofi freute sich seit Wochen auf ihren Geburtstag. Sie hatte darauf bestanden, die Feier mitzuplanen, weil "alles perfekt sein muss".

"Tay," Bei jeder anderen Person würde ich es wahrscheinlich nervig finden, wenn sie so oft über jemanden sprach, aber nicht bei Sofi. Es war süß. "hat ihre Schwester mitgenommen."

Sie sah mich so an, als erwarte sie einen Freudenstanz von mir.

"Dann bist du nicht die einzige alte Person hier, Kaki."

Ich sah sie gespielt eingeschnappt an.

"Ich und alt? Pff."

Je näher Sofi mich zum Garten zog, desto lauter wurde das Gelächter und die Schreie. Ich schaute den Kindern beim Planschen im Pool zu. Sie alle hatten Spaß. Ich machte mir gedanklich eine Notiz, Sofi für ihre tolle Planung zu loben.

"Das ist Taylor!"

Ich blickte nach vorne - und traf strahlend grüne Augen.

Der Boden ist Lava! (One-Shot)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt