*Kapitel 57*

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"Wie viel hatte er schon?" fragte ich den Barkeeper ruhig als ich zur Theke lief "Sagen wir es mal so, wenn er noch mehr trinkt ist er bestimmt nicht mehr in der Lage normale Sätze zu bilden" antwortete er Sarkastisch "Und was soll ich da jetzt groß machen? Ich bin Kommandantin keine Sozialhilfe!" fuhr ich ihn leicht genervt an "Ich dachte er würde auf Sie hören da er sich weigert auf mich zu hören" im Augenwinkel sah ich das Kilian wieder ein Schluck aus seiner Bierflasche trinken wollte und sofort nahm ich es ihm weg "So das reicht!" fuhr ich Kilian an, der mich entsetzt ansah. Er sah völlig fertig aus, ging es ihm schon länger so schlecht und ich habe es nicht bemerkt? Dann stellte ich dem Barkeeper die Flasche vor die Nase "Warum geben Sie ihm auch weiter was, Sie Idiot! Wir haben schließlich nicht unbegrenzt Getränke. Teilen sie sich das mal besser ein" fauchte ich ihn an und er zuckte kurz zusammen. Wütend verdrehte ich die Augen, holte meinen Geldbeutel aus der Tasche und schmiss ihm ein paar Scheine hin "Stimmt so" bestätigte ich ihm trocken, er nickte und ich wandte mich Kilian zu. Er hatte seinen Kopf auf seinen Arm gelegt und drohte auf der Theke einzuschlafen. Ich packte ihn am Arm, wieder sah er mich verwirrt an. Ich schleifte ihn raus an die frische Luft.

"Was soll der scheiß Kilian du bist doch keine 16 mehr!" maulte ich ihn an als wir draußen standen "Was kümmert es dich?" murmele er leicht benebelt "Offenbar genug das, dass halbe Dorf mir das mitteilen muss!" konterte ich "Also was ist los mit dir? So kenne ich dich gar nicht" langsam wurde ich ruhiger "Nicht nur dir kann mal alles über den Kopf wachsen Kate" Du liebes bisschen ist der beschissen drauf. "Dann sag mir doch was los ist oder soll ich dir jetzt alles aus der Naseziehen!?" ich konnte so was echt nicht ausstehen, ich hatte weder die Geduld noch das Feingefühl für so etwas. Konnte man mir nicht mal direkt sagen was einem nicht passt, anstatt immer um den heißen Brei zu reden?" Es ist einfach alles.. Die Apokalypse, das Heilmittel, dieser ständige Kampf und.... Du" beim letzten Wort wurde er kleinlaut und sah zu Boden um mir nicht in die Augen sehen zu müssen. Ich verspürte beim letzten Grund einen leichten unangenehmen Druck in der Brust "Was hat bitte dein Tiefpunkt mit mir zu tun?" fragte ich ihn, jetzt sah er mich wider an "Alles hier hat mit dir zu tun Kate! Du reitest dich von einer scheiße in die nächste egal was es für Folgen für dich hat. Du denkst vielleicht das es für das allgemein wohl ist wenn du dich immer wieder Opferst und alles auf dich nimmst aber auch deine Freunde und deine Familie leiden darunter wenn du dich so kaputt machst" sprudelte es förmlich aus ihm heraus, es war als würde er das schon die ganze Zeit mit sich rumschleppen und hatte sich erst jetzt getraut es wirklich auszusprechen.

Ich stand sprachlos vor ihm. Wieso hat er das nie angesprochen? Er hat diese Negativen Gedanken die ganze Zeit in sich rein gefressen und jetzt hat er es nicht mehr ausgehalten, doch wo kam das Plötzlich her? Dieser Moment gestern zwischen uns war so schön, wie kann er jetzt so drauf sein? Oder ist gerade das der Grund? "Glaubst du etwa, das mir das Spaß macht!? Nein macht es nicht aber ich kann nicht mit gutem Gewissen andere dazu zwingen diese Scheiße zumachen! Irgendjemand muss das nun mal machen!", schrie ich nun wieder. Was denkt der eigentlich?" Das habe ich nicht behauptet, aber du bist nicht für alles zuständig! Du kannst nicht für alles zuständig sein", antwortete er. Auch er wurde lauter. "Ihr denkt es ist so einfach die Verantwortung den andern abzugeben. Ich mache das alles für euch, damit ihr sicher seid. Aber dann wirft man einem so was an den Kopf!", schreie ich aufgebracht. "Du hast noch die Anderen die können auch Aufgaben übernehmen. Wofür hast du uns zu Offizieren ernannt wenn du uns nicht vertraust", konterte er und das traf mich wie ein schlag ins Gesicht. "Ich bin die verdammte Kommandantin!!Wann kapierst du das endlich ich bin für eure Sicherheit zuständig und nicht irgendeiner von den Offizieren! Und was meinst du mit dem Heilmittel?", fragte ich nun wieder ruhiger und versuchte dadurch das Thema zu wechseln. Meine Stimme fing schon an zu zittern.

Es wirkt nicht so wie ich es gehofft hatte", gab er kleinlaut zu. "Ich wünschte es würde anders wirken aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert. Wir wussten, dass nicht alles gut geht, dass nicht alle überleben. Man muss nun mal Opfer bringen wenn man Überleben will", sagte ich ganz sachlich. Wieso bin ich so kalt zu ihm? Er leiden ganz offensichtlich und mir war das egal? Was ist nur los mit mir? "Ist das dein ernst!? Man muss Opfer bringen und damit Leben können! Was ist nur aus dir geworden Kate? Du hast keinerlei Mitgefühl mehr! Du machst nur was du willst und was die anderen denken ist dir egal", fragte er mich fassungslos. Das ist eine gute Frage, wo ist sie hin? „Die Kate von früher? Es ist so viel Schreckliches passiert. Dinge die du dir gar nicht vorstellen kannst. Da ist der Teil von mir verschwunden. Ich muss nun mal Stark sein und darf keine schwäche zeigen", antwortete ich kalt. "Das habe ich gemerkt. Du bist nur noch darauf fixiert das Heilmittel zu verbreiten, da merkst du nicht wie eiskalt du geworden bist", gab er so kühl von sich, dass es mir das Herz zerriss. Bin ich wirklich so kalt geworden? Spielt er auf das an was auf dem Friedhof passiert ist? Wahrscheinlich hat er Recht, seit dem Heilmittel denke ich an nichts anderes mehr. "Was soll ich sonst machen dasitzen und Däumchen drehen!?",wurde ich jetzt wieder lauter. "Natürlich nicht aber ruhe dich auch mal aus und denk auch mal an deine Freunde. Sie sehen dich auch nur noch wenn du Anweisungen verteilst", sagte er ruhiger. "Außerdem musst du nicht immer an vorderster Front kämpfen", fügte er hinzu. "Wie bitte!? Ich soll die Anderen in den Tod schicken während ich hier sitze und warte ob jemand zurückkommt? Wieso sollte ich das machen!? Meine Freunde im Stich lassen! Gib mir nur einen verdammten Grund dazu!", schrie ich ihn kochend vor Wut an. Ich war komplett außer mir. Auch Kilian wurde immer noch wütender. Die Ader an seiner Stirn war deutlich zu erkennen. "Weil...", fing er an, brach aber ab. "Weil was!?" vorderte ich ihn wütend auf. "Weil ich dich liebe!", schrie er zurück.

Es war still, ich starrte ihn bloß fassungslos an, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Er hatte mich damit total überrumpelt, doch auch er sagte nichts und wartete wohl offenbar auf meine Reaktion. Allerdings stand ich vor ihm wie eine Marmor Statue und starrte ihn nur an. Das einzige was man hörte war der kalte Wind der an uns vorbei pfiff und meine Haare zerzauste. Mein ganzer Körper zitterte und das nicht nur weil es so plötzlich kalt wurde "W... Was?" flüsterte ich, da ich nicht glauben konnte was er gerade sagte. Er ging langsam auf mich zu und nahm meine Hände in seine und sah diese nur an, als er das gerade gesagte noch mal wiederholte "Ich Liebe dich... Kate" Er spürte wie ich zitterte und er legte einen Arm um mich, auch wenn er wieder nett und Liebevoll war und mir so zu sagen seine Liebe gestanden hatte, konnte ich die Worte die er während des Streits zu mir sagte nicht vergessen, es war als hätte er sie in meinen Kopf gebrannt. Als wir los liefen fing es plötzlich an zu schneien. Na toll ausgerechnet jetzt musste der erste Schnee fallen. Es blieb nur nicht bei ein paar kleinen Flocken... Nein, in Sekundenschnelle entwickelte sich ein gewaltiger Schneesturm, was keinen angenehmen Winteranfang versprach.

Sofort rannten wir los und da die Unterkunft in der Kilian wohnte näher war als mein Haus rannten wir instinktiv zu ihm, wo wir vor seiner Zimmertür stehen blieben. Mir war fürchterlich Kalt und ich zitterte wie Espenlaub. Wie ich den Winter hasse! Kilian sah besorgt zu mir und fing an meine kalten Finger mit seinen komischerweise warmen Händen zu wärmen. Als ich langsam wieder Gefühl in meinen Fingern hatte zog ich sie aus Kilians Griff. Die Stimmung zwischen uns war angespannt, ich wollte fast schon wegrennen "Ich... Ich sollte jetzt gehen" stotterte ich und wandte mich ab um zu gehen doch Kilian packte mich am Arm und hinderte mich daran "Kate du kannst da jetzt nicht raus bei dem Sturm" sagte er ruhig und wie immer hatte er recht doch ich weigerte mich, mich wieder zu ihm Umzudrehen "Bleib hier Kate..."flüsterte er und ich drehte mich nun doch zu ihm. Weil ich ja auch Interesse daran hab bei dem Mann zu schlafen der mir gerade alles an den Kopf geworfen hat was ich falsch gemacht hab, nur um mir dann zu sagen das er mich Liebt! So ein Idiot! Gerade als ich mich erneut vor ihm losreißen wollte sah ich ihm in seine Augen in denen ich pure Schuld sah und auch wenn er furchtbares gesagt hatte, war es nun mal irgendwo die Wahrheit und der Alkohol hatte da bestimmt auch seine Finger im spiel, also blieb ich stehen, legte meine Hand vorsichtig auf seine und löste seinen Griff um meinem Arm. Dabei sah ich ihm direkt in die Augen um ihm zu zeigen das ich nicht weglaufen werde. Kurz sah ich zum Fenster durch das ich den heftigen Schneesturm sah. Wollte ich da wirklich raus? Ich sah wider zu Kilian der den Blick immer noch auf mich gerichtet hatte und mich wieder mit seinem Blick fesselte, wodurch ich ganz nah vor ihn trat und er mir meine vom Wind zerzausten Haare aus dem Gesicht strich und wir uns langsam näher kamen bis sich unsere Lippen berührten. Wieder stand ich mit dem Rücken zur Wand und wieder vergrub ich meine Hände in seinen Haaren, dann hob mich Kilian hoch und trug mich in sein Zimmer...  

The survivors - Kampf gegen den TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt